Mittagessen Nebensache
Verzeihung,
weil nicht erst um Dawns Hand angehalten, aber sie fand Landleben unerträglich.
Schien mir so die beste Lösung. Erbitte Nachsicht wegen Hast und Formlosigkeit.
Freuen uns auf Eure Rückkehr.<
Außerdem versprachen wir beide,
sofort per Luftpost einen ausführlichen Brief nachzusenden.
Dawn sah wunderhübsch aus, als
sie sich zum Start in die verzögerten Flitterwochen anschickte. Wäre zufällig
David dabeigewesen , er hätte sich bestimmt dazu
gratuliert, noch einmal davongekommen zu sein. Man konnte sich kein Mädchen
vorstellen, das weniger zur Farmersfrau geeignet schien als Dawn. Sie war der
Prototyp eines mondänen Großstadtmädchens, angefangen bei der platinblonden
Haarmähne bis zu den enorm hohen Stöckelabsätzen, ganz zu schweigen von ihrer
schockierend offenen Art, sich ihrer Mitwelt zu präsentieren. Dawn schien von
Natur aus dazu bestimmt, eine Glanzrolle bei sämtlichen Parties in der Stadt zu spielen, und Gregory jedenfalls schien sie so zu lieben, wie
sie war.
In letzter Minute bot Dawn uns
noch eine ihrer rührenden Szenen. Den ganzen Morgen über hatte sie die
verwöhnte Braut gespielt, bis Gregory zu ihr sagte: »Meine Liebe, wir halten
hier den ganzen Betrieb auf. Bist du bereit? Ich möchte nämlich nicht gern
allein in die Flitterwochen fahren.«
Da klammerte sich Dawn wie ein
kleines Kind an mir fest. »Ich war die ganze Zeit über ein richtiges Biest,
Susan. Aber ich bin nun mal so. Und du warst immer so lieb zu mir, aber so bist
du nun mal. Gib Christopher noch einen Kuß von mir. Du mußt ja heilfroh sein,
uns endlich loszuwerden und ihn zurückholen zu können.«
Was wiederum ein Beweis dafür
war, daß Dawn auch lichte Momente hatte.
Anschließend kam Paul an die
Reihe. »Mein Liebster, wir haben keine Zeit, erst ins Waschhaus zu gehen. Also
muß ich dich gleich hier abküssen. Doch du kommst nicht darum herum.
Schließlich tun wir es ja nicht heimlich.«
Ich blickte Gregory an, und
Gregory blickte mich an. Dann lachten wir beide laut, als Paul endlich — mit
offensichtlichem Sträuben — Dawns herzliche Umarmung über sich ergehen ließ.
Ich sagte ihm später, sein gar so deutlich gezeigtes Widerstreben hätte mir
stark nach Heuchelei ausgesehen.
Als der Wagen außer Sicht war,
hörten wir auf zu winken. »So, das wär’s also«, sagte Paul. »Ich möchte wetten,
daß deiner Mutter ein Zentnergewicht vom Herzen fallen wird. Gregory ist ein
prima Bursche. Nur komisch, daß ein Mann wie er sich eine solche Frau auf den
Hals laden muß.«
Das schien mir nicht ganz fair.
»Wieso auf den Hals laden? Er wird schon gewußt haben, warum er Dawn geheiratet
hat. Die beiden werden prächtig miteinander auskommen. Schließlich ist er sogar
mit unserem widerspenstigen Klo fertiggeworden.«
Dann lief ich ans Telefon und
rief Anne an. »Wie hat denn der Colonel die letzte Nacht verbracht? Waren die
Kinder brav, oder haben sie ihm die Hölle heiß gemacht?«
»Sie waren die reinsten Engel,
haben ihn nicht ein einziges Mal gestört. Papa erzählt jetzt überall, daß er es
geradezu lächerlich fände, was die Frauen immer für ein Getue um die
Kindererziehung machten.«
»Oh, wie häßlich! Aber ich
freue mich jedenfalls, daß er keinen Ärger hatte. Anne, können wir die Kinder
jetzt holen?«
»Ach Susan, kann ich sie nicht
noch einen Tag behalten? Ich hatte ihnen eine Party versprochen, sozusagen als
Belohnung, wenn sie vergangene Nacht brav sein würden. Es wird sicher lustig
für die Kleinen. Morgen bekommt ihr sie dann zurück.«
Natürlich konnte ich unter
diesen Umständen nicht nein sagen, obwohl ich fast umkam vor Sehnsucht nach
Christopher. Und Larry ging es mit Christina nicht anders, wenn sie es auch
nicht zugab. Aber schließlich hatten die Kinder noch nie eine Party gehabt. Den
Spaß durfte ich ihnen ja nicht verderben.
»Das wird bestimmt ein
Riesenvergnügen. Aber wo willst du die anderen Kinder hernehmen?«
»Ich hole mir die kleinen
Hills, und die Kinder von Mrs. Johnson kommen
ebenfalls.« Johnson war der Schäfer des Colonel. »Alles in allem zehn Stück. Mrs. Evans bäckt einen wunderschönen Kuchen und Plätzchen.
Ruth kommt ebenfalls. Es wird eine aufregende Sache werden.«
»Und morgen fragen wir uns
wahrscheinlich, warum wir sie unbedingt so schnell wiederhaben wollten«, meinte
Larry. »Aber zunächst einmal wollen wir uns auf die Heimkehr unserer Sprößlinge freuen. Wir holen sie so früh, wie es der
Anstand zuläßt . Komm gegen neun zu
Weitere Kostenlose Bücher