Mitarbeiter sind so verletzlich
die Kleidervorschriften ab!
Eine der dümmsten Einrichtungen der letzten Jahre ist der in den USA so gerne praktizierte „Casual Friday“. Am Freitag – aber auch wirklich nur dann – dürfen die Mitarbeiter in Pullover und Jeans (also leger – casual) in sehr vielen Büros herumlaufen. Aber bitte in Designer-Jeans und edlem Outfit! Jedes Mal wenn ich es mit New Yorker Anwalts- oder Börsenbrokerbüros an einem Freitag zu tun habe, lache ich mich schief. Nach jedem Händeschütteln entschuldigt sich mein Gegenüber, weil Freitag ist und er im flotten Armanipullover statt im tristen Grauen mit Hermeskrawatte herumläuft. Als wenn das irgendetwas mit dem Ausgang unserer Gespräche zu tun hätte. Ich kenne Unternehmen in Deutschland, die diesen Unsinn ohne weiteres Nachdenken direkt übernommen haben. Mit dem treudeutschen Gründlichkeitseffekt, dass sich viele Herren erst Jeans kaufen mussten, um „mithalten zu können“ …
Natürlich sollten Mitarbeiter einigermaßen gepflegt herumlaufen. Und natürlich sollte man den Erwartungen der Kunden gerecht werden (oder sie zumindest positiv überraschen). Aber nur, weil der Geschäftsführer so gerne rote Fliegen trägt, muss noch lange nicht die Fliege vorgeschrieben werden. Warum zum Teufel muss jeder in der Buchhaltung und im Marketing mit Anzug und Krawatte herumlaufen? Was hat dies mit Seriosität zu tun? Nur weil die Geschäftsleitung dies glaubt? Im Wirtschaftsleben, speziell in Banken gelten dunkelgraue und dunkelblaue Anzüge als Zeichen der Seriosität. Dass etwa 95 Prozent aller Wirtschaftsverbrecher in eben so einem Anzug herumlaufen, scheint sich dort noch nicht herumgesprochen zu haben.
Also bitte: Überprüfen Sie diese Bräuche in Ihrem Unternehmen. Nichts gegen einen Vertriebsmitarbeiter, der im eigenen Büro Krawatte und Jackett in den Schrank hängt. Wenn sich ein Kunde beim Empfang anmeldet, hat er allemal Zeit genug, sich wieder auf „seriös zu trimmen“. Überzeugen Sie Mitarbeiter in bestimmten, kundennahen Bereichen, sich adressatengerecht (mein Lieblingswort, weil es einen so wichtigen Kommunikationsgrundsatz darstellt) zu kleiden und zu geben. Aber lassen Sie dem Rest „freien Lauf“ und greifen Sie nur in Extremfällen ein. Sie werden übrigens merken: Je mehr sich Ihre Mitarbeiter mit Qualität, dem hohen Niveau sowie gepflegter Kommunikationskultur (so beides vorhanden) eines Unternehmens identifizieren, desto besser gekleidet werden Sie erscheinen! Versuchen Sie nicht, den eigenen Geschmack zur Maxime der Kleidervorschriften zu machen. Dies kann gewaltig daneben gehen und sich schlicht auf Ihren Umsatz auswirken. Dazu ein Erlebnis aus meinem eigenen Alltag: Als ich einmal die Verkäuferriege eines Unternehmens beobachtete und dabei gegenüber dem Bereichsvorstand über einen jungen Herren lästerte, der als einziger der Anwesenden in weißen Socken, mit Knopf im Ohr und Kettchen am rechten Handgelenk herumlief, wurde ich sofort korrigiert: Der von mir kritisierte Verkäufer war der erfolgreichste von allen Anwesenden. Seine Kunden waren exakt genauso gekleidet und „vertrauten“ auch nur Menschen in diesem gewohnten Outfit. Der Verkäufer setzte seine optischen Verkaufshilfen sehr gezielt ein und fuhr auch – als einziger der Mannschaft – einen entsprechend passenden Firmenwagen mit Breitreifen und Spoiler. Dass ihm sein Vorstand diesen Schnickschnack genehmigt hat, spricht für die Verkäuferqualitäten beider Personen.
Noch ein Wort zu Uniformen : Wenn Sie in Ihrem Unternehmen in irgendwelchen Bereichen Uniformen vorschreiben, so ist dies generell in Ordnung. Speziell nach außen wird damit der Mitarbeiter eindeutig identifizierbar. Außerdem sind schicke Uniformen nicht unerheblich für die Wirkung des gesamten Unternehmens nach außen. An diesem Punkt jedoch bekomme ich schon wieder Bauchweh! Warum stecken so viele Unternehmen Ihre Mitarbeiter in Uniformen, die genau das Gegenteil bewirken, ohne dass ich hier Geschmacks- und Modefragen diskutieren möchte. Achten Sie bitte darauf (so in Ihrem Unternehmen anwendbar und von Ihnen entscheidbar), dass sich der Chauvinismus derjenigen, die diese Uniformen auswählen, nicht allzu krass auswirken kann. Oft genug werden zum Beispiel Uniformen für Männer einfach mit kleinen Änderungen versehen und dann den Damen angezogen. So manche deutsche Polizistin, Dame im Bereich der öffentlichen Verkehrsmittel, aber auch Mitarbeiterin in einigen Hotels ist ein abschreckendes Beispiel
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