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Mithgar 11 - Die kalten Schatten

Mithgar 11 - Die kalten Schatten

Titel: Mithgar 11 - Die kalten Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKIernan
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Gesicht in den Händen, und aus seinen saphirblauen Augen quollen Tränen.
    Galen hielt die rote Augenklappe in den Händen und glättete die Bänder.
    »Ich habe die Augenklappe genommen, damit die Rüpt König Aurions Leichnam nicht besudeln«, sagte Gildor.
    Galen nickte wortlos und ohne aufzublicken.
    Lange Augenblicke verstrichen, und Igons keuchender Atem beruhigte sich. »Das Fieber ist vorbei«, sagte der Elfenheiler. »Er hat das Gift aus der Klinge des Feindes endlich abgestoßen. Wenn er aufwacht, wird er schwach sein, aber bei klarem Verstand. Es wird allerdings zwei Wochen oder länger dauern, bis er wieder ganz bei Kräften ist, und er wird zeitlebens eine Narbe behalten.«
    Galen wandte sich von seinem Bruder ab und sah Talarin ins Gesicht. »Wir sind vier, vielleicht fünf Dunkeltage hinter dem Haufen der Ghola, die mit Prinzessin Laurelin nach Norden fliehen. Ich vermute, ihr Ziel ist Modrus Festung. Wo, glaubt Ihr, könnten sie im Augenblick sein?«
    Talarin drehte sich zu Gildor um, und Tuck stellte fest, dass sich die beiden Elfen sehr ähnelten. »Du und dein Bruder Vanidor, ihr wart zu anderen Zeiten im südlichen Winkel von Gron«, sagte Talarin. »Ihr seid sogar bis ins Klauenmoor und zum Eisernen Turm gekommen. Was meinst du?« Gildor dachte kurz nach. »Wenn sie fünf ganze Tage weiter nördlich sind, dann haben sie bereits den Grumpf erreicht; wenn nur vier, dann sind sie noch einen Tagesritt von dem Morast entfernt. Und in drei, höchstens vier Dunkeltagen, König Galen, werden sie in der Festung des Feindes ankommen.«
    Galens Stimme klang düster. »Ihr bestätigt meine Überlegungen, Fürst Gildor. So also sieht meine Zwangslage aus: Ehe wir die Ghola einholen können, wird Laurelin in Modrus Festung sein, und nichts außer einer großen Armee - dem Heer des Königs - wird diese schrecklichen Tore je aufbrechen; und selbst das Heer wird seine liebe Not damit haben. In jedem Fall könnte der schändliche Modru die Prinzessin verstümmeln oder gar töten, ehe das Heer seinen Turm bezwingt«
    »Die Prinzessin töten?«, stieß Tuck hervor und sprang auf. »Kann er so niederträchtig sein?«
    »Ihr Leben bedeutet ihm nichts«, antwortete Gildor.
    »Halt, mein Sohn«, warf Talarin ein und hob die Hand. »Es stimmt zwar, was du sagst, doch Modru hat große Anstrengungen unternommen, sie zu sich bringen zu lassen. Vielleicht verfolgt er einen Zweck mit ihr.«
    »Einen Zweck?«, schrie Tuck.
    »Jawohl«, erwiderte Talarin. »Als Geisel vielleicht… oder Schlimmeres.«
    »Schlimmeres?« Tucks Stimme wurde zu einem verzweifelten Flüstern. »Wir… müssen etwas tun.«
    Galen legte daraufhin die Saat für einen gefährlichen Plan. »Vielleicht können wenige Erfolg haben, wo eine Armee scheitern würde. Es dürfte nur eine Hand voll Leute sein - welche die Mauern von Modrus Festung erklimmen, ungesehen hineinschlüpfen und sie befreien.«
    Eine Weile sagte niemand etwas, dann brach Gildor das Schweigen. »König Galen, ein solcher Plan könnte gelingen, wenngleich ich es für unwahrscheinlich halte, denn der Eiserne Turm ist eine mächtige Festung. Doch habt Ihr bislang nur von der Hälfte Eures Dilemmas gesprochen: der misslichen Lage von Prinzessin Laurelin. Die andere Seite jedoch ist noch drängender: Das Reich ist besetzt, denn die Winternacht und Modrus Gezücht verwüsten das Land, und das Heer braucht Führung, um all dem ein Ende zu machen.«
    »Aber Fürst Gildor«, antwortete Galen gequält, »Pellar liegt mehr als tausend Meilen südlich von hier. Dorthin zu reisen und mit dem Heer zurückzukehren, würde Wochen, ja Monate dauern!«
    Erneut vergingen lange Momente des Schweigens, doch nun regte sich Igon und schlug die Augen auf. Klar waren sie nun, nicht mehr so wirr, und im gelben Schein der Lampe sah er die Umstehenden.
    »Galen«, Igons Stimme war zittrig und schwach, »weißt du von Laurelin?« Auf Galens Nicken hin stiegen Tränen in Igons Augen, er schloss sie, und die Tropfen rannen ihm über die Wangen. »Ich habe versagt«, flüsterte er. »Ich habe in meinem Schwerteid versagt, für ihre Sicherheit zu sorgen. Und nun ist sie in der Hand des Feindes.« Der Prinz verstummte.
    Die Augenblicke zogen sich hin, und als Tuck bereits glaubte, Igon sei wieder eingeschlafen, fuhr dieser fort: »Sie waren so viele, die Ghola, und sie haben uns zusammengehauen wie Schafe, die man zur Schlachtbank führt. Ich wurde gefällt, und danach weiß ich nichts mehr. Das Erste, woran ich mich

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