MITTERNACHTSFLUT (German Edition)
mit Sandra und der Vorbereitung auf den Abend. So schön es war, Berlin wieder zu sehen, in den zahlreichen Läden zu stöbern und leckere Falaffel zu verspeisen, die Hektik der Großstadt machte ihr enorm zu schaffen. Schon bevor sie sich in ihr Hotelzimmer im noblen Kempinski zurückzog, brummte ihr Schädel und sie freute sich auf ein heißes Bad, ehe sie sich für die Gala und die Verleihung hübsch machte. Das Hotelzimmer hatte den sterilen aber geschmackvollen Charme der großen Nobelketten. Nicht übel, aber ihr fehlte das Besondere. Marie ließ ihren Blick über das Interieur des Raumes gleiten, während sie ihr langes Haar trocken rubbelte. Nun, man konnte eben nicht alles haben. Das Personal las ihr jeden Wunsch fast von den Augen ab und außerdem würde es morgen Nachmittag bereits zurück auf die Insel gehen. Etwas wehmütig dachte sie daran, dass dies schon wieder ihr letzter Abend mit Sandra war, aber immerhin konnte sie der Freundin einen schönen Abschluss mit edlem Gala-Dinner bieten. Wahrlich besser als nichts.
„Du siehst so was von edel aus!“ Sandra sah Marie ehrlich begeistert an. „Mädel, dein Leben tut dir offensichtlich richtig gut.“ Marie sah an sich hinunter. Gut, das „kleine Schwarze“ ärmellos aber dafür mit kleinem Stehkragen, dazu die schöne Silberkette, schwarze, halterlose Strümpfe, hochhackige Pumps, die Haare locker hochgesteckt und dazu die riesigen Silberohrringe, die ihr Vicente zum Geburtstag geschenkt hatte. Er hatte tatsächlich einen exquisiten Geschmack. Sie selbst fand sich eigentlich immer gerade mal so durchschnittlich. „Findest du? Ich sehe doch ganz normal aus.“
Sandra kicherte. „Ja, und die Königin von Sabah sieht aus wie meine Zugehfrau. Du kapierst es nie, oder? Sei mal selbstbewusst.“ Sandra selbst sah in ihrem edlen grauen Hosenanzug und den fast 14 Zentimeter hohen Pumps allerdings auch sehr gut aus. „Ich geb das Kompliment jetzt einfach mal zurück, du Businesstussi!“ Marie lächelte Sandra aufmunternd zu und die beiden schlenderten Arm in Arm in den Ballsaal.
Der Abend war sehr stilvoll gestaltet, das Kempinski, ebenso wie die Sponsoren hatten sich nicht lumpen lassen und alles was aufgefahren wurde, war vom Feinsten. Maries Gedanken jedoch wanderten mehrmals an diesem Abend in eine kleine Bucht, zu einer winzigen Bodega mit gegrilltem Fisch und scharfen Saucen. Immer wieder sah sie Manolo vor sich. Wie hatte dieser Mann ihr Leben verändert.
Und nur er schaffte es auch noch, Märchen zum Leben zu erwecken. Sandra schielte des Öfteren zu Marie hinüber. „Du bist aber in Gedanken auch ganz wo anders, oder? An wen denkst du denn, wenn du so leise vor dich hinlächelst?“ „An Manolo.“ „Aha, also doch. Ohne den geht wohl in deinem Leben gar nichts mehr, was?“ „Wenig, ganz wenig.“, gab Marie gerne zu.
Es war dann doch ein erhabenes Gefühl, die schwere Statue in Händen zu halten, die ihr für ihre außerordentliche Bildkampagne verliehen wurde. Marie meisterte die Preisverleihung mit Bravour und auch bei der Danksagung stockte sie kein einziges Mal. Auch der spanische Teil, in dem sie den wichtigsten Menschen in ihrem Leben dankte ging ihr flüssig über die Lippen.
„A todos mis amigos en la isla de Tenerife, y a un hombre muy especial, Manolo estas en mi corazon para hoy y siempre!“ Sollten sie sich doch alle ein wenig fragen wer das jetzt wohl war. Marie und Sandra genossen den Abend und ließen sich nach Strich und Faden verwöhnen. Der Morgen begann schon zu dämmern, als Sandra den Heimweg antrat. „Dir ist schon klar, dass mich die Neugierde zerfrisst. Ich will sobald wie möglich auf diese Insel und dich besuchen. Ich arbeite auch wirklich mit!“ „Versprochen. Ich bau dich in einen der nächsten Aufträge ein. Mit dem Preis hier kommen sicher auch wieder einige neue Kunden. Ich bin jetzt eine preisgekrönte Fotografin, weißt du?“ Marie umarmte die Freundin lange und winkte ihr nach, bis das Taxi nicht mehr zu sehen war. In Gedanken versunken ging Marie zurück auf ihr Hotelzimmer, um vor dem Flug nach Hause zumindest noch ein wenig Schlaf zu bekommen.
Das Ticket für den Rückflug lag bereits auf ihrer beinahe fertig gepackten Reisetasche. Marie lächelte. Wieder einmal hielt sie nichts in ihrer alten Heimat. Morgen flog sie dorthin wo sie sich zu Hause fühlte. Zufrieden kuschelte sie sich unter die Decke, voller Sehnsucht nach den Menschen die jetzt ihr Leben waren.
Kapitel 15
Ab und an fragte
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