Mithgar 11 - Die kalten Schatten
Quadra-Pass zu überqueren, und falls dieser Weg frei ist, könnt Ihr durch Darda Galion nach Süden ziehen, wo unsere Lian-Sippe Euch weiterhelfen wird.
Sollte der Quadra-Pass vom Feind gehalten werden oder macht der Schnee ein Durchkommen unmöglich, dann müsst Ihr Euch noch weiter nach Süden zum Günarschlitz oder sogar zum Ralo-Pass wenden und von dort zur Günarring-Schlucht und weiter ins ferne Pellar.
Da ich die Gedanken des Feindes in Gron nicht kenne, kann es sein, dass keiner dieser Wege über den Grimmwall offen ist, und wie Ihr dann letztendlich nach Caer Pendwyr gelangt, vermag ich nicht zu sagen, aber Ihr müsst dorthin, und das sind die Wege, die Ihr zur Auswahl habt.«
Galen nickte bedächtig, doch es war Talarin, der nun sprach. »König Galen, wenn ich es für nützlich hielte, würde ich eine Eskorte von Elfenkriegern mit Euch schicken. Doch glaube ich, dass die Augen des Bösen einer großen Streitmacht folgen und ihr eine Falle stellen würden, wo zwei oder drei Leute vielleicht unentdeckt nach Süden durchschlüpfen könnten.
Und auch dies sage ich: König Aurion war ein geliebter Freund, und wir teilen Euren Verlust. Und wir wissen, dass Ihr nach Süden geht, obwohl Euer Herz Euch nach Norden ruft. Mein Sohn hat Euch zwar nichts davon erzählt, aber wir hielten letzte Nacht einen Rat ab und besprachen unser eigenes Vorgehen, je nachdem, ob Ihr nach Süden oder nach Norden zieht. Ihr habt Euch für Süden entschieden, und so sieht nun unser Plan aus: Vanidor, Duorn und zwei, die ihr noch nicht kennt - Flandrena und Varion -, werden sich nach Gron schleichen. Heimlich werden sie sich zum Eisernen Turm pirschen, und sollte es auch nur die geringste Möglichkeit geben, Eure Laurelin zu retten, dann werden sie es tun. Falls nicht, werden sie Nachricht über Modrus Truppen in seiner Festung bringen, damit wir, wenn die Zeit gekommen ist, bereits ein wenig über die Stärke und Aufstellung des Feindes Bescheid wissen. Dies werden wir tun, während Ihr Euer Heer sammelt.«
Galen sagte nichts, doch in seinen Augen standen Tränen, und er ergriff Vanidors Hand.
»Prinz Igon ist wach, König Galen«, sagte der Heiler. »Bitte belastet ihn nicht zu sehr.« Galen und Tuck betraten das Zimmer. Während Tuck an der Tür stehen blieb, ging Galen zum Bett. Igon lächelte schwach; er wirkte blass im gelben Lampenschein. »Wir reiten jetzt nach Süden, Bruder, um das Heer zu sammeln«, sagte Galen. » Nach Süden? O nein!«, widersprach Igon mit dünner, zittriger Stimme. »Laurelin befindet sich im Norden!« Dann schien er den Waerling zum ersten Mal zu bemerken. »Herr Tuck, wieso seid Ihr hier? Die Feste Challerain… Vater… «
Nach einem kurzen Schweigen fragte Igon: »Bist du jetzt König, Galen?« Auf Galens Nicken hin weinte der Prinz. »Dann war es also kein Fiebertraum, wie ich gehofft hatte. Vater ist tot.« Er drehte sich mit dem Gesicht zur Wand.
Der Heiler machte Galen ein Zeichen, und der junge König ergriff die Hand seines Bruders und hielt sie fest. »Wir müssen nun aufbrechen, Igon. Die Horde muss aufgehalten werden.«
Galen ließ Igons Hand los und strich dem jungen Prinzen sanft übers Haar, dann ging er zur Tür, wo Tuck stand. Igon wandte ihnen das Gesicht zu. »Ich verstehe, Galen, ich verstehe. Du bist der König, und das Heer ist im Süden.« Und während Tuck und Galen den Raum verließen, hörten sie hinter sich Igon leise weinen.
Der Moment des Abschieds war gekommen. Tuck und Galen standen inmitten der Elfen. Und weder der Dusterschlund noch ihr gefährliches Vorhaben vermochten das helle Strahlen der Lian zu trüben. Die wunderschöne Rael begleitete Talarin, und an der Seite der beiden war Vanidor. Drei weitere Elfen kamen herbeigeritten: Duorn, Flandrena und Varion. Zusammen mit Vanidor wollten sie sich nach Gron wagen und versuchen, den Eisernen Turm selbst zu erreichen. Auch andere Elfen waren versammelt, Krieger hauptsächlich: die Wächter Lians.
Gildor, Galen und Tuck standen vor Talarin; der Führer der Krieger im Ardental streckte ihnen die Hand entgegen, und Rael, die Elfe, stellte sich neben ihren Elfenfürsten. »König Galen«, erklärte Talarin, »ehe ich Euch und Euren Kameraden Lebewohl sage, möchte ich meine Rael sprechen lassen, denn ihre Worte enthalten häufig Vorahnungen.«
Sanft drang die Stimme der anmutigen Gemahlin an ihr Ohr: »König Galen, der Weg, der vor Euch liegt, wird beschwerlich sein, denn das Land ist voll schrecklicher Gefahren.
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