Mitternachtsspiele: Ein erotisches Rendezvous / 100 Wünsche hast du frei (German Edition)
Gillian und ihre Mutter nannte.
Er hatte ihnen so viel Liebe und Verständnis gegeben – was vermutlich der Grund war, weshalb es ihr jetzt so wichtig war, ihn zu schützen. „Hast du jemals das Gefühl gehabt, deinen Eltern etwas schuldig zu sein? Nicht nur dafür, dass sie dir ein Dach über dem Kopf gegeben haben?“ Gedankenverloren fuhr sie mit der Hand durchs Was ser.
„Ich weiß, dass ich ihnen etwas schuldig bin. Schließlich haben sie mich von der Straße geholt.“ Doug räusperte sich.
„Wie das?“
„Ich war zehn Jahre alt und hatte seit Tagen nicht geschlafen, es sei denn, man zählt die Stunden mit, die ich auf Parkbänken gedöst hatte. Gegessen hatte ich noch länger nichts. Ich stand kurz davor, verhaftet zu werden.“ Er schaute blinzelnd zum Himmel hinauf. „Manchmal wache ich nachts hungrig auf und muss mich erst wieder daran erinnern, dass unten ein voller Kühlschrank steht und ich kein zehnjähriger Junge mehr bin, der Taschendiebstähle begehen muss, um etwas zu essen zu bekommen.“
Juliette war verlegen. „Als ich dir die Frage stellte, dachte ich an meinen Dad und wie ich ihm helfen könnte. Ich habe mir nicht mal vorstellen können …“ Sie verstummte, da sie nicht wusste, was sie noch sagen sollte. Obwohl sie ihren Vater erwähnt hatte, wenn auch nicht namentlich, bereute sie es nicht, da Doug sie so tief in sein Leben hatte blicken lassen.
„Wenn man das Glück hat, gute Eltern zu haben – und glaub mir, ich kenne den Unterschied –, gibt es nicht viel, was man nicht für sie tun würde.“
Juliette nickte. Sicher verstand er ihr Bedürfnis, die Menschen zu beschützen, die sie großgezogen hatten.
„Das klingt, als seist du hier, um etwas zu klären. Etwas, das mit deinem Vater zu tun hat?“ Er drückte ihre Hand, als wollte er sie bitten, ihm zu vertrauen.
„Das kann man wohl sagen.“ Sie fragte sich, was Doug ihr raten würde, wenn er die Wahrheit wüsste über sie und über das, was sie durchgemacht hatte. Außerdem fragte sie sich, ob sie ihrem Herzen trauen sollte, das heftig pochte und ihr riet, sich auf Doug einzulassen. Schließlich hatte sie schon zu viele Fehler begangen, um ihrem Urteilsvermögen hundertprozentig vertrauen zu können. Doch irgendetwas sagte ihr, dass dieser Mann anders war und sie nicht so benutzen würde, wie Stuart es getan hatte.
Ein lautes Pfeifen ertönte. „Beachvolleyball!“ rief eine Frau den Gästen zu und zerstörte so den intimen Augenblick zwischen ihnen. „Noch zehn Minuten bis zum Spiel!“
Juliette war nicht sicher, ob ihr etwas erspart geblieben war oder nicht. „Das nennt man organisiertes Vergnügen. Etwas für Leute, die keinen Müßiggang ertragen.“
„Und die Menschenmengen mögen“, murmelte Doug, ehe er untertauchte und die Flucht ergriff.
Es war ihm ein Rätsel, wie Juliette es schon wieder geschafft hatte, dass er sich ihr öffnete und ihr so viel über sich erzählte. Dabei sollte es genau umgekehrt sein, denn er war derjenige, der Informationen von ihr brauchte. Aber kaum hatte er angefangen zu reden, konnte er nicht mehr aufhören.
Und das verstand er nicht. Noch nie zuvor hatte er jemandem von seiner schmerzlichen Vergangenheit erzählt, schon gar keiner Frau. Dabei wäre Erin so dankbar gewesen, wenn sie mehr über ihn erfahren hätte. Aber Doug hatte nie den Wunsch verspürt, sich Erin anzuvertrauen, obwohl sie immerhin zwei Jahre lang seine Lebensgefährtin gewesen war. Aber schon nach einem Tag kannte Juliette einige seiner intimsten Geheimnisse. Doug war jedoch nicht dumm und wusste, dass es von hier aus noch ein langer Weg war, bis er ihr Vertrauen gewonnen und sie davon überzeugt hatte, sich ihm ebenfalls zu öffnen.
Er wünschte nur, sein Bedarf an Informationen über ihren Exverlobten wäre der einzige Grund, weshalb er sich ihr zuerst geöffnet hatte. Er wünschte, ihre mitfühlende Art würde ihn nicht so für sich einnehmen. Außerdem war alles, was er tat, von Schuldgefühlen begleitet.
Doug tauchte wieder auf, schüttelte das Wasser ab und hielt sich wieder an der Luftmatratze fest. „Interessiert Beachvolleyball dich?“
„Ich weiß, du hast gesagt, du willst ein paar Aktivitäten auf der Insel mitmachen. Aber Beachvolleyball werde ich auslassen.“ Juliette sah ihm in die Augen. „Ich ziehe die Gesellschaft einer bestimmten Person der einer großen Menge vor.“
Doug verstand die Andeutung. Obwohl Beachvolleyball sicherer war, stand er zu kurz davor, ihr Vertrauen zu
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