Mittagessen Nebensache
Susan, ich habe ihn auch auf die Probe gestellt. Ihn von
den Hills aus angerufen und ihm etwas vorgeweint. Und weißt du, wie dieser
Idiot darauf reagiert hat? Ich solle mich gefälligst zusammenreißen, sagte er.
Oh, ich hätte den Kerl umbringen können.«
»Und anschließend hast du
Gregory telegrafiert?«
»Ja, so war es. Und da siehst
du den Unterschied: Innerhalb von vierundzwanzig Stunden war eine
Krankenschwester da. Gewiß, sie ist nicht voll ausgebildet, aber jedenfalls hat
er sich sofort darum gekümmert, hat ihr, weiß der Himmel was, dafür bezahlt und
veranlaßt, daß sie augenblicklich herkam. Und dann hat er mich abgeholt. In dem
Moment wußte ich, daß er der richtige Ehemann für mich ist.«
Sie blickte mich triumphierend
an, und ich hatte keine Lust, sie darauf hinzuweisen, daß David ja überhaupt
nicht als Ehemann für sie vorgesehen war.
»Und die Hochzeit, Dawn? Seid
ihr da einfach in die Kirche spaziert und habt den Pfarrer gebeten: >Bitte
trauen Sie uns«
»So ungefähr. Nur daß Gregory
bereits alles organisiert hatte, genau wie mit der Krankenschwester. Alles,
einschließlich meiner Person. Die Trauung mußte bei uns zu Hause vorgenommen
werden, wegen irgend so einem blöden Gesetz über den Wohnsitz. Aber sie fand
morgens um zehn statt, und wir haben keine Menschenseele getroffen. In einer
Minute war alles vorbei. Ich finde das viel origineller, Susan. Wenn ich an den
Wirbel denke, den Jane und Felicity bei ihrer Hochzeit
hatten! Und schau dir meine Ringe an. Ich hatte Gregory gesagt, keine Ringe zu
kaufen — schließlich waren wir ja nur vierundzwanzig Stunden verlobt. Heimlich
fürchtete ich, er würde tatsächlich keine kaufen, aber er meinte, selbst eine
vierundzwanzigstündige Verlobung sei ihm einen Verlobungsring wert. Findest du
das nicht himmlisch? Dieser hier aus Platin ist natürlich mein Ehering.«
Sie waren prächtig, die beiden
Ringe. Dawn würde gewiß sehr glücklich werden. Gregory würde bestimmt nicht
versuchen, Dawn völlig ummodeln zu wollen, er würde sich ihr gegenüber nur dann
durchsetzen, wenn es wirklich notwendig war. Aber sie würden zusammenpassen,
und einzig und allein darauf kam es an.
»Und Mutter?« fragte ich
schließlich. »Was wird Mutter wohl dazu sagen, daß ihr so >hinten ’rum<
geheiratet habt, wie sie es immer nennt?«
Dawn warf einen letzten
prüfenden Blick auf ihr herrlich leuchtendes Haar und verschloß die Flasche.
»Meine Liebe, sie wird es aufregend finden. Natürlich wird sie sich das nicht
anmerken lassen. Aber stell dir vor, sie hätte sofort nach ihrer Rückkehr eine
Hochzeit arrangieren müssen? Unmöglich, dieser Gedanke. >Mein kleines Baby,
meine kleine Dawn, heiratet ganz einfach, während Mutter nicht da ist! Keine
Geschenke, keine Feier ...So traurig!<« Ich konnte mir nicht helfen, ich
mußte lachen über diese sehr unartige Nachäffung von
Mutter, Aber Dawn hatte zweifellos recht, Mutter würde insgeheim erleichtert
sein. Im nächsten Augenblick schon hatte Dawn sich in Vater verwandelt.
»>Hochzeiten, meine Liebe,
sind eine außerordentlich kostspielige Angelegenheit. Ich habe nie verstanden,
was diese großen Feiern für einen Sinn haben sollen. Das Haus wird auf den Kopf
gestellt, und zum Schluß ist man halb ruiniert. Ein verdammter Unfug, das
Ganze!< Oh, die beiden werden froh sein«, zwitscherte Dawn. »Vor allem, wo
es doch Gregory ist. Und Mutter kann jetzt nicht einmal behaupten: >Alles
mein Werk. Ich wußte doch, daß die beiden füreinander bestimmt sind!< Das
freut mich diebisch.«
»Ich vermute, du hast nicht
zufällig daran gedacht, sie von deiner Eheschließung in Kenntnis zu setzen?«
»Aber Liebste, warum gleich so
bissig? Offen gestanden möchte Gregory diesen Punkt noch mit dir besprechen,
bevor er morgen früh ein Telegramm losschickt. Mutter wird dir natürlich
außerordentlich dankbar sein, daß du mir Gelegenheit gegeben hast, das
Landleben kennenzulernen. Dadurch war ich erst richtig imstande, zu ermessen,
welch ein Glückspilz ich eigentlich bin!«
Das war keine besonders
höfliche Art, seinen Dank für eine sieben Monate währende Gastfreundschaft
auszusprechen, aber ich wußte schon, wie sie es meinte.
Ȇbrigens tut es mir furchtbar
leid«, wechselte ich das Thema, »aber du wirst wieder den Marsch zum >schiefen
Turm< antreten müssen. Das Klo ist endgültig kaputtgegangen, während ich
krank im Bett lag. Nicht einmal der Colonel hat es wieder in Ordnung bringen
können. Bitte,
Weitere Kostenlose Bücher