Mithgar 16 - Drachenmacht
bringen. Dies gelobe ich im Namen von allen Hochkönigen von Mithgar, für jetzt und alle Zeiten.«
Er war erst zehn Jahre alt, aber jeder Zoll ein Prinz, und Tommy und ich wussten, dass wir Hilfe bekommen würden, sollten wir darum bitten. Wir umarmten und küssten ihn, und dann stieg er aufsein Pferd.
Wir sahen zu, Tommy, Riatha, Urus und ich, als Aurion davonritt, nach Süden, über die weite Lichtung. Der Prinz saß auf einem Apfelschimmel, zwischen Füchsen und Braunen und Rappen; die Banner flatterten an den Speeren im Wind, zeigten einen goldenen Greif auf einem purpurnen Feld.
Als wir den zukünftigen König nicht mehr sehen konnten, als die letzte Standarte hinter dem Horizont versunken war, drehten wir uns um und kehrten in den Wald zurück, wo unsere Pferde auf uns warteten.
Faeril klappte das Tagebuch zu.
Riatha sah Urus an. Ihre silberfarbenen Augen glitzerten im Licht des Feuers. »Wir erinnern uns noch sehr gut an diesen Tag.«
Urus nickte, denn auch er war dabei gewesen, als Aurion den Schwur leistete, obwohl es ein Jahrtausend her war.
Faeril sah sie alle der Reihe nach an und sagte dann leise: »Ich glaube, es wird Zeit, dass wir nach Caer Pendwyn gehen und den Hochkönig aufsuchen.«
Als Riatha in dieser Nacht Wache hielt, öffnete sie sich endlich der Tatsache, dass Stoke ihnen endgültig entkommen war. Und als die Nacht verstrich und der Morgen graute, wurde ihr vollends klar, dass auch das Auge des Jägers verschwunden war.
3. Kapitel
TRECK
Frühling, 5E988 (Gegenwart)
Als sie aufbrachen, ritt der Bokker auf dem Rücken eines großen, braunen Bären, der außerdem zwei Rucksäcke trug, die so vertäut waren, dass sie an seinen Flanken herunterhingen. Der Bär schleppte diese Last nicht gern, aber er schien doch zu begreifen, dass es notwendig war. Gwylly war schwer verletzt, und obwohl seine Heilung fortschritt, bereitete ihm jeder tiefe Atemzug Schmerzen, und einen langen Marsch durch den tiefen Schnee konnte er nicht bewältigen. Also trug der Bär den kleinen Zweibeiner.
Seit dem Kampf waren dreizehn Tage verstrichen, dreizehn Tage, seit Faeril von einem Vulg gebissen wurde und Gwylly eine Stichwunde davongetragen hatte, dreizehn Tage, seit sie eine ungefähre Ahnung von Stokes Aufenthaltsort gehabt hatten. Als sie an dem Morgen ihr Lager abbrachen, um sich auf die lange Reise nach Süden zu machen, lastete ein Gefühl des Scheiterns und der Niederlage schwer auf ihren Schultern; ihre Mienen waren düster, niedergeschlagen. Aber keiner spielte mit dem Gedanken, die Suche abzubrechen, aufzugeben, sondern jeder wurde von dem Wunsch getrieben weiterzumachen, das Monster zur Strecke zu bringen. Zwei der Gefährten wurden von der Geschichte einer langen Verfolgung vorangepeitscht und auch von dem Gelübde, das sie währenddessen abgelegt hatten; drei dagegen von Ereignissen, die sich vor einem Jahrtausend zugetragen hatten, sowie von der Vergeltung, die sie üben wollten. Und sie alle wurden vom Schicksal gedrängt.
Selbst der Bär.
Bei der Beratung in der verflossenen Nacht hatte Riatha ihre Karten ausgerollt, und sie hatten gemeinsam versucht, Stokes Ziel zu erraten …
In der Nähe befanden sich die Reste des Drachenschlundes, eines Feuerbergs, der explodiert war und nun in Trümmern lag. »Zu locker«, bemerkte Riatha. »Ich bin häufig dort vorbeigezogen und habe gesehen und gefühlt, wie die Erde bebte. Alle unterirdischen Verstecke könnten jederzeit zusammenbrechen.«
Im Norden lag der Große Nord-Gletscher, mit dem Kloster auf der Klippe darüber. »Es ist unwahrscheinlich, dass er dorthin zurückkehren wird«, meinte Urus, »denn dort hat er durch uns eine Niederlage erlitten. Weiter im Norden jedoch …«
Aravan machte eine ablehnende Handbewegung. »Das ist ebenfalls unwahrscheinlich. Dort gibt es nur eisige Einöden, die kaum bewohnt sind, und wenn, dann nur im Sommer, wenn die Aleuti ihre Renherden dorthin treiben.«
Riatha fuhr mit dem Finger über die Karte. »Seine Flucht ging in Richtung Süden …«
Gwylly deutete auf eine schraffierte Zone der Karte. »Was ist das?«
»Die Khalian-Sümpfe«, antwortete Aravan. »Ein Ort, an dem vor langer Zeit fürchterliche Dinge geschahen.« Faeril hob die Brauen. »Fürchterliche Dinge?«
Aravan nickte. »Das erzähle ich Euch ein andermal, Faeril, denn unsere Aufgabe ist es jetzt, Stokes Ziel ausfindig zu machen, und nicht, aus der Geschichte zu berichten.«
»Wenn diese Sümpfe ein so fürchterlicher
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