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Mit offenen Karten

Mit offenen Karten

Titel: Mit offenen Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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fluchte Mrs Astwell. «Die Leute machen es absichtlich. Sicher ein Paket oder vielleicht ein Telegramm.»
    Sie schritt bedächtig zur Eingangstür.
    Zwei Herren standen davor. Ein kleiner, ausländisch aussehender und ein großer, stämmiger. Letzteren erinnerte sie sich, schon einmal gesehen zu haben.
    «Ist Miss Meredith zuhause?», fragte der Große. Mrs Astwell schüttelte den Kopf.
    «Soeben ausgegangen.»
    «Wirklich? In welche Richtung? Wir sind ihr nicht begegnet.»
    Mrs Astwell studierte heimlich den wunderbaren Schnurrbart des anderen Herrn und fand bei sich, dass sie ein recht ungleiches Freundespaar waren, dann gab sie weiter Auskunft.
    «Zum Fluss ist sie gegangen», erklärte sie.
    Der andere Herr fiel ein.
    «Und die andere Dame? Miss Dawes?»
    «Sie sind beide fort.»
    «Ah, danke sehr», sagte Battle, «warten Sie, wie kommt man zum Fluss?»
    «Erste Biegung nach rechts, den Feldweg hinunter», erwiderte Mrs Astwell prompt. «Wenn Sie dann zum Uferweg kommen, gehen Sie nach rechts. Ich hörte sie sagen, dass sie dorthin gehen würden», fügte sie hilfreich hinzu, «vor einer knappen Viertelstunde, Sie werden sie bald eingeholt haben.»
    «Ich frage mich», überlegte sie im Stillen, als sie widerstrebend die Eingangstür schloss, nachdem sie ihnen neugierig nachgestarrt hatte, «wer ihr zwei sein mögt. Es ist mir ein Rätsel.»
    Mrs Astwell ging zum Küchenausguss zurück, und Battle und Poirot nahmen die erste Biegung nach rechts, einen ausgetretenen Feldweg, der bald in den Uferweg mündete.
    Poirot beschleunigte seine Schritte, und Battle sah ihn neugierig an.
    «Ist etwas los, Poirot? Sie scheinen in großer Eile.»
    «Sie haben Recht, ich bin beunruhigt, mein Freund.»
    «Ist etwas Besonderes los?»
    Poirot schüttelte den Kopf.
    «Nein. Es gibt vielerlei Möglichkeiten. Man kann nie wissen…»
    «Sie haben irgendeine Vorahnung», vermutete Battle. «Sie haben darauf gedrängt, dass wir heute Morgen, ohne einen Augenblick zu verlieren, herkommen, und Sie haben Constable Turner gehörig Gas geben lassen. Was befürchten Sie? Das Mädchen hat sein Pulver verschossen.»
    Poirot schwieg.
    «Was befürchten Sie?», wiederholte Battle.
    «Was befürchtet man in solchen Fällen immer?»
    Battle nickte.
    «Sie haben ganz Recht. Ich frage mich…»
    «Sie fragen sich was, mein Freund?»
    Battle sagte langsam:
    «Ich frage mich, ob Miss Meredith weiß, dass ihre Freundin Mrs Oliver gewisse Dinge mitgeteilt hat.»
    Poirot nickte anerkennend mit dem Kopf.
    «Schnell, mein Freund, beeilen wir uns!», sagte er.
    Sie eilten dem Flussufer entlang. Auf dem Wasser war kein Fahrzeug zu sehen, aber als sie gleich darauf um eine Ecke bogen, blieb Poirot plötzlich stocksteif stehen. Battles rascher Blick sah es auch.
    «Major Despard», sagte er.
    Despard schritt ungefähr dreißig Meter vor ihnen ebenfalls dem Flussufer entlang.
    Etwas weiter sah man die beiden Mädchen in einem Kahn auf dem Wasser. Rhoda stakte – Anne lag im Boot und lächelte zu ihr hinauf. Keine von beiden blickte zum Ufer.
    Und dann – geschah es. Annes ausgestreckte Hand, Rhodas Schwanken, ihr Sturz über Bord – ihr verzweifeltes Anklammern an Annes Ärmel, das schaukelnde Boot – dann ein umgestürzter Kahn und zwei Mädchen, die im Wasser kämpften.
    «Haben Sie es gesehen?», rief Battle, als er zu laufen begann. «Die kleine Meredith hat sie um das Fußgelenk gepackt und hineingestoßen. Mein Gott, das ist ihr vierter Mord!»
    Beide liefen nach Leibeskräften. Aber jemand war ihnen voraus. Es war klar, dass keines der Mädchen schwimmen konnte, aber Despard war schnell den Pfad entlang zum nächstgelegenen Punkt gerannt. Jetzt sprang er ins Wasser und schwamm auf sie zu.
    « Mon dieu, das ist spannend», rief Poirot. Er packte Battles Arm. «Welche von beiden wird er zuerst retten?»
    Die beiden Mädchen waren nicht zusammen. Sie waren ungefähr vier Meter voneinander entfernt.
    Despard schwamm kraftvoll auf sie zu. In seinen Tempi war kein Stocken oder Zaudern. Er schwamm geradewegs auf Rhoda zu.
    Battle erreichte seinerseits die nächstgelegene Uferstelle und sprang ins Wasser. Despard hatte soeben Rhoda glücklich zum Ufer gebracht, er zog sie herauf, legte sie nieder, tauchte wieder ins Wasser und schwamm zu dem Punkt, wo Anne eben untergegangen war.
    «Vorsicht», rief Battle, «Schlingpflanzen.»
    Er und Battle erreichten die Stelle gleichzeitig, aber Anne war bereits untergegangen.
    Sie bekamen sie endlich zu fassen und

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