Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten
Benediktiner gründete die Klöster Amöneburg, Ohrdruf, Fritzlar, Tauberbischofsheim, Kitzingen, Ochsenfurt und vor allem Fulda. In Regensburg, Freising, Salzburg und Passau richtete er neue Diözesen ein. Nach dem Tod Karl Martells (741) konnte er mit Förderung durch Pippin III. und dessen Bruder Karlmann die Bistümer Würzburg, Büraburg (bei Fritzlar) und Erfurt aufbauen. 738/39 von Papst Gregor III. zum „legatus Germanicus“ ernannt, wurde Bonifatius 746 Erzbischof von Mainz. Der „Apostel der Deutschen“, wie ihn spätere Generationen nannten, fand auf einer Missionsreise zu den Friesen den Märtyrertod. Er wurde in der Krypta des Fuldaer Domes bestattet
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Bonifatius fällt die Donarseiche bei Geismar. Die auch als Schulwandbild verbreitete Farblithographie entstand um 1900. Ihre Grundlage ist das Fresko in der Münchener Bonifatiusbasilika von Heinrich Maria von Hess, 1834/44
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Ikonoklasten gegen Ikonodulen
Bilderstreit in Byzanz (8./9. Jh.)
Im Jahr 726 ordnete der byzantinische Kaiser Leon III. (717–741) die Entfernung aller Bildwerke aus den Kirchen an und eröffnete damit einen Streit, der die Ostkirche mehr als ein Jahrhundert beschäftigen sollte. Den Anstoß gab angeblich ein verheerendes Erdbeben in der südlichen Ägäis, das von den Zeitgenossen als Gottesgericht gegen den „Götzendienst“ in den Kirchen gedeutet wurde. Den tieferen theologischen Hintergrund bildete eine verschiedene Schriftauslegung, besonders des alttestamentlichen Bilderverbots. Auch das Verhältnis zu den anderen monotheistischen Religionen, mit denen es die byzantinische Kirche zu tun hatte, spielte eine Rolle: Als ein Haupthindernis bei der Bekehrung von Juden und Moslems war erkannt worden, dass diese sich anders als die Christen kein Bild von Gott zu machen wünschten. Außerdem wollte das Kaisertum den Einfluss der Mönche zurückdrängen, die mit Bilderhandel und -verehrung Geschäfte machten, und bekam durch den Bilderstreit ein Mittel in die Hand, Klosterschätze und -ländereien zu beschlagnahmen.
Zerstörung frommer Bildwerke
Leons Sohn Konstantin V. (741–775) setzte 754 durch, dass Anfertigung, Besitz und Verehrung von frommen Bildwerken verfolgt wurde. Es kam zur Zerstörung der meisten frühbyzantinischen Mosaiken, Fresken und Tafelbilder. Die Kirchen wurden stattdessen mit Pflanzen, Tieren, weltlichen Szenen oder abstrakten Symbolen ausgemalt. Das 7. ökumenische Konzil von Nicäa vollzog jedoch 787 eine Kehrtwende zugunsten der Bilderfreunde, die 843 bestätigt wurde. Bilderanbetung, die von der Identifikation von Bild und Heiligem ausging, war danach wieder in vollem Umfang erlaubt.
Im Westen nahm man an dem Streit wenig Anteil, Bilderverehrung war hier schließlich allgemeine und unwidersprochene Praxis. Päpste wie Gregor III., Zacharias und Hadrian I. verurteilten die Bilderfeinde (Ikonoklasten); aus Byzanz verjagte Bilderverehrer (Ikonodulen) wurden in Rom freundschaftlich und gastlich aufgenommen. Erst unter Karl dem Großen trat eine Änderung ein. Der Frankenkönig nahm den Konzilsbeschluss von Nicäa zum Anlass, Byzanz gegenüber die religiöse Selbständigkeit des Westens zu demonstrieren. Er ließ um 790 seine Hoftheologen ein Gutachten ausarbeiten, in dem die Heiligkeit der Bilder grundsätzlich geleugnet und jede Verehrung oder Anbetung verurteilt wurde; nur als Illustration sollten sie geduldet sein.
Bilderstürmer
Kunstwerke können bedeutende emotionale Wirkung entfalten. Im Bild scheint das Dargestellte magisch anwesend zu sein: Das Abbild eines Herrschers
ist
der Herrscher. Mit der Zerstörung seines Bildes trifft man ihn selbst. Der Sturz von Denkmalen war daher zu allen Zeiten beliebt. Siegreiche politische Bewegungen löschen damit die Erinnerung an die besiegten Gegner aus. Auch im Christentum stand die Frage nach der Bedeutung des Bildes lange nach dem byzantinischen Bilderstreit noch auf der Tagesordnung. Im 15. Jahrhundert eiferten die böhmischen Hussiten genauso gegen die Bilder wie der Florentiner Bußprediger Savonarola. Zu Bilderstürmen kam es in der Reformationszeit. 1522 rief Luthers Parteigänger Karlstadt in Wittenberg zur „Abtuung der Bilder“ auf, worauf Kunstwerke von den Wänden gerissen und zerstört wurden. Ähnlich verfuhren die Wiedertäufer, als sie 1534/35 in Münster in Westfalen an der Macht waren. Den Reformatoren Zwingli und Calvin galt das Bild als ideologische Waffe des von ihnen bekämpften
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