Mitternachtsspiele: Ein erotisches Rendezvous / 100 Wünsche hast du frei (German Edition)
sich nicht gerade auf ihre ungeschminktenGesichtszüge oder ihr sachliches Maßkostüm konzentrierte, dann brachte diese rauchige Stimme seine Nervenenden zum Vibrieren, und sein Gehirn sendete vollkommen falsche Signale zu anderen Regionen seines Körpers, die sich daraufhin erhoben, obwohl sie das während der Arbeitszeit gefälligst zu unterlassen hatten! Er setzte sich unruhig zurecht.
„Was kann ich für Sie tun?“ fragte Mallory.
„Ich werde versuchen, mich kurz zu fassen. Wenn ich recht verstanden habe, sind Sie gegenwärtig mit einer Immobilienangelegenheit befasst. Ich habe bereits dafür gesorgt, dass die Sachen, die Ihnen übertragen wurden, in der Kanzlei verteilt werden, damit Sie etwas mehr Freiraum haben. Für mich.“
Seine Worte bewirkten, dass Mallory einen plötzlichen Hustenanfall bekam. Besorgt stand Jack von seinem Bürostuhl auf und ging zu ihr hinüber. „Alles in Ordnung mit Ihnen?“
Sie setzte die Brille ab und trocknete sich die Augen mit einem Papiertaschentuch, das sie sich rasch von seinem Schreibtisch gegriffen hatte. „Ja, völlig. Absolut. Ich habe mich nur verschluckt. Tut mir Leid.“
Es war ihr offenbar peinlich. Sie räusperte sich und trocknete sich noch einmal die Augen ab, bevor sie Jack wieder anschaute.
Als er dem Blick dieser porzellanblauen Augen begegnete, hatte Jack das Gefühl, unerwartet einen Hieb in den Magen zu bekommen. Er hielt den Atem an und bekam beinahe selbst einen Hustenanfall. Heiliger Bimbam, man hätte ihn warnen sollen! Wer konnte denn ahnen, dass diese Frau derart schöne, ausdrucksvolle Augen hatte?
Bevor er weiterredete, setzte sie sich jedoch wieder ihre schwarzrandige Brille auf und rückte sie auf ihrer Nase zurecht. Sogleich verhinderten wieder dicke Gläser, dass man ihr direkt indie Augen sehen konnte, und Jack fragte sich, ob er sich die Tiefe und Klarheit der Farbe ihrer Iris nicht nur eingebildet hatte.
„Was wollen Sie damit sagen?“ fragte sie. „Sie haben meine Arbeit an andere verteilt? Hat Ihnen denn niemand gesagt, dass die Firma Mendelssohn Leasing darauf bestanden hat, ich persönlich solle mich um ihren neuesten Grunderwerb kümmern?“
Er kehrte hinter seinen Schreibtisch zurück und machte es sich wieder auf seinem gepolsterten Stuhl bequem. Ihm war ganz eigenartig zumute. Irgendwie aus der Bahn geworfen. Diese Mallory Sinclair hatte ihn auf einmal verunsichert. So etwas war ihm noch nie passiert, weder beruflich noch in Gegenwart einer Frau. Jeder Zentimeter Abstand war da höchst willkommen.
„Ich kann Ihnen versichern, dass ich in vollem Umfang darüber informiert wurde. Aber nach Abwägen aller Interessen und in Anbetracht der Größenordnungen haben wir uns zu Leathermans Gunsten entschieden.“
„Unser wichtigster Mandant“, bemerkte sie sachlich. „Einer, der allerdings auch Aufträge an andere Kanzleien vergibt und uns damit der Gefahr ausgesetzt hat, eine wichtige Einkommensgrundlage zu verlieren.“
Oho, sie wusste auch über die höheren Kanzleiinterna Bescheid!
„Richtig“, bestätigte er. „Diesmal jedoch geht es nicht um eine mögliche Fusion oder Übernahme, sondern um Mr. Leathermans Scheidung.“
Sie legte den Kopf schräg und betrachtete ihn aufmerksam durch ihre Brille. „Wenn Sie involviert sind, liegt eine solche Vermutung ziemlich nahe. Unklar ist mir nur, was ich damit zu tun habe. Sie könnten einen der Anwälte nehmen, die sich auf Privat- und Familienrecht spezialisiert haben. Mich brauchen Sie dabei nicht.“
Jack lehnte sich vor und stützte die Ellenbogen auf die Schreibtischplatte. „Da irren Sie sich. Selbst, wenn es uns beiden anders lieber wäre – ich brauche genau Sie.“
Seine Wahl war allerdings nicht sofort auf Mallory Sinclair gefallen. Er war schlicht überstimmt worden. Seine Partner waren der Überzeugung, dass die Anwesenheit einer Frau bei den Gesprächen mit dem Mandanten von Vorteil sein würde. Sie spekulierten darauf, dass es dann leichter wäre, ihn zu mehr Härte gegenüber seiner Gattin zu bewegen. Dem hatte Jack nichts entgegenzusetzen gehabt. Die Kanzlei konnte es sich nicht leisten, den Mandanten Leatherman endgültig zu verlieren. Da war es von immenser Bedeutung, die Scheidung zu seinem größtmöglichen Vorteil zu gestalten.
Mallory schwieg einen Moment und wartete. Dann fragte sie ein wenig ärgerlich: „Warum erklären Sie mir nicht einfach, warum Sie mich brauchen?“ Und nach einer winzigen Pause setzte sie hinzu: „Bitte.“
Jack
Weitere Kostenlose Bücher