Mit Liebe gestrickt

ist bestens, ich mache nur unnötigen Wirbel, und Blumen sind okay. Ich besorge auf dem Weg welche bei Sainsbury,
und du machst dir einen tollen Tag und feierst mit Harry. Ich rufe dich an, wenn ich zurück bin.«
    »Sicher?«
    »Absolut.«
    »Aber?«
    »Nichts. Es ist nur so, dass ich mir so scheinheilig vorkomme. Ich sollte die trauernde Witwe sein, aber ich bin immer noch schrecklich wütend auf ihn. Ich dachte, ich hätte es langsam verarbeitet, oder ihm sogar verziehen, aber das habe ich nicht. Ich meine, ich verzeihe ihm die Affäre. Es ist seltsam, aber darüber bin ich wirklich hinweg. Vielleicht hat mein Minimoment mit Daniel in Venedig mir geholfen, das irgendwie in die richtige Perspektive zu rücken und auch dazu geführt, dass ich mich nicht mehr total abgelehnt fühle.«
    »Ganz bestimmt, Darling.«
    »Aber ich kann ihm immer noch nicht verzeihen, dass er vorhatte, die Jungs zu verlassen. Damit habe ich nicht annähernd meinen Frieden gemacht. Nicht annähernd.«
    »Natürlich nicht. Wie solltest du auch? Herrgott, endlich wird er befördert, und du glaubst, jetzt beginnt dein neues Leben als Frau des Auslandskorrespondenten, aber dann stellt sich heraus, dass er eine Affäre hat und die Scheidung will. Und an dem Abend, an dem er dir das eröffnet, schafft er es auch noch, sich bei einem Autounfall umzubringen. Wie um alles in der Welt solltest du das schon verarbeitet haben? Das dauert Jahre.«
    »Danke, das ist sehr ermutigend.«
    »Darling, du machst es großartig, genau genommen sogar fantastisch. Statt zusammenzubrechen hast du weitergemacht, mit all den Schulden und der verdammten zweiten Hypothek, von der er dir nicht mal erzählt hatte. Du hast das Haus verkauft und bist in die hinterste Wallachei gezogen, damit du im Wollladen
deiner Gran arbeiten kannst. Und bevor du mich darauf hinweist, ja, ich weiß, dass es jetzt dein Laden ist, und du hast es fantastisch gemacht und bist jetzt die beste Freundin der Diva und überhaupt. Offizieller Strick-Coach von Amazing Grace, aber trotzdem. Ich wäre ganz bestimmt scheißwütend auf ihn. Eigentlich ist es sogar ganz gut, dass er dieses Auto zu Schrott gefahren hat, weil ich ihn sonst persönlich umgebracht hätte, wenn ich ihn in die Pfoten gekriegt hätte. Mistkerl.«
    Das ist mit das Beste an Ellen: Sie ist so wunderbar parteiisch. Sie betrachtet einen Streit nie von beiden Seiten oder sagt dir, dass du dich beruhigen, darüber nachdenken und es mal von einem anderen Standpunkt aus betrachten sollst. Und sie war so großartig letztes Jahr mit der Beerdigung und allem. Weiß der Himmel, wie ich es ohne sie geschafft hätte.
    »Ich weiß, Ellen, aber zum Teil war es auch mein Fehler.«
    »Oh, bitte, ist schon wieder der Schuld-Trip angesagt? Wie zum Teufel noch mal sollte es dein Fehler gewesen sein?«
    »Ich hätte es wissen sollen, das mit dem Geld. Ich hätte es irgendwie mitbekommen müssen. Und wenn ich nicht so auf die Jungs fixiert gewesen wäre, hätte ich bemerkt, dass er sich zunehmend langweilt. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, hätte ich sehen müssen, dass er sich mehr und mehr von uns gelöst hat, aber ich habe es bewusst ignoriert. Er wurde immer schrecklich wütend, wenn ich versucht habe, mit ihm darüber zu reden, also habe ich es gelassen.«
    »Und ich nehme an, es war auch deine Schuld, dass er den UN-Teenager gebumst hat, oder?«
    »Sie war sechsundzwanzig, Ellen.«
    »Sechsundzwanzig oder sechzehn, das macht keinen Unterschied, außer durch bessere Kleidung. Jetzt reiß dich zusammen, Darling. Er hat unglaubliche Scheiße gebaut. Und es war
zwar nicht dein Fehler, aber du durftest die Scherben aufsammeln. Es ist Schwachsinn, von welcher Seite auch immer du es betrachtest.«
    »Wahrscheinlich. Obwohl ich jetzt gern hier lebe.«
    »Ich weiß, Pollyanna. Du warst schon immer gut darin, alles positiv zu sehen… wie war das noch mit der Zitrone?«
    »Wenn das Leben dir Zitronen schenkt, mach Limonade draus.«
    »Du meine Güte.«
    Wir fangen beide gleichzeitig an zu kichern.
    »Was für ein Müll - klingt ganz nach deiner Diva. Wie die Nummer, dass Menschen dir nur was anhaben können, wenn du sie lässt; alles Karma.«
    »Ja, aber ich glaube, da ist etwas Wahres dran.«
    »Oh, definitiv. Es ist sehr gutes Karma, wenn du unglaublich reich und irre dünn bist und deine letzten drei Filme Megahits waren. Es ist allerdings nicht ganz so leicht, wenn du bei Burger King arbeitest und gerade die Zwiebelringe angekokelt