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Mithgar 13 - Zwergenzorn

Mithgar 13 - Zwergenzorn

Titel: Mithgar 13 - Zwergenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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und seine dunklen Augen funkelten im Kerzenschein. »Meister Perry, wir haben uns selbst von der Genauigkeit Eurer Kopien des Brega-Pergaments überzeugt. Da diese Arbeit sich als tadellos erwiesen hat, bezweifeln wir auch nicht länger die Exaktheit Eurer Kopie des Buchs des Raben. Eure handwerklichen Fähigkeiten sind in der Tat von beachtlichem Wert.«
    Borin und Anval verbeugten sich tief vor Perry, und der Bokker lächelte und erwiderte die Verbeugung. Durch das respektvolle Verhalten der Zwerge besänftigt, vergaß Zwirn völlig die zornigen Worte, die er ihnen eigentlich hatte entgegenschleudern wollen.
    »Nun denn«, sagte Perry, indem er an seinen Schreibtisch trat, »ich sollte wohl besser einige dieser Kopien einpacken und König Durek mitbringen.« Er stand einen Moment unentschlossen da und murmelte dann bei sich: »Ich nehme besser gleich alle mit…« Nachträglich öffnete er eine Schreibtischlade und fügte dem Stapel noch eine kleine Karte hinzu. »… wie auch diese Skizze von mir.«
    An diesem Abend erfreuten sie sich noch einmal an Hollis erlesenen Kochkünsten. Diesmal bestand das Mahl aus einem übergroßen Kessel gut gewürzter grüner Bohnen, die mehrere Stunden mit einem großen Schinkenknochen und Fleischstücken auf kleiner Flamme gegart worden waren. Außerdem gab es frisch gebackenes Brot mit Honig, helles goldenes Bier und Kirschpastete zum Nachtisch. Wiederum übertraf Anval Zwirn, obwohl dieser sich sehr anstrengte. Das Tischgespräch drehte sich um die Jagd und um Gold, um Rotwild und Gärten, um Forschung und Bücher, um Waffen und Aussaat, um Zauberer und Drachen und um viele andere Dinge. An diesem Abend beteiligte sich auch Borin an der Unterhaltung und es erwies sich, dass er viele interessante Geschichten zu erzählen wusste.
    Doch während des ganzen Abends verfielen sowohl Perry als auch Zwirn immer wieder in tiefes Schweigen, und dann sahen sie sich in ihrer geliebten Wurzel um und fragten sich, wie lange sie fort sein würden.
     
    Im Morgengrauen des nächsten Tages wurden sie alle von Holli geweckt, und sie setzten sich zu einem enormen Frühstück aus Rührei, heißen Pfannkuchen, Honig, geröstetem Weißbrot und Marmelade hin. »Gut, dass wir heute aufbrechen«, knurrte Anval. »Noch eine Woche lang diese Kost und ich würde nicht mehr in meine Rüstung passen.«
    Bei Sonnenaufgang ging Fürst Kian zum Ponystall, spannte die Pferde ein und fuhr den Wagen zum Marktplatz, wo gaffende Wurrlingskrämer die Vorräte aufluden, die der Mensch am Tag zuvor gekauft hatte. Bei seiner Rückkehr standen Zwerge und Wurrlinge reisefertig auf der Veranda – Rucksäcke, Schlafsäcke, Rüstung und Waffen vor sich. Sie luden alles auf den Wagen, und die Zwerge stiegen mit Kian auf. Perry und Zwirn warfen noch einen langen Blick in die Runde, da es ihnen jetzt, wo der Zeitpunkt gekommen war, ein wenig widerstrebte, auf den Wagen zu klettern. Zwirn sah Perry an und als dieser nickte, machte er Anstalten, sich an der Seitenwand auf den Wagen zu ziehen. Bevor er sein Vorhaben jedoch ausführen konnte, kam Holli zur Tür herausgelaufen. Sie wirbelte Zwirn herum, drückte ihn fest an sich und flüsterte ihm ins Ohr: »Auf Wiedersehen, Zwirn. Bleib nur ja bei Herrn Perry, und gib gut auf ihn Acht und beschütze ihn.« Dann wandte sie sich an Perry, und sie umarmte und küsste ihn, hielt ihn dann auf Armeslänge vor sich und sah ihn mit tränennassen Augen an, als wolle sie sich seinen Anblick für lange Zeit einprägen. Perry trat verblüfft und benommen von einem Fuß auf den anderen und starrte auf den Boden, da es ihm nicht möglich war, in Hollis gequältes Gesicht zu schauen. Sie versuchte etwas zu sagen, konnte es aber nicht, sondern brach in Tränen aus und lief nach einer letzten schnellen Umarmung in die Wurzel zurück.
    Perry starrte einen Moment lang die Eichentür an, durch die sie geflohen war, und plötzlich ging ihm auf, wie viel sie ihm bedeutete – auf seine ruhige Wurrlingsart. Seine Abenteuersehnsucht kam ihm plötzlich viel weniger wichtig vor, aber er schaute dennoch hoch zum Wagen, wo seine Kameraden warteten. In diesem Augenblick – wie unzählige andere zu allen Zeiten festgestellt haben – lernte auch er die erste Lektion eines Abenteuers: Ob zum Guten oder zum Schlechten, die Erfordernisse der Queste haben Vorrang vor allem anderen.
    Seine verwirrten Gefühle unterdrückend, kletterte Perry zu Zwirn und den anderen auf den Wagen, und sie fuhren nach Osten

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