Mithgar 13 - Zwergenzorn
schleuderte Perry seinen Säbel entgegen und lief kreischend davon, nur um im Vorbeilaufen von Anval niedergemäht zu werden.
Pfeile kamen zischend aus der Dunkelheit geflogen und fällten Rukh auf Rukh, und der massige Fremde zerschmetterte den Feind mit seinem großen schwarzen Streitkolben. Kian, Anval, Borin und Delk standen noch und spalteten Gezücht mit Schwert und Axt, und nun schlug endlich auch Perry mit seinem blau flammenden Langmesser zu. Dennoch hätten die Rukhs den Kampf gewonnen, denn es waren zu viele. Aber in diesem Augenblick brach eine neue Streitmacht grün gekleideter Krieger mit dem Ruf Hai, Rucha! und funkelnden Dolchen sowie glänzenden Schwertern aus der Nacht hervor und fiel über das Madenvolk her. Ein heftiges Scharmützel folgte, und die Rukhs ergriffen nach kurzer Zeit die Flucht. Die neuen Angreifer und der massige Mann mit dem tödlichen Streitkolben machten sich sofort an die Verfolgung.
Als der Lärm und das Geschrei des Kampfes nachließen, lief Perry zu Tobin und zog den toten Rukh von der Brust des Zwerges. Tobin war halb bewusstlos und mit Blut bedeckt, größtenteils jedoch mit demjenigen seines Feindes. Er litt unter starken Schmerzen, und sein Bein war in einem merkwürdigen Winkel verdreht. Der Hammer hatte es über dem Knie gebrochen. Zu dem über Tobins Gestalt gebeugten Perry gesellte sich ein Bogen tragender, grün gekleideter Krieger, der die Anweisung gab: »Bewegt ihn nicht, bevor ich das Bein nicht geschient habe.« Bevor Perry etwas sagen konnte, verschwand der Krieger in der Dunkelheit und kehrte kurz darauf mit abgeschnittenen jungen Ästen zurück.
Fürst Kian und Delk kamen zu ihnen und untersuchten unter Anleitung des Fremden Tobins Bein, um festzustellen, ob der Knochen sich durch das Fleisch gebohrt und eine Blutung verursacht hatte. Dem war nicht so, also wurde das Bein gerade gezogen und geschient. »Wir müssen ihn über den Fluss zu meinen Leuten in Darda Erynian schaffen«, sagte der Neuankömmling, »denn seine eigenen Muskeln werden den Knochen schon bald wieder verdrehen, wenn kein Gewicht an das Bein gehängt wird, das einen ständigen Zug ausübt.«
Tobin schaute den Fremden an und knirschte durch vor Schmerz zusammengebissene Zähne: »Ihr und Eure Gefährten haben uns das Leben gerettet und jetzt behandelt Ihr meine Verletzung. Dafür bin ich Euch dankbar und ich danke Euch im Namen von uns allen. Ich werde Tobin Schmiedefeuer genannt. Darf ich Euren Namen erfahren, Herr Elf?«
Elf? Perry betrachtete den Krieger nun endlich genauer. Er sah aus wie ein feingliedriger Jugendlicher. Sein schulterlanges, goldenes Haar war mit einem einfachen Lederstirnband zurückgebunden. Er hatte ein hübsches Gesicht mit grauen, schräg stehenden Augen, und seine Ohren waren spitz wie diejenigen der Wurrlinge. Seine Hände waren lang, schlank und behände. Er trug einen Bogen und einen leeren Köcher, da er alle seine Pfeile verschossen hatte. Ein Dolch steckte in einem goldenen Gürtel. An den Füßen trug er Stiefel aus weichem Leder. Insgesamt war er vielleicht eine Handspanne kleiner als Fürst Kian.
»Von einigen in Darda Erynian werde ich Shannon genannt und von den Menschen Silberblatt, obwohl mein Elden-Name Vanidar ist«, erwiderte der Elf leise. »Nun ruht Euch aus, Drimm Tobin. Ihr werdet Eure Kräfte noch brauchen, denn Ihr habt eine Reise von mehreren Tagen vor Euch, bis Ihr einen Ort des Friedens und der Heilung erreicht.« Er legte dem Zwerg eine Hand auf die Stirn, und Tobin schloss tatsächlich die Augen und fiel in einen tiefen Schlaf.
»Barak!«, rief Perry, als jäh seine Erinnerung einsetzte, und wandte sich der Stelle zu, wo der rotbärtige Tormeister zu Boden gegangen war. Doch der sich ihm bietende Anblick erfüllte ihn mit Grauen: Anval und Borin standen mit über den Kopf gezogener Kapuze vor der reglosen Gestalt des Zwergs. Barak war tot. Der Knüppel des Rukhs hatte ihm den Schädel zerschmettert, während er den gestürzten Wurrling verteidigte.
In jener Nacht behandelten Kian, Anval, Borin, Delk und Perry ihre Wunden und achteten besonders sorgfältig darauf, dass auch die kleinsten Verletzungen sauber waren – denn das Madenvolk vergiftet oft seine Klingen und ein Krieger konnte sterben, viele Tage nachdem ihm eine solche Waffe eine unbedeutende Wunde zugefügt hatte. Danach unterhielten sich Kian und Shannon leise miteinander, während Perry für sich saß und benommen in die Dunkelheit starrte.
Als der nächste
Weitere Kostenlose Bücher