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Mitternachtserwachen

Mitternachtserwachen

Titel: Mitternachtserwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Mignani
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beherbergten wie eine Knospe, die im Winter erblühen wollte, es ohne Zuspruch nicht schaffte.
    Ralph und Aileen hatten sich nicht zufällig kennengelernt, sie trugen die Essenz in sich, und Ralphs dunkle Kräfte wurden bei seinem ersten Schritt in The Lily geweckt, weil das Cottage auf der Grabstätte stand. Aileen war unempfänglich gewesen, da sie auch das Blut von einer Hexe der Sommernacht in sich trug. Die dunkle Kraft hatte sich in Ralph ausgebreitet, und er musste sterben, damit sich seine Seele teilen konnte.
    Ralph war der Drahtzieher des Knochenhandels, denn das Böse brauchte in der modernen Welt Mittel, um sich zu finanzieren, und Kurgis war ein leichtes Opfer, bereit, Zwiespalt unter die Andersartigen zu säen, sodass er sich selbst bereichern konnte, um dann die Früchte an der Seite von Marbhada und Dair zu ernten.
    Mit der Hilfe von den Hexern der Winternacht entführten die verbliebenen Anhänger des Urchaids Frauen in ganz Europa, um eine Armee der Eistoten zu züchten, die die Welt überrennen sollte. Ihnen war es egal, welchen Ursprung das Böse hatte. Sie strebten nach Macht und Leid.
    Doch Marbhada und Dair waren noch immer schwach, und sie brauchten die Essenz eines mächtigen Kindes, die Essenz der Armanach und eines starken Lugus – Morvens und Kendricks Tochter. Um das Übel in Aileen zu befreien, musste sie ihren Geliebten töten. All das wurde von Ralph getragen, denn er würde sich mit Aileen verbinden, sie schwängern und den Grundstein für die neuen reinen Marbhadair sein, aber erst nachdem Marbhada und Dair ihre Körper übernommen hatten.
    Aileen blinzelte, riss die Lider auf und kotzte beinahe auf den Boden. Sie sollte nicht Ralph töten, sondern Lior, der gerade eben in eine Falle tappte.
    Ralph zog sie auf die Füße, und sie bemerkte die schwarzen Linien, die sich unter seiner Haut bildeten wie das dichte Wurzelgeflecht einer Pflanze. Er zuckte zusammen, als hätte er starke Schmerzen. „Du hast bestimmt Hunger, Liebes. Marbhada und Dair benötigen Energie.“ Er klatschte in die Hände. „Noch sind nicht all unsere Speisen eingetroffen. Aber wir können mit der Vorspeise beginnen. Du brauchst Kraft, geliebte Marbhadair.“ Sein Gesicht näherte sich ihrem, und Aileen wusste nicht, wie sie es schaffte, doch sie begrüßte seinen fauligen Atem und seine Lippen, die sich wie tote Fische anfühlten, mit einem Lächeln, wünschte sich gleichzeitig, sie hätte dem Bösen in sich nachgegeben, während sie erneut mit dem Reiz kämpfte, ihren Mageninhalt auf dem schillernden Marmorboden zu verteilen.
    Das Ralphding zog ihr höflich den Stuhl zurecht, und sie war froh, dass sie saß, als die Vorspeise in Form von Morven und Brandy hereingebracht wurde.
    Die Armanach trug an den Handgelenken Manschetten aus Stahl, verziert mit goldenen Inschriften, die ihre Kräfte unterdrückten. Sie blutete aus unzähligen Wunden, musste sich heftig gewehrt haben und lief gekrümmt. Brandy war vor Angst nicht fähig zu laufen. Zwei von den Eistoten zerrten sie halb mit sich. Brandys Blick huschte zu Aileen, doch sie erbleichte, als sie sie mit Augen anstarrte, die fast schwarz vor Furcht waren.
    Beide Frauen waren geknebelt, und Aileen wagte nicht, ihnen einen beruhigenden Gedanken zu schicken, weil sie nicht wusste, ob das Böse es bemerken würde. Sie durfte sich keinen Fehler leisten, musste tun, was von ihr als Marbhadair erwartet wurde.
    Sie schluckte den Kloß in ihrer Kehle hinunter, denn noch immer lockte das Grauen sie, und es wäre so leicht nachzugeben. Die Eistoten fesselten ihre Freundinnen an zwei Stühlen mit Armlehnen, sodass die weiche, dünne Haut an den Unterarmen frei zugänglich war. Morven starrte Aileen an, doch sie wusste beim besten Willen nicht, ob die Armanach die Scharade durchschaute.
     

Kapitel 15
     
    Lior verstand Kendrick zu gut, auch er würde am liebsten jemanden erwürgen. In dieser ganzen komplizierten Scheiße war nichts so, wie es auf einen flüchtigen Blick erschien.
    „Deine eigene Tochter!“, flüsterte Kendrick mit einem Brüllen, das von den Wänden widerzuhallen schien, denn so verzweifelt war seine Stimme.
    Erst jetzt dämmerte Lior, was geschehen war. Sie hatten nicht nur Aileen, sondern auch Morven für den nächsten Zug geopfert. Nosferat und Babylonus brauchten ihre ganze Körperkraft, um den Lugus von Mephistopheles zu zerren und ihn niederzudrücken.
    „Beruhige dich sofort, Kendrick, oder ich setze dich außer Gefecht, verdammt noch mal!“

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