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Mitternachtserwachen

Mitternachtserwachen

Titel: Mitternachtserwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Mignani
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Scheiße! Er kam zu spät.
     
    Aileen spürte, dass die Marbhadair in ihr die Überhand gewann, sich in ihr ausbreitete und ihre Menschlichkeit verzehrte.
    Ralph umfasste ihren Nacken und presste sie nach unten, auf den Schnitt in Morvens Unterarm zu.
    „Trink von ihr, Liebes. Es wird dir helfen, die Verwandlung leichter zu akzeptieren, Marbhada in dir aufzunehmen, sodass wir uns endlich vereinen können.“
    Die herausquellenden roten Tropfen erfüllten sie mit Abscheu, aber auch mit Gier. Wie rubinrote Perlen benetzten sie Morvens Haut, liefen hinunter und tropften auf den Boden.
    Aileen konnte das Schlagen von Morvens Herz hören und den Herzschlag von Morvens Tochter, doch er war schwach, kaum noch hörbar. Das kleine Wesen in ihr war dem Tod geweiht.
    Auf einmal lockerte Ralph seinen Halt, und Aileen hätte sich dennoch beinahe auf Morven gestürzt. In letzter Sekunde richtete sie sich auf und starrte auf Lior, der sie mit purer Verzweiflung ansah, aber auch mit reiner Liebe.
    Es war, als würde er durch ihren Leib strömen, das Übel in ihr zurückdrängen, und sie holte erleichtert Luft. Nein, weder die Marbhadair noch Ralph würden sie bekommen.
    Sie setzte an, nach dem Dolch des Mitternachtserwachens zu greifen, der auf dem Tisch lag, doch Lior befahl ihr mental, es nicht zu tun, da es zu früh war. Es war diesmal der richtige Dolch, das spürte sie deutlich. Nur aus Unerfahrenheit war sie auf die Attrappe hereingefallen.
    Wie furchtbar ihr Geliebter aussah, als hätte er als Punchingball für einen Irren hergehalten. Aber sie spürte, die Verletzungen wirkten schlimmer als sie waren.
    Sie zwang ein kaltes Lächeln auf ihr Gesicht, bemerkte erst jetzt die Armee von Eistoten, die oben auf den Balustraden standen, bestückt mit Pfeil und Bogen, und die Pfeilspitzen zielten auf sie.
    Aileen schlenderte zu Ralph und legte ihren Arm um seine Hüfte, presste sich dicht an seinen widerlichen Körper, der so herzlos war, so ekelerregend.
    „Der Hauptgang, mein Liebster?“
    „Ja, meine Teure. Der Dolch des Mitternachtserwachens, geführt durch deine Hände, wird den Pakt besiegeln. Du solltest ihn zuerst töten, sein Blut trinken, und dann wird Marbhada das kleine Leckerchen zu sich nehmen, das im Bauch der Schlampe steckt.“
    Aileen wusste instinktiv, sie musste ein wenig Zeit schinden, sodass die Kavallerie eingreifen konnte. Und irgendwie war es, als ob noch ein wichtiges Teilchen fehlte, um das sich dieser ganze Mist hier drehte. Es ging nicht nur um sie, Lior, Morven und ihre ungeborene Tochter.
    „Nimm den Dolch und schneide dem Bastard die Kehle durch!“
    „Liebster, das wäre so belanglos. Können wir ihn nicht vorher säubern lassen, ihn ein wenig herausschmücken, sodass er dem Anlass entsprechend vorbereitet ist?“
    Ralph packte schmerzhaft ihr Kinn. „Tu es! Jetzt!“
    Sie griff nach dem Dolch, und die Magie des Mitternachtserwachens durchfloss ihren Körper. Jede ihrer Nervenzellen schien unter Strom zu stehen. Die Marbhadair in ihr lechzte nach dieser Macht, wollte sie in sich aufnehmen und zu ihrem Vorteil nutzen. Aileen versuchte, sich unauffällig von Ralph zu entfernen, und beschloss, alles auf eine Karte zu setzen. Sie durfte Lior nicht mit der Waffe verletzen, dann wäre alles zu spät. Aber ehe sie den Plan umsetzen konnte, die Klinge in die ausgedörrte Kehle von Marbhada zu rammen, erschütterte ein Donnern das Gebäude, so stark, dass der Boden vibrierte und Aileen auf die Knie fiel. Ein paar der Eistoten wurden nach unten geschleudert, und sie prallten mit einem Geräusch auf, als würden reife Tomaten zerplatzen.
    Mit einem Ruck waren Liors Hände frei, und er hechtete auf sie zu. Doch Ralph fing Lior ab und stürzte sich schreiend auf ihn. Aileen rechnete damit, dass unzählige Pfeile sie durchbohren würden, aber die Eistoten standen erstarrt, und sie zerschmolzen unter grauenvollen Schreien, da ein rot glühendes Schimmern sie attackierte, ein mächtiger Zauber.
    Ralph lag auf Lior, legte ihm die Hände um den Hals und versuchte zuzudrücken. Doch der Lugus war ein Söldner, und er sprengte Ralphs Halt mit Leichtigkeit. Ihre Augen konnten seinen Bewegungen kaum folgen, als er Ralph mit einer Hand in die Haare packte und seinen Kopf so hart nach hinten riss, dass sie glaubte, er würde ihn abreißen. Lior rollte sich auf die Seite, und Ralph stieß ein unmenschliches Heulen aus. Lior tötete ihn nicht, sondern hielt sich zurück, aus welchem Grund auch immer. Er nagelte das

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