Mitternachtsspiele: Ein erotisches Rendezvous / 100 Wünsche hast du frei (German Edition)
durfte man sich durchaus seine Gedanken machen. Eine Frau, die einen mit einer unbefangenen, rein zufälligen Berührung in Flammen versetzen konnte.
„Wie geht es weiter, wenn wir nachher angekommen sind?“ erkundigte sie sich jetzt.
Dankbar für dieses Angebot eines ganz normalen Gesprächs, wandte er sich ihr zu. „Leatherman schickt ein Auto, das uns vom Flughafen abholt. Wir werden gegen neun Uhr in der Ferienanlage ankommen. Ich nehme an, wir packen nur noch unsere Koffer aus und schlafen dann eine Runde. Was danach passiert, liegt im Ermessen unseres Gastgebers.“
„Mit etwas Glück können wir sein geplantes Vorgehen besprechen, uns auf eine Strategie einigen und in ein paar Tagen wieder zu Hause sein.“
Der hoffnungsvolle Unterton in ihren Worten entging ihm nicht. „Haben Sie was gegen das Meer?“
„Nein, jedenfalls nicht, wenn es sich um Urlaub handelt. Aber jeder Tag, den wir nicht in der Kanzlei sind, bedeutet nur, dass sich bis zu unserer Rückkehr noch mehr Arbeit ansammelt.“ In ihrer Wange zuckte ein Muskel und zeigte, wie sehr sie sich insgeheim ärgerte.
Er lehnte sich zurück und wandte den Blick von ihrem Gesicht ab. „Deswegen habe ich Ihre Aufträge ja weiterverteilen lassen. Paul Leatherman ist ein Exzentriker. Er hasst es, unter Zeitdruck zu stehen. Und wenn er es ablehnt, seine Ferienanlage zu verlassen, um sich mit uns zu treffen, dann besteht wenig Hoffnung, dass er sich zu schnellen Entscheidungen drängen lassen wird.“
Sie murmelte etwas, was er nicht verstand. Er sah von der heruntergezogenen Sonnenblende des Fensters wieder zu Mallory und betrachtete sie zum ersten Mal eingehend von der Seite.
Wenn man sich die streng hochgesteckten Haare und die hässliche schwarze Brille wegdachte, dann blieb ein Profil mit hohen Wangenknochen, das selbst ganz ohne Make-up wie aus Alabastergemeißelt wirkte. Für derart reine Haut würden manche Schauspielerinnen und Models über Leichen gehen. Dabei tat diese Frau hier nichts, um ihr Aussehen in irgendeiner Weise zu verbessern. Ganz im Gegenteil: Sie versuchte, es um jeden Preis zu verbergen, und Jack stellte sich im Stillen die Frage, warum sie das wohl tat.
Er schüttelte diesen Gedanken ab und sah woanders hin. Dieser Flug dauerte definitiv viel zu lange, wenn Jack schon anfing, über Mallory Sinclairs Styling-Gewohnheiten nachzudenken und sich zu fragen, was bei ihr unter der Oberfläche vor sich ging.
„Worum geht es bei diesem Fall eigentlich?“ erkundigte sich Mallory und beugte sich nach vorn, um Schreibblock und Stift aus ihrer Aktentasche zu nehmen. „Nur so in Grundzügen.“ Sie setzte sich aufrecht hin und wartete.
Diese Frau war kurz angebunden und arbeitete effizient. Genau, was er bei beruflicher Zusammenarbeit erwartete. Hinsichtlich der Frauen, mit denen er privat verkehrte, legte er Wert auf andere Eigenschaften. Sanftmütig sollten sie sein, anschmiegsam, warmherzig und großzügig. Da er mindestens eine Woche in Leathermans Ferienanlage am Meer verbringen würde, brauchte er sich keine Sorgen zu machen. Er würde dort reichlich Kontakt zum anderen Geschlecht haben.
Dummerweise hatte sich aber in letzter Zeit eine Änderung seiner Präferenzen ergeben. Frauen, die er nicht kannte, fand er nicht mehr halb so interessant wie früher. Und es gab nichts, was er dagegen unternehmen konnte. Dabei begann diese neue Einstellung bereits, sein Leben erheblich zu komplizieren.
Kurze, unverbindliche Affären – das passte am besten zu seiner Lebensweise und zu seinen Grundsätzen. Es ging nicht an, dass ausgerechnet er am Ende ebenfalls vor dem Scheidungsrichter landete. Schließlich hatte er Regeln aufgestellt, derenGültigkeit zu beweisen waren! Wenn er sich auf keine feste Beziehung einließ, brauchte er auch nicht zu befürchten, dass man ihm Hörner aufsetze. Sein Vater war das denkbar traurigste Beispiel für einen solchen Fall. Doch je älter Jack wurde, desto klüger wurde er auch, und desto mehr lernte er zu unterscheiden. Zudem verspürte er eine zunehmende Rastlosigkeit, die er sich nicht erklären konnte.
„Mr. Latham? Stimmt irgendetwas nicht?“
Erneut spürte er das angenehme Kribbeln, mit dem seine Lenden auf den Klang ihrer weichen, volltönenden Stimme reagierten. Jawohl, etwas stimmte ganz und gar nicht. Alles, was er für diese Kollegin empfand, war höchst unangebracht, und das gefiel ihm nicht.
„Was wollen Sie?“ entfuhr es ihm unwirsch.
„Nur die Fakten zum Fall.“ Sie winkte
Weitere Kostenlose Bücher