Mithgar 13 - Zwergenzorn
die beschlossen hatten, die anderen schlafen zu lassen, da sie weder reisen mussten noch ein unmittelbares Projekt vor sich hatten. Perry stand auf, frühstückte und sah zu, wie einer nach dem anderen erwachte und sich zum Kreis um das Feuer gesellte.
An jenem Tag redeten sie über einige Dinge, die in der Nacht zuvor genannt worden waren. Die Zwerge widmeten sich weiterhin der Frage, wie die Dämmertür wohl beschaffen sein mochte, und wie die Große Tiefe zu überqueren sei. Methoden, wie man mit Wachen und Streifen zu verfahren habe, wurden dargelegt. Alle studierten ausgiebig die Karte. In der Nacht schliefen sie wieder und hielten einer nach dem anderen Wache.
Schlafen und reden. Diesem Schema folgten die Sieben in den nächsten Tagen. Als sich die Pläne langsam entwickelten, begannen die Kameraden auch mit der Auswahl der Dinge, die sie benötigen würden. An Nahrung würden sie nur Kommissbrot mitnehmen. Jede der harten, nahrhaften Schnitten versorgte einen Reisenden viele Stunden lang. Der einzige Nachteil bestand darin, dass Kommissbrot ziemlich geschmacklos war. Abgesehen davon würde jedes Truppmitglied eine lederne Wasserflasche mitführen, die sie unterwegs in Bächen auffüllen würden. Barak wählte Werkzeug für die Dämmertür aus. Der Trupp stellte eine Auswahl von Allzweckgegenständen wie Seil zusammen, die auf die Rucksäcke verteilt wurden. Jeder der Kameraden bekam eine der kleinen abgeschirmten Zwergen-Laternen. Diese waren aus Metall und Kristall geschmiedet und brannten in einem blaugrünen Licht. Der Schirm konnte so eingestellt werden, dass die Lampe zwischen völliger Dunkelheit und ungetrübtem Schein jede beliebige Lichtmenge abgab. Perry konnte ihre Wirkungsweise nicht ergründen, denn man musste kein Feuer entzünden und die Laterne schien auch keinen Brennstoff zu verbrauchen. Langsam einigte der Trupp sich auf seine endgültigen Pläne. So vergingen fünf Tage im Lager am Rande der Hochebene.
Die Nacht des fünften Tages kam mit eisiger Kälte. Sie schrieben den fünfzehnten November und der Winter stand vor der Tür. Der Trupp würde am Morgen des Siebzehnten zum Morgentor aufbrechen, aber einstweilen schliefen sie um ein zum Schutz vor der Kälte hoch aufgeschichtetes Feuer. Diesen Luxus würden sie einbüßen, wenn sie sich auf den Weg nach Drimmenheim machten.
Tobin hatte Perry zu dessen Wache geweckt. Sie unterhielten sich kurz und dann ging der Zwerg zu seinem Schlafsack, während der Wurrling zwei neue Scheite aufs Feuer legte. Es loderte auf, knisterte und knackte ein-, zweimal und beruhigte sich dann wieder. Perry erhob sich und begann seine Runde.
Er war ein paar Mal langsam um das Lager gegangen, als er wieder ein Knacken hörte und dachte: Das Feuer … aber nein! Augenblick! Das Geräusch kam aus der Dunkelheit!
Er starrte in die tiefe Schwärze und in die Richtung des Geräusches. Knack! Perrys Kopf ruckte zum Laut herum. Da! Noch ein Geräusch! Er zog Langmesser aus der Scheide und blaues Feuer rann aus dem Klingenjuwel und die scharfen Schneiden des Schwerts entlang!
Perry starrte benommen einen Moment auf die kobaltblaue Flamme, da sein Verstand vollkommen leer war, und dann rief er so laut er konnte: »Gezücht! Wacht auf! Der Feind ist…« Doch im gleichen Augenblick stürmte eine von einem Hlök geführte Streitmacht von Rukhs schreiend und mit wirbelnden Knüppeln und schwingenden Krummsäbeln in das Lager.
Perry wurde einfach über den Haufen gerannt und rückwärts zu Boden geschleudert. Langmesser entfiel seinem Griff und landete neben dem Feuer. Die Zwerge rappelten sich nach Perrys Ruf auf und griffen instinktiv zu den Waffen. Fürst Kian sprang mit dem Schwert in der Hand vor und hieb auf die vordersten Angreifer ein, um den Zwergen die zur Orientierung notwendigen Augenblicke zu verschaffen.
Füße traten auf und gegen Perry. Er kroch zu Langmesser, wurde aber von einem fallenden toten Rukh wieder zu Boden geworfen. Er konnte seine Klinge nicht erreichen, und mehrere Feinde gingen auf ihn los. Im letzten Augenblick sprang ihm der rotbärtige Barak bei, schwang seine blutige Axt und verwundete zwei Rukhs tödlich.
Fürst Kian schwang sein Schwert zweihändig in einem weiten Bogen und schlitzte einen weiteren Feind auf. Tobin und Delk standen Rücken an Rücken. Beide bluteten aus Wunden, aber ihre tödlichen Äxte schlugen und hackten unablässig nach den Erzfeinden. Anval und Borin, die gewaltigen Krieger, schmetterten mit lauten Flüchen
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