Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Titel: Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Barth
Vom Netzwerk:
Jahrhundert verfallen. Gras wuchs über die Trümmer – für die Archäologen ein Glück
.
Segeln über große Distanzen
    Einigkeit herrscht aber in einem Punkt: Ohne das Schiff wäre aus alledem nichts geworden, die Wikingerzüge waren in erster Linie Seefahrten. Ihre historische Hauptleistung vollbrachten die Nordmänner bereits vor der eigentlichen Wikingerzeit: Indem sie ein seetüchtiges Segelfahrzeug entwickelten, mit dem sich große Distanzen bewältigen ließen. Das Wikingerschiff, in Klinkerbauweise auf einem durchgehenden Kiel errichtet, mit hochgezogenem Steven an Bug und Heck, Rahsegel, seitlich angebrachter Steuereinrichtung und paarweise angeordneten Riemen, wurde mit der Meeresdünung fertig, und dank seines geringen Tiefgangs konnte man auch Flüsse damit befahren. Selbst ein Transport über Land, etwa über eine Wasserscheide, war möglich: Man legte dem Schiff Rundhölzer als Rollen unter und schob es vorwärts.
    Es begann mit dem Überfall auf das Kloster von Lindisfarne in Northumbrien am 8. Juni 793. Er wurde zum Fanal. Wenig später suchten die Nordleute erstmals das Frankenreich heim. Es ging ihnen zunächst um Plünderung. Das taktische Konzept hieß „strandhögg“ (Strandhieb): Überraschende Landung in der Nähe eines Klosters oder einer Siedlung, in der Reichtümer zu vermuten waren, Überwältigung der Bewohner, Zusammenraffen der Wertgegenstände und danach rascher Abzug.
Stützpunkte für den Handel
    Mit der Zeit gingen die Plünderer dazu über, sich feste Standquartiere an den Flussmündungen oder auf vorgelagerten Inseln zu schaffen, teilweise lagen diese sogar schon weit im Binnenland. Diese Quartiere dienten zunächst für Überwinterungen, es entwickelten sich daraus jedoch Basen für die Einrichtung einer festen Herrschaft, so etwa in Irland, England und der Normandie. An anderen Orten, vor allem in der Ostsee bis hinein ins heutige Russland, gründeten sie Stützpunkte, von denen aus Handelsverbindungen über weite Teile der damals bekannten Welt geknüpft wurden.

Die „Havhingsten“ (Seehengst), der 30 Meter lange Nachbau eines Wikingerschiffes, läuft in den Hafen von Roskilde/Dänemark ein. Das Foto entstand 2006. Boote dieses schlanken Typs, Renner genannt, benutzten die Nordmänner für ihre Plünderungszüge, bei denen es auf Geschwindigkeit ankam
.
    (c) dpa/Picture Alliance, Frankfurt am Main

Reichsteilungen
Der Vertrag von Verdun (843)
    Als seinen Nachfolger hatte Karl der Große seinen jüngsten Sohn Ludwig, genannt der Fromme, bestimmt. In Ludwigs Regierungszeit (814–840) blieb das fränkische Riesenreich noch intakt, unter seinen Nachkommen zerfiel es. Es waren dies die drei Söhne Ludwigs aus erster Ehe, Lothar I. (795–855), Pippin (um 803–838) und Ludwig der Deutsche (um 805-876), sowie der Sohn aus zweiter Ehe, Karl der Kahle (823–877). Teils gegen den Vater, teils untereinander führten sie Krieg, bis mit dem Tod Pippins (838), des Vaters Ludwig (840) und der Niederlage Lothars in der Schlacht von Fontenoy (841) die Verhältnisse reif für eine vertragliche Klärung waren.
Drei gleich große Portionen
    Im Herbst 842 kamen die Unterhändler zusammen. Anfang August 843 wurde dann zwischen den Brüdern eine Aufteilung des Reiches in Form eines Freundschaftsbundes beschlossen. Lothar, als der Älteste, erhielt Italien, die Provence und den Mittelstreifen des Karlsreiches bis hinauf nach Friesland, Karl der Kahle bekam das Gebiet westlich von Schelde, Maas, Rhone und Saône, die Länder östlich von Rhein und Aare fielen an Ludwig den Deutschen. Prinzip war die Erzielung möglichst gleich großer Portionen für jeden der drei Brüder, auf geographische, ethnische, sprachliche oder kirchliche Gegebenheiten wurde wenig Rücksicht genommen. Von Bedeutung war, dass der Adel an den Verhandlungen mitwirkte.
    Auch wenn der Vertrag von Verdun die Reichseinheit nicht auflösen wollte, lief er doch praktisch darauf hinaus. Im Westen wie im Osten etablierten sich relativ stabile Reiche; das in der Mitte zwischen ihnen liegende, nach Lothar benannte „Lotharingien“ dagegen war weiteren Teilungen unterworfen (Meerssen 870, Ribémont 880). Für kurze Zeit (885-887) vermochte Karl III. der Dicke das Reich noch einmal zu einen. Danach trennte es sich endgültig in ein Westfränkisches Reich (das künftige Frankreich) und ein Ostfränkisches Reich (das künftige Deutschland) sowie Burgund und Italien auf.
Ende der Karolinger
    Das Herrschergeschlecht regierte, in

Weitere Kostenlose Bücher