Mithgar 12 - Der schwaerzeste Tag
Nähe ließ ein Ghul die toten, schwarzen Augen über den Hof schweifen. Also gut, Bokker, da du nun in der Festung bist, meinst du, du könntest es bis zum Tor schaffen? Die anderen acht werden dich nämlich dort brauchen. Das Tor liegt genau im Westen… exakt auf der anderen Seite der Festung, mitten durch eine Burg, die von Feinden wimmelt. Du musst nichts weiter tun, als unbemerkt durch die ganze Horde zu marschieren. Aber erst musst du an diesem Ghul vorbeikommen, der hier alles beobachtet. Wieder spähte Tuck hinaus, zog aber rasch den Kopf zurück, da eine geifernde Kompanie Ruhks am Wall entlang auf sein Versteck zumarschierte. Weiter, weiter! Sie kamen näher, und Tuck drückte sich tiefer in die Dunkelheit der Nische und ließ Bogen und Köcher von den Schultern gleiten. Weiter, weiter! Noch näher kamen die Rukhs, und nun konnte Tuck sie streiten und knurren hören. Weiter, weiter! Die ersten Reihen schritten an dem Bokker vorbei, der sich in seiner Mauernische nicht rührte. Weiter, weiter! Hlöks bellten Befehle, und die Rukhs drängelten vorwärts. Weiter, weiter! Rukhs strömten vorüber, und Tuck betete, dass keiner zu ihm hineinlugte und ihn entdeckte. Weiter, weiter! Nun zogen die letzten Reihen vorbei.
Das ist es, Bokker!, dachte Tuck. Und als der Letzte der Brut vorüber war, trat der Wurrling aus dem Dunkel und schloss sich ihrem Marsch an.
Bei jedem Schritt schoss ihm ein stechender Schmerz ins linke Bein, und er spürte, wie in seinem Stiefel etwas aneinanderrieb. Doch er ging weiter, die Zähne zusammengebissen, damit er nicht aufschrie vor Qual, und sein Herz hämmerte angstvoll - ein einsamer Wurrling, der am Ende einer Kompanie zankender Rukhs marschierte. Wie ein dummes Schaf im Wolfspelz, dachte Tuck zwischen zwei Schritten.
Sie marschierten an der Mauer entlang nach Süden, und dann drehten sie nach Westen und folgten einem gepflasterten Weg zwischen niedrigen Gebäuden und schmucklosen Türmen. Und am Ende der Kompanie hoppelte Tuck und weigerte sich, der durchdringenden Qual in seinem Fuß nachzugeben, und fürchtete doch bei jedem Schritt, er könnte aufschreien oder zusammenbrechen.
Sie passierten den Aufpasser-Ghul, dessen tote, schwarze Augen nur flüchtig über die Kompanie strichen, die in westliche Richtung drängelte. Tuck hielt den Kopf gesenkt und das Gesicht verborgen und versteckte die Hände unter dem Umhang, als er an dem Ghul vorbeihinkte. Das Helross schnaubte und grunzte, als der Wurrling an ihm vorüberging, und der Bokker wusste, dass das Tier ihn gerochen hatte. Doch genau in diesem Augenblick ließ der Ghul das Ross lostraben und entfernte sich in Richtung von drei Kompanien mit heftig streitendem Madenvolk, ohne auf das Quieken und Grunzen der Kreatur zu achten, die ihn trug.
Weiter humpelte Tuck, am Ende der Kompanie des Gezüchts, die nun einen Innenhof durchquerte, um dann nach Norden abzubiegen. Tuck entdeckte einen Weg, der nach Westen führte, und als die Rukhs um eine Ecke bogen, trat der Wurrling in einen dunklen Eingang, während das Madenvolk weitermarschierte.
Unter heftigen Schmerzen schleppte sich Tuck in den Innenhof zurück und gelangte auf die andere Seite, indem er sich im Schatten der Stützmauern für die Gebäude auf der Nordseite hielt.
Er hinkte in den nach Westen führenden Weg und fand sich in einem engen Gewirr von Gassen wieder. Doch er strebte weiter nach Westen, wobei er manchmal in Sackgassen geriet, wo er zurückgehen und einen neuen Weg su chen musste. Und bei jedem Schritt ließ ein widerliches Reiben in seinem Fuß einen brennenden Schmerz durch seinen ganzen Körper fahren.
Tuck humpelte an den engen Stallungen zwischen den Gebäuden vorbei und kam zu einer großen Menge gestapelter Kisten und Fässer; langsam arbeitete er sich hindurch, bis er schließlich einen Weg aus dem Labyrinth fand. Wieder sah er einen von Ruhks wimmelnden Innenhof vor sich, und auf der anderen Seite des Pflasters stand ein mächtiger schwarzer Turm. Tuck schaute an ihm empor und sah den schwarzen Strahlenkranz aus der Turmspitze strömen und an seinen Wurrlingsaugen zerren, und sein Herz pochte, denn der Bokker wusste, er blickte auf Modrus Eisernen Turm. Und während er in die Höhe starrte…
Zzzack! Die Riemen einer Geißel sausten auf Tucks Schultern herab und peitschten ihm ins Gesicht unter der Kapuze, dass die Lippen aufsprangen. Der Wurrling fuhr herum, und vor ihm stand ein zähnefletschender Hlök. Und als der Bokker unter dem Umhang
Weitere Kostenlose Bücher