Mithgar 12 - Der schwaerzeste Tag
Augenblick fiel mit einem dumpfen Laut die Tür zum Eisernen Turm ins Schloss und sperrte alle Geräusche aus.
Tuck setzte das Fass ab und ruhte sich einen Moment aus; seine Augen forschten in die Finsternis. Vor ihm erstreckte sich ein langer Korridor mit knisternden Fackeln, die zuckende Schatten warfen, und links und rechts waren geschlossene Türen. Düster klafften auch die Öffnungen steinerner Bogen in diesem Flur und zeigten an, wo Seitengänge abzweigten. Zu Tucks Linken führte eine Treppe nach oben, und rechts von ihm gingen weitere Stufen zu einer geschlossenen Tür hinab. Plötzlich hallte ein wütendes Kreischen durch den Turm, und Tuck hörte das klatschende Geräusch von laufenden Füßen, die sich ihm näherten. Er schleppte sich die Treppe zu seiner Linken hinauf, und bei jedem Schritt durchzuckte Schmerz seinen gesamten Körper. Er erreichte einen Treppenabsatz, und noch immer ertönten die Wutschreie, und Rukhs und Hlöks stürzten den Gang entlang auf ihn zu. Tuck wanderte eine weitere Treppenflucht nach oben, und das Madenvolk stürmte an ihm vorbei die Stufen hinab, ohne groß auf die Kapuzengestalt zu achten, die in der Gegenrichtung unterwegs war.
Als Tuck zum nächsten Treppenabsatz kam, verstummte das durchdringende Geschrei. Weiteres Gezücht kam dem Wurrling jedoch entgegen, und Tuck wusste, wenn ihn auch nur einer anhielt, war er enttarnt. Deshalb wandte sich der Bokker der erstbesten Tür zu, schob den Messingriegel zurück und trat ein. Die Tür schlug er hinter sich zu. Tuck hielt einen kurzen Moment inne, um Atem zu schöpfen, und musterte dabei den Raum: ein Himmelbett, ein Kamin, eine Tür, durch die er das Ende einer Badewanne sah, und schwere Vorhänge, hinter denen offenbar ein Fenster lag. Von draußen hörte der Bokker Kampfgetümmel, gedämpft durch den Vorhang; und er hörte auch einen gewaltigen Knall.
Der Stoßtrupp! Haben sie das Tor erreicht? Noch immer schwer atmend, humpelte Tuck zum Fenster, um den Vorhang beiseite zu ziehen.
Und als das Tuch zur Seite schwang, sprang eine Gestalt in gesteppter Rukhenkleidung aus dem Dunkel und ließ eine schwere Eisenstange auf den Bokker niedersausen; das Metall streifte schmerzhaft Tucks Arm und Rücken, obwohl der Bokker zur Seite sprang und sich auf dem Steinboden abrollte. Aus seinem Köcher ergossen sich die Pfeile, der Bogen auf seinem Rücken klapperte über die Fliesen und der Umhang wickelte sich um seinen Körper und hinderte ihn daran, das Langmesser zu ziehen. Tucks Kapuze klappte nach hinten, und als er aufblickte, sahen seine schrägen Juwelenaugen eine weibliche Gestalt mit flachsblondem Haar vorspringen, die Stange zum tödlichen Schlag erhoben. »Prinzessin!«, rief er.
Pling! Laurelin ließ den Gitterstab fallen und warf sich neben dem gestürzten Wurrling auf den Boden. »Herr Tuck!«, schrie sie und umarmte ihn. »Oh, Herr Tuck.« Laurelin weinte hemmungslos und drückte sich ungestüm an den Bokker, und Tuck legte den Arm um sie, strich ihr übers Haar und beruhigte sie, und er staunte über die Wege des Zufalls, die ihn hierher geführt hatten.
Durch das Fenster drang ein Trompetenstoß in den Raum, und Tuck wusste, dass der silbrige Ruf aus keinem anderen Instrument als dem Reichshorn stammte, das Patrel mit sich führte. »Kommt, Prinzessin«, sagte er, »wir müssen uns aus dem Staub machen.«
»Tuck, die Ghule!«, rief Laurelin und rappelte sich auf. »Wir müssen in der Tat fort von hier und meinen Fürst Galen warnen: Ein großer Trupp Ghule reitet über die Ödnis von Gron, um der Legion in den Rücken zu fallen.«
»Ghule? Und sie kommen übers Klauenmoor?« Als die Prinzessin nickte, erbleichte Tuck. »Ihr habt recht: Wir müssen die Legion warnen!«
Tsung! Das Geräusch des großen Kurbelbogens drang durchs Fenster, während Tuck sich unter Schmerzen vom Boden erhob: ein Fuß gebrochen, die Lippe vom Peitschenhieb gespalten, eine Strieme im Gesicht, und Arm und Rücken von der Eisenstange blau geschlagen. Rasch überprüfte er seinen Bogen - dieser hatte beim Abrollen keinen Schaden genommen -, und dann begann er die verstreuten Pfeile vom Steinboden einzusammeln und wieder in den Köcher zu stecken.
»Und Tuck!«, erklärte die Prinzessin rasch. »Modru plant für heute etwas Schreckliches. Ich weiß nicht genau, worum es sich handelt, aber es ist übel und hat mit Gyphon zu tun… mit Gyphons Rückkehr!«
»Ja, Prinzessin, das vermuten wir ebenfalls, und wir hoffen, Modrus schändliches
Weitere Kostenlose Bücher