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Mitternachtsmorde

Mitternachtsmorde

Titel: Mitternachtsmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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nicht allergisch gegen Giftsumach oder Gifteiche, aber gegen Schlangengift war seines Wissens niemand immun. Er setzte sich auf die Verandatreppe, um die Stiefel überzustreifen.
    Jesse kam in einem Paar grüner Gummistiefel heraus, und gemeinsam marschierten sie über die Straße und in den Wald hinein. Knox war überzeugt, dass sie einen neuen Rekord für die Zeitspanne aufstellten, während der Jesse nichts zu beklagen oder zu meckern fand; es waren bis jetzt – wie viele – volle fünf Minuten gewesen? Er sah auf die Uhr, damit er kontrollieren konnte, wie lang der Frieden halten würde.
    Unter dem dichten Blätterdach der Bäume war es deutlich kühler. Knox war kein Naturbursche, aber er konnte Rot- und Weißeichen, Ahornbäume und Hemlocktanne unterscheiden. Wilde Azaleen tüpfelten den Boden mit zarten Farbflecken. Der volle, erdige Geruch stieg ihm in die Nase und verführte dazu, tief und inbrünstig durchzuatmen.
    »Riecht gut, wie?«, bemerkte Jesse, und ausnahmsweise klang er ruhig statt streitbar. Knox machte sich im Geist eine Notiz, dass der Wald Jesses Temperament positiv zu beeinflussen schien; vielleicht sollten sie hier draußen einen Verschlag errichten und ihn darin einsperren.
    Der Untergrund begann anzusteigen, der Abhang wurde steiler. Sie schlugen sich durch das Gebüsch, rissen ihre Kleider von den Ranken los, die sie zu packen versuchten, kletterten über einige kleinere Felsen und umrundeten die größeren. Jesse sah sich immer wieder um und maß im Geist die Entfernung ab, da das Blätterdach zu dicht war, als dass er sein Haus von hier aus hätte sehen können. Als sie knapp unter dem Hügelkamm waren, blieb er stehen. »Etwa hier, würde ich sagen.«
    Knox ließ sich Zeit und studierte ihre Umgebung in allen Details. Gleich rechts von ihnen wurde das Unterholz ein wenig durchlässiger, war aber immer noch zu dicht, als dass man die Stelle als Lichtung bezeichnen konnte. Hier wuchsen dicke und hohe Bäume, in deren Schutz blühende Hartriegelbüsche standen. Soweit er feststellen konnte, waren keine Blätter versengt oder sonstwie beschädigt worden, folglich konnte der Blitz, welcher Art er auch gewesen sein mochte, entweder nicht nah genug gewesen sein, um Schaden anzurichten, oder er war nicht mit Hitze verbunden.
    Der Boden allerdings … etwas hatte Knox auf eine nicht genau feststellbare Art gestört. Er fand zwar keine Fußabdrücke, aber an manchen Stellen war die Vegetation aufgewühlt, und dunklere, feuchte Flecken waren zu sehen. »Hier war jemand«, sagte er zu Jesse und deutete dabei auf den Waldboden.
    »Ich seh’s.«
    »Aber er hat seine Spuren verwischt. Ich frage mich, was er hier oben gewollt hat.« Knox drehte sich einmal im Kreis und hielt Ausschau nach einer Schneise im Laub, durch die man auf … was auch immer sehen konnte. »Von hier aus kann man nichts erkennen. Ich halte es für möglich, dass hier jemand eine Art Blitzlicht gezündet hat, aber wozu?« Er schnüffelte wieder, roch aber nur das gleiche volle, lehmige Aroma wie vorhin. Verbrannt war hier in letzter Zeit nichts, sonst hätte der Qualm noch zwischen den Bäumen gehangen.
    »Könnte auch ein Tier gewesen sein.« Jesse deutete auf die umgetretenen Pflanzen. »Vielleicht haben hier zwei Hirsche gekämpft, oder es war ein Fuchs auf Karnickeljagd. Blut sehe ich allerdings keines. Und ich sehe auch keinen Sinn in der ganzen Sucherei, außer dass wir unsere Zeit vergeuden.«
    Knox sah auf seine Uhr: dreizehn Minuten, ein neuer Rekord für Jesse Bingham. »Sie haben Recht.« Er machte kehrt und ging auf demselben Weg bergab. »Ich war nur neugierig wegen dieser Blitze.«
    »Ich hab doch gesagt, das war ein Trockengewitter.«
    »Nicht wenn Sie keinen Donner gehört haben, nein. Das Gewitter hätte direkt über Ihnen sein müssen.« Und jeder Blitz erzeugte Donner. Außerdem war der Blitz, der in der Stadt die Überwachungskameras geblendet hatte, bestimmt keine Naturerscheinung gewesen.
    »Vielleicht hat es ja gedonnert, und ich hab’s vergessen.«
    »Vorhin haben Sie was anderes gesagt. Da haben Sie gesagt, Sie hätten keinen Donner gehört.«
    »Ich werde alt. Ich höre nicht mehr so gut.«
    Mit seiner Geduld am Ende, fuhr Knox herum und stach mit dem Zeigefinger gegen Jesses Brust. »Hören Sie auf, mir auf die Nerven zu gehen. Sofort.«
    Jesse sah ihn finster an, aber ehe er entschieden hatte, ob er es riskieren sollte, die Situation noch weiter zuzuspitzen, erwachte das Funkgerät an Knox’

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