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Mittagessen Nebensache

Mittagessen Nebensache

Titel: Mittagessen Nebensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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mir, dann fahren
wir zusammen hin.«
    Aber noch bevor wir losgefahren
waren, tauchte Anne in ihrem kleinen Wagen auf, neben sich auf dem Sitz zwei
kleine Kobolde, die derartig winkten und zappelten, daß jeder normal
reagierende Autofahrer wahnsinnig geworden wäre. Die Wiedersehensfreude war so
riesengroß, daß wir gar nicht bemerkten, wie Anne still wieder zum Wagen
zurückging. »Schluß jetzt, Christina, du erdrosselst mich ja«, hörte ich Larry
schließlich japsen. »Schau doch mal, was die Hunde treiben.«
    Als die Kinder endlich draußen
waren, blickte sie sich besorgt um. »Susan, da stimmt was nicht. Anne weint,
und sie hat Koffer hinten im Wagen liegen.«
    Vermutlich hatte es wieder
einmal eine Szene gegeben. Aber in Larrys Beisein würde Anne kaum mit der
Sprache herausrücken. Sie verstand sich ausgezeichnet mit ihr, wußte aber, daß
Larry nicht besonders gut auf den Colonel zu sprechen war, und auf Tim im
Augenblick auch nicht, und Larry nahm ja bekanntlich nie ein Blatt vor den
Mund. Aber als wir sie nun an den Küchentisch plazierten und eine Tasse Kaffee vor sie hinschoben, machte Anne ihrem Herzen Luft.
    »Susan, ich bin fertig. Restlos
fertig. Ich sagte dir ja schon, daß es eines Tages noch soweit kommen würde. Ich habe immer wieder versucht, Frieden zu halten, aber jetzt
kann ich nicht mehr.« Sie wandte sich an Larry. »Ich hätte dir alles schon
längst erzählt — du und Susan, ihr seid meine besten Freundinnen, aber ich
weiß, daß du Papa nicht besonders leiden magst.«
    Larry schnaufte tief, und ich
starrte betreten vor mich auf die Tischplatte.
    »Ich weiß, es ist nicht ganz
fair, aber das spielt jetzt keine Rolle mehr. Ich bin froh, daß ihr jetzt alle
beide Bescheid wißt .«
    Sie wirkte trotz ihrer
offensichtlichen Verzweiflung so kindlich jung, daß man sich unmöglich
vorstellen könnte, sie sei imstande, aus ihrer unerquicklichen Situation
ernsthafte Konsequenzen zu ziehen. »Reg dich nicht auf, Mädchen«, meinte Larry
beruhigend. »Uns platzt allen mal die Hutschnur, wenn wir uns in diesem >interessanten
Zustand< befinden.«
    Anne versuchte nicht einmal,
sich zu einem Lächeln zu zwingen. »Seit Monaten gehen sie mir auf die Nerven.
Papa mit seinem besorgten Getue, und Tim mit seinem ewigen »dein Vater weiß es
am besten«. Jetzt mache ich nicht länger mit. Heute nacht hat es dem Faß den Boden ausgeschlagen. Ich glaubte,
Papa hätte diese haarsträubende Idee — das Baby in seinem Haus zur Welt zu
bringen, mit diesem Aufgebot an Ärzten, einer Krankenschwester und so weiter — längst
fallengelassen. Seit wir eure Kinder da hatten, war er so vernünftig geworden.
Ihm schien aufgegangen zu sein, daß ich nicht die erste Frau bin, die ein Kind
bekommt. Und nun plötzlich gestern abend ... «
    »Ach Anne, ich will hoffen, daß
unsere Kinder nicht die Ursache für diese neuerliche Auseinandersetzung sind«,
sagte ich beunruhigt.
    »Keine Spur. Die Kinder haben
gar nichts damit zu tun. Ihr werdet zugeben müssen, daß ich im Augenblick
ziemlich... nun, ziemlich ungewöhnlich aussehe. Ich hatte geglaubt, daß Papa
sich längst an diesen Anblick gewöhnt hat, aber nun plötzlich gestern abend ... Vielleicht lag es ja nur an meiner
Kleidung, jedenfalls schien er wie vor den Kopf geschlagen, er geriet direkt in
Panik. Er betrachtete mich forschend, und dann fragte er, ob ich in letzter
Zeit einen Arzt konsultiert hätte und ob wirklich alles normal sei. Nun, ich
mußte zugeben, daß ich schon eine ganze Weile keinen Arzt mehr gesehen habe — außer
Doktor North natürlich, aber nur bei einem Glas Sherry. Als Papa das hörte,
begann er zu toben. Warum Tim wenigstens nicht darauf bestanden habe, und
anscheinend besäßen wir alle kein Verantwortungsgefühl, und in diesem Tenor
ging es weiter. Das mußte er ausgerechnet zu Tim sagen, der ohnehin schon seit
Monaten mit einer Trauermiene herumläuft, anstatt sich zu freuen. Oh, es war
fürchterlich!«
    Ihre Stimme zitterte, aber
nicht, weil sie ihr zu versagen drohte, sondern vor Zorn. »Jetzt ist endgültig
Schluß! Ich habe Papa gesagt, er sei altmodisch, und ich fände es einfach
taktlos, sich dauernd in die Angelegenheiten anderer Leute einzumischen und — oh,
noch vieles andere. Was mir gerade so in den Kopf kam, und was ich eigentlich
gar nicht so gemeint hatte.«
    Larry warf mir einen
verständnisinnigen Blick zu. Wir dachten beide das gleiche — an die Anne von
vor drei Jahren, die außer sich vor Zorn bei uns vorgefahren

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