Mitternachtslust
Typen.« Er lachte sein tiefes männliches Lachen, das ihren Magen wie immer einen kleinen Hüpfer machen ließ. So war es an dem Tag gewesen, als sie ihm draußen am See unverhofft zum ersten Mal gegenübergestanden hatte, und daran hatte sich seither nichts geändert.
»Abgesehen davon bin ich mir natürlich darüber im Klaren, dass du sehr gut ohne mich zurechtkommst. Damit du nicht merkst, wie gut du die Dinge ohne mich regeln kannst, komme ich ab und zu spontan angerannt.«
Melissa kicherte und rekelte sich auf dem zerwühlten Laken. Dann wurde sie plötzlich ernst. »Wahrscheinlich bin ich die einzige Frau, die gleichzeitig mit einem Mann aus dem neunzehnten und einem aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert Sex hatte. Das war wunderbar, und ich habe es sehr genossen.«
»Wirst du ihn vermissen?« Alexanders Finger strichen sanft über ihren Bauch.
Melissa schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn geliebt, und ich werde ihn immer lieben – auf eine besondere Art. Manchmal voll Angst und Scheu, aber doch so, als hätte ich sehr lange auf ihn gewartet. Und doch wusste ich von Anfang an, dass ich ihn wieder verlieren würde.« Ihre Augen flossen über, und sie machte keinen Versuch, es vor Alexander zu verbergen.
Er hielt sie umschlungen und wartete darauf, dass ihre Tränen versiegten, wenn die Zeit dazu gekommen war.
»Nun werde ich ganz in der Gegenwart leben können«, verkündete sie nach einem langen friedlichen Schweigen. »Und es wird mir viel Spaß machen.«
Alexander beugte sich über sie und fing die letzte Träne mit seinen Lippen auf. »Ich wollte bisher nicht darüber sprechen, aber was hältst du davon, wenn wir irgendwann einmal das Bild beenden, für das du mir damals Modell gesessen hast?«
Sie hob den Kopf und sah ihn an. Seit jenem Abend, an dem sie sich zum ersten Mal für ihn ausgezogen hatte, schien unendlich viel Zeit vergangen zu sein.
»Natürlich«, erklärte sie mit forscher Stimme. »Gehören wir zwei etwa zu den Leuten, die Dinge anfangen und nicht zu Ende bringen? Allerdings stelle ich eine Bedingung.«
»Und die wäre?« Er zupfte an den feuchten Haarsträhnen, die sich auf ihrer Stirn kringelten.
»Als Gegenleistung wirst du mir für ein paar Fotos als Modell dienen.«
»Etwa nackt?«, rief er mit gespieltem Entsetzen.
»Wenn es unbedingt nötig ist, kannst du einen von diesen albernen Schleiern benutzen, die du deinen Modellen immer so großzügig in die Hand drückst«, erwiderte Melissa kühl. Der Schalk funkelte in ihren Augen.
»Die sind viel zu klein«, jammerte Alexander und rang theatralisch die Hände.
»Nun gib nicht so an! Das Wesentliche wirst du damit schon verdecken können.« Melissa musste so sehr kichern, dass sie aus dem Bett gefallen wäre, hätte Alexander sie nicht im letzten Moment festgehalten.
»Und wenn das Bild fertig ist und du die Fotos gemacht hast und wir uns noch viel besser kennengelernt und mehr aneinander gewöhnt haben, könntest du dir dann vorstellen …« Er stockte mitten im Satz, als müsste er Mut fassen, räusperte sich und fuhr dann entschlossen fort: »… mit mir zu leben?«
Melissa stieß erleichtert die Luft aus. Zum Glück hatte er sie nicht gefragt, ob sie ihn heiraten wollte!
Sie stopfte sich ein Kissen in den Rücken und sah Alexander prüfend von der Seite an. »Dein Antrag ehrt mich«, begann sie mit funkelnden Augen. »Und wenn wir uns genug Zeit lassen, könnte ich mir durchaus vorstellen … dass eines Tages … vielleicht … wenn wir beide mutig genug sind …«
An dieser Stelle ihrer verworrenen Rede warf Alexander ihr ein Kissen an den Kopf. Gleich darauf riss er sie in seine Arme und versuchte, weiteren Erläuterungen mit einem intensiven Kuss vorzubeugen.
»… könnten wir vielleicht sogar zusammenziehen«, ließ sie sich nicht vom Thema abbringen.
»Das könnten wir auf jeden Fall tun«, stimmte er lachend zu. »Ansonsten werden wir sehen, was die Zeit bringt.«
»Genau«, bestätigte Melissa ihm strahlend und hüpfte aus dem Bett. »Und jetzt komm duschen! Ich habe Lust, dich ausgiebig einzuseifen.«
»Ich fürchte, einem solchen Angebot kann ich nicht widerstehen. Aber nur, wenn du dich auch von mir einseifen lässt.«
Als kurz darauf das warme Wasser auf sie niederprasselte, während Alexanders seifige Hände über ihren Körper glitten, wusste Melissa mit plötzlicher Klarheit, dass es nichts mehr gab, wovor sie sich fürchten musste.
Sie warf einen prüfenden Blick auf Alexanders Körper,
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