Mittsommernacht
er einfach, auch wenn Magnus keinen Beweis dafür hatte.
Nate musste ein ziemlich ordentlicher Typ sein. Keine herumliegende Kleidung, keine halb ausgeräumte Reisetasche, da er nur für ein Wochenende hier war, und auch keine sonstige Unordnung. Kein Wunder, dass Jake ihm vorhin hatte weismachen können, hier war niemand und das Blockhaus stünde ihnen zur freien Verfügung.
Der Gedanke an Jake ließ Magnus die Stirn runzeln. Aber nicht aus Ärger, sondern aus reiner Verwunderung, weil seine Wut auf Jake scheinbar im See untergegangen war. Es würde sich zeigen, ob das auch so blieb. Magnus drehte sich auf die Seite und zuckte zusammen, als sein Blick auf einmal direkt in den Spiegel fiel. Daran hatte er nicht gedacht. Magnus verzog gequält das Gesicht. Er schaute sich nicht gerne an, weil ihm nie gefiel, was er sah. Deshalb drehte er sich auf die andere Seite, wo Nate in der offenen Tür stand und ihn beobachtete.
„Wie lange stehst du da schon?“, fragte er, nachdem er den ersten Schreck überwunden hatte.
„Eine Weile.“
„Wieso?“
„Ich wollte dich nicht in deinen Gedanken stören“, antwortete Nate und trat ins Zimmer. „Außerdem hatte ich bisher nicht oft die Chance, dich in Ruhe ansehen zu können, daher wollte ich die Gelegenheit nutzen. Du hast knapp drei Stunden geschlafen … Übrigens, deine Augen sind umwerfend.“
Magnus sah Nate misstrauisch an. Was sollte das jetzt sein? Ein Kompliment? „Sie sind blau, na und?“
„Nachtblau würde ich sagen.“
„Hab' ich doch gesagt“, sagte Magnus verdutzt.
„Du hältst nicht viel von dir selbst, oder?“ Nate blieb neben dem Bett stehen und sah über ihn hinweg in den Spiegel. „Dein Blick in den Spiegel war gerade ziemlich aufschlussreich.“
Magnus verdrehte die Augen und zog gleichzeitig die Decken höher, weil er sich plötzlich nackt vorkam, und dass er es auch war, half ihm nicht sonderlich in seiner Verlegenheit. „Wo sind meine Sachen?“
„In der Waschmaschine.“
„Nein, ich meine ...“ Magnus brach ab und überlegte. Hatte Jake ihm eigentlich seine Reisetasche dagelassen? Er konnte sich nicht daran erinnern, vor dem Haus eine liegen gesehen zu haben, als er vorhin zum See gerannt war. Allerdings hatte er auch nicht darauf geachtet. „Ich hatte eine Tasche dabei. Aber ich weiß nicht, ob Jake sie hier gelassen hat.“
Nate sah ihn grübelnd an. „Ich habe keine gesehen, aber vorhin auch nicht wirklich darauf geachtet. Ich sehe nach.“ Nate deutete auf den Kleiderschrank. „Bis dahin bedien' dich ruhig, wenn du aufstehen willst.“
„Als ob mir deine Sachen passen“, murmelte Magnus, was Nate genervt stöhnen ließ.
„Meine Güte, Mag, du hast eine ähnliche Statur wie ich … dir fehlen nur einige Zentimeter Körpergröße. Hör' auf, so zu tun, als wärst du zu dick.“ Nate ging an den Schrank und zog die beiden Flügeltüren auf. Kurz darauf landeten ein T-Shirt, Jeans und eine Shorts neben ihm auf dem Bett, dicht gefolgt von einem Paar Socken, die Nate aus einer unten liegenden Schublade zog. „Krempel die Hose um und komm' runter in die Küche. Ich habe uns etwas zu essen und Kaffee gemacht.“
Als Magnus in die Küche trat, nachdem er noch eine ganze Weile im Bett gelegen und über sich selbst geflucht hatte, saß Nate am Tisch und hatte sich gemütlich gegen die Stuhllehne gelehnt. Vor ihm stand eine Tasse Kaffee.
„Na? Ausgeschmollt?“, fragte Nate amüsiert.
„Pfft“, machte Magnus und war verzog das Gesicht, als er neben der Tasse sein Handy liegen sah. „Hinüber, oder?“, fragte er, weil das Handy auf einem Handtuch lag und offensichtlich immer noch feucht war. Nate nickte, als er ihn ansah. Magnus setzte sich und goss sich Kaffee ein, um etwas zu tun zu haben. „Und meine Tasche?“, fragte er und seufzte, als Nate den Kopf schüttelte.
Magnus hatte es schon befürchtet. Anderseits musste er dank Nate in den nächsten Tagen nicht in denselben Sachen herumlaufen, denn entgegen seiner Vermutung passte ihm Nates Kleidung wirklich, sie war nur etwas zu körperbetont für seinen Geschmack. Mal abgesehen von den Schuhen, die ihm zu groß waren, und der Jeans, die er zweimal hatte umschlagen müssen, um beim Laufen nicht auf den Saum zu treten. Aber das war nichts, was ihn wirklich störte.
„Steht dir“, meinte Nate und deutete auf sein T-Shirt, als Magnus ihn ratlos ansah.
„Na ja“, murmelte Magnus und zog den Saum etwas tiefer. Das Shirt war ziemlich kurz, reichte gerade mal
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