Mit offenen Karten
Seine Anwendung ist nach Veronal oder irgendwelchen anderen Barbituraten gefährlich. Ich bemerkte die verfärbte Stelle am Arm, wo offensichtlich irgendetwas in eine Vene gespritzt worden war. Ein Wink an den Polizeiarzt, und das Medikament wurde durch keinen Geringeren als Sir Charles Imphrey, den analytischen Chemiker des Innenministeriums, festgestellt.»
«Das bricht Ihnen, glaube ich, den Hals», stellte Superintendent Battle befriedigt fest. «Wir brauchen jetzt den Fall Shaitana natürlich nicht mehr zu beweisen. Wenn nötig, können wir eine weitere Anklage wegen Mordes an Mr Charles Craddock – und möglicherweise auch an seiner Frau – erheben.»
Die Erwähnung dieser beiden Namen gab Roberts den Rest, er lehnte sich in seinen Stuhl zurück.
«Ich passe. Ich lege meine Karten auf den Tisch. Sie haben gewonnen. Ich vermute, Shaitana, der schlaue Teufel, hat Sie aufgeklärt, bevor Sie an jenem Abend gekommen sind. Und ich hatte mir eingebildet, so gut mit ihm abgerechnet zu haben.»
«Das verdanken Sie nicht Shaitana», sagte Battle. «Die Ehre gebührt allein unserem Monsieur Poirot.»
Er ging zur Tür und ließ zwei Männer eintreten.
Superintendent Battle Stimme wurde streng dienstlich, als er die offizielle Verhaftung vornahm.
Als sich die Tür hinter dem Beschuldigten schloss, sagte Mrs Oliver strahlend, wenn auch nicht ganz wahrheitsgetreu:
«Ich habe immer gesagt, dass er es war.»
31
E s war Poirots großer Augenblick, alle Augen waren in gespannter Erwartung auf ihn gerichtet. «Sie sind sehr gütig», sagte er lächelnd. «Wissen Sie, ich glaube, dass ich meinen kleinen Vortrag genieße. Ich bin ein geschwätziger alter Kerl.
Dieser Fall war für mich einer der interessantesten meiner Laufbahn. Sie wissen, wir hatten nichts, wovon wir ausgehen konnten. Wir hatten vier Leute, von denen einer den Mord begangen haben musste. Aber wer von den vieren? Gab es einen Fingerzeig? In materiellem Sinne – nein – keine Fingerabdrücke – keine kompromittierenden Papiere oder Dokumente. Wir hatten nur – die Leute selbst.
Und einen einzigen greifbaren Anhaltspunkt – die Bridgeabrechnungen.
Sie werden sich vielleicht erinnern, dass ich diesen Abrechnungen von Anfang an ein besonderes Interesse gewidmet habe. Sie sagten mir etwas über die Leute, die sie gemacht hatten, und mehr als das. Sie gaben mir einen wertvollen Wink. Ich bemerkte sofort im dritten Robber die Zahl 1500 über dem Strich. Diese Zahl konnte nur eines bedeuten – die Ansage eines großen Slam. Nun, wenn eine Person sich entschließen sollte, unter diesen etwas außergewöhnlichen Umständen (das heißt, während einer Bridgepartie) ein Verbrechen zu begehen, so riskierte sie klarerweise zwei Dinge. Erstens könnte das Opfer aufschreien, und zweitens könnte, sogar wenn das Opfer nicht aufschrie, einer der drei anderen zufällig im entscheidenden Moment aufschauen und zum Augenzeugen der Tat werden.
Nun, was das erste Risiko betrifft, so war nichts dagegen zu machen. Es war reine Glückssache. Aber das zweite konnte man ausschalten. Es versteht sich, dass während eines interessanten und aufregenden Spiels die Aufmerksamkeit der drei Spieler gänzlich auf das Spiel konzentriert ist, wogegen sie bei einem langweiligen Spiel viel eher umherblicken. Nun ist die Ansage eines großen Slam immer aufregend. Sie wird sehr oft (wie auch in diesem Fall) gedoppelt. Jeder der drei Spieler spielt mit höchster Aufmerksamkeit. Der Ansager, um seinen Kontrakt zu erfüllen; die Gegner, um richtig abzuwerfen und ihn zu Fall zu bringen. Es bestand also eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass der Mord während dieses Spieles begangen wurde, und ich beschloss, wenn möglich, herauszubekommen, wie geboten wurde. Ich erfuhr bald, dass während dieses besonderen Spiels Dr. Roberts Strohmann gewesen war. Ich prägte mir das ein und betrachtete die Sache nun von meinem zweiten Gesichtspunkt aus – der psychologischen Wahrscheinlichkeit. Von den vier Verdächtigen schien mir Mrs Lorrimer bei weitem am fähigsten, einen Mord zu planen und erfolgreich durchzuführen – aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie imstande wäre, ein spontanes Verbrechen zu begehen.
Andererseits gab mir ihr Benehmen an jenem ersten Abend zu denken. Es ließ vermuten, dass sie entweder den Mord selbst begangen hatte oder wusste, wer der Täter war.
Ich machte daraufhin ein zweites Experiment. Ich ließ mir von jedem der Reihe nach sagen, an was in dem Zimmer
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