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Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Titel: Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Barth
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wurden, auf denen man zwar noch vorankam, aber nicht mehr mit der Geschwindigkeit und dem Komfort, den sie früher geboten hatten. Außerhalb der römischen Provinzen, etwa in der „Germania magna“ nördlich der Donau, waren die Verbindungen noch schlechter.
    Die Fossa Carolina
    Im Herbst 793 begannen auf Anordnung Karls des Großen in der Nähe der heutigen Stadt Weißenburg (Bayern) die Bauarbeiten an einem Kanal, der die nur 2 km breite Wasserscheide zwischen den Flüssen Altmühl und Rednitz/Schwäbische Rezat überwinden und damit eine Verbindung zwischen den Flusssystemen von Donau und Main herstellen sollte. Nach dem Zeugnis der Reichsannalen war eine große Menge Menschen, wohl mehrere tausend, den ganzen Herbst über an der Fossa Carolina, dem Karlsgraben, beschäftigt. Das Projekt musste aber wegen anhaltenden Regens „und da das sumpfige Erdreich schon von Natur zu viel Nässe hatte“, schließlich aufgegeben werden. Wie viel Erde die Arbeiter auch aus dem Graben hinausschaufelten, über Nacht rutschte alles wieder an seine alte Stelle zurück, und nichts fand „Halt und Bestand“, berichten die Annalen. Spuren des angefangenen Kanals sind noch heute beim Dorf Graben südlich von Weißenburg zu besichtigen
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Neue Fernhandelswege
    Am ehesten blieben die Verkehrsverbindungen in Italien intakt, das Städtewesen verfiel hier nicht ganz so stark wie in anderen Provinzen, und Seestädte wie Venedig hielten die Verbindung ins östliche und südliche Mittelmeer aufrecht. Im Frankenreich verlagerte sich der wirtschaftliche Schwerpunkt seit dem 7. Jahrhundert vom Südwesten und der mittelmeerischen Küstenregion nach Nordwesten ins Gebiet von Rhein, Maas und Schelde. Dadurch wurden neue Fernhandelswege geschaffen, zum Beispiel von Italien über die Alpenpässe und den Rhein bis nach England und in die skandinavischen Länder oder aus dem Ostseeraum bis an Nieder- und Mittelrhein. Wo es keine Städte gab, entstanden Märkte, auf denen Agrarprodukte gegen Handwerkserzeugnisse oder Fernhandelswaren getauscht wurden.
    Handels- und Militärtransporte wurden vielfach auf dem Wasserwege abgewickelt. Die Flusssysteme Mittel- und Westeuropas erlaubten ein Vorankommen mit Booten, unter Benutzung von Treidelanlagen konnte das auch gegen die Strömung geschehen. Da und dort gab es bereits regelmäßigen Verkehr von Lastkähnen. Landbrücken zwischen schiffbaren Flüssen konnten auf Schleifstrecken überwunden werden. Bereits in der Zeit Karls des Großen kam es aber auch zu ersten Ansätzen staatlichen Straßenbaues. Für den Sachsenkrieg wurden „Militärrollbahnen“ nach Westfalen hinein gelegt, am bekanntesten ist der Hellweg zwischen Duisburg und Höxter/-Corvey.

Die Ebstorfer Weltkarte, die größte und bedeutendste Karte des Mittelalters, entstanden um 1283, wurde um 1830 im Kloster Ebstorf bei Uelzen entdeckt. Sie zeigt die damals bekannte Welt ohne Rücksicht auf tatsächliche Entfernungen, gruppiert um den Mittelpunkt Jerusalem
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    (c) dpa/Picture Alliance, Frankfurt am Main

Nordleute zu Schiff unterwegs
Raubzüge der Wikinger (8.-11. Jh.)
    „Klar tat meine Mutter kund:
Kaufen sollte man mir
Ein Schiff und starke Riemen; in See
Zu stechen mit den Wikingern.
Am Steven sollte ich aufrecht stehen,
Steuern ein prächtiges Schiff …“
    So heißt es in der altisländischen Egil-Saga. Zahlreiche Gründe sind für den Aufbruch der Wikinger genannt worden: Landnot, Überbevölkerung, Klimaverschlechterungen, das Erbrecht, das nur den Erstgeborenen berücksichtigte, politischer Druck durch die Reichseinigungspolitik der skandinavischen Könige, die Schwäche ihrer Nachbarn, die zum Angriff einlud, oder auch einfach Abenteuerlust und das Hochgefühl einer auf Bewährungsproben brennenden Jugend.
    Wikingersiedlung Haithabu
    Mehrere Grabungskampagnen seit 1900 brachten die Reste einer Handelsmetropole am Ufer der Schlei zu Tage: Haithabu bei Schleswig zeigt die Wikinger als Händler und Handwerker. In der mit einem halbrunden Wall zur Landseite geschützten Siedlung gab es Gewerbe jeder Art, sogar Spezialbetriebe für Goldschmiedekunst, Feinmetallarbeiten, Textil- und Glasherstellung. Ankommende Seeschiffe wurden an Landungsbrücken entladen. Über die Flüsse Treene und Eider konnten Waren zur Nordsee befördert werden. Landstraßen führten nördlich nach Jütland und südlich ins Fränkische Reich. Verlandung des Schleiarms, in dem Haithabu liegt, und Verwüstungen durch die Slawen ließen die Stadt im 11.

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