Mittsommerzauber
Verdarb ihm so ein blödes Foto in so einer blöden Zeitung wirklich die Laune?
»Komm, das ignorieren wir doch. Wen interessiert schon, was so ein Käseblatt schreibt?«
»Meine Mutter zum Bespiel. Und Marita. Und letzten Endes auch mich.«
Sie kannte seine Stimme auf einmal nicht wieder. Sie klang kühl und geschäftsmäßig. Sie war verwirrt. Was geschah hier?
»Du willst mir doch nicht allen Ernstes sagen, dass so ein Foto irgendetwas zu bedeuten hat. Meine Güte, Sven. Du bist erwachsen, ich bin erwachsen. Wir können tun und lassen, was wir wollen.« Eine Ahnung stieg in ihr auf.
»Oder können wir nicht?«
Sven spürte die Distanz, die zwischen ihm und Katarina entstand.
Er hasste dieses Gefühl. Und noch mehr hasste er sich für das, was er ihr jetzt sagen musste. Doch sie hatte schon begriffen.
»Marita Tomasson.« Ihre Stimme klang ganz klein. Wie die eines traurigen Kindes. »Du bist doch mit ihr zusammen. Ja? Sag es. Sie ist deine Freundin?«
»Ich weiß es nicht.« Sven war verwirrt, er suchte nach Worten. Er spürte, dass alles, was er ihr sagen konnte, sie verletzen würde. »Wir sind befreundet, sicherlich. Aber das hat nichts mit uns zu tun. Ich... ich habe sie nie so geliebt, wie ich dich liebe. Das Problem ist nur...«
»Ihr Vater.« Katarina hatte begriffen. »Du willst mir wirklich sagen, dass es um die Fusion geht? Das glaube ich nicht, Sven. So etwas gibt es nur im Film.«
»Tomasson hat meiner Rechtsabteilung zu verstehen gegeben, dass man den Termin für die Unterzeichnung leider verschieben müsse. Offiziell geht es um ein paar Paragraphen, die noch nicht ganz klar sind.«
»Aber inoffiziell will er die Fusion platzen lassen. Wegen mir.« Katarina verlor die Fassung. Das konnte doch nicht sein. Im einundzwanzigsten Jahrhundert?
»Willst du mir sagen, dass du Marita Tomasson heiraten willst wegen einer Fusion?«
»Von Heirat ist im Moment nicht die Rede.« Sven schämte sich für das, was er sagte. »Aber ich kann nicht so tun, als wäre mir meine Firma egal. Ich brauche die Fusion. Ich habe eine Verantwortung für meine Angestellten. Ich kann die Existenz meiner Firma nicht wegen einer Affäre gefährden.«
»Eine Affäre?« Katarina sah ihn ungläubig an. Das war es also für ihn. Eine Affäre. Sie fühlte sich wie in einer schlechten Komödie. Der Sohn des Hauses hat eine Affäre mit dem Küchenmädchen angefangen. Das geht natürlich nicht.
Ihr war, als würde jemand mit einem Messer in ihren Eingeweiden herumbohren. War sie wirklich so naiv gewesen zu glauben, dass es keine Unterschiede gab zwischen ihrer Welt und der der Svanbloms?
Sie konnte Sven nicht ansehen. Sie wollte nicht, dass er ihre Enttäuschung sah. Sie sagte nur, dass sie jetzt weitermüsse, Böransson warte schon auf sie.
»Auf Wiedersehen«, brachte sie noch über die Lippen. Und ging.
»Sehen wir uns wieder, Katarina?« Sven wusste, wie verlogen seine Frage in ihren Ohren klingen musste. »Es muss nur ein bisschen Zeit vergehen, und wenn die Fusion besiegelt ist, dann...«
»Tut mir Leid, ich glaube nicht, dass ich Zeit habe. Die Vorbereitungen für das Fest werden mich sehr in Anspruch nehmen.« Sie war froh, dass ihre Stimme einigermaßen gefasst klang. Und ging schnell davon.
Sven sah ihr nach. Und er wünschte, er könnte aus seiner Haut.
*
»Das kannst du mit mir nicht machen. Mich dermaßen zu demütigen. Ich weiß überhaupt nicht, was in dich gefahren ist.« Marita war wütend nach Röstrand gekommen. Insgeheim konnte sie nicht glauben, dass Sven wirklich eine Affäre mit dieser Köchin hatte. Sie hatte gehofft, er würde ihr beweisen können, dass das alles nicht wahr war. Dass das Foto eine Fälschung sei und er schon Klage gegen die Zeitung eingereicht hatte. Aber Sven hatte zugegeben, dass er mit Katarina Fredholm über Nacht weg gewesen war. Und ja, er hatte eingestanden, dass sie ihm sehr gut gefiel.
»Eine Köchin. Ich fasse es nicht. Eine Köchin spannt mir meinen Verlobten aus.«
»Bitte, Marita. Es ist doch egal, was sie von Beruf ist.« Auch wenn Sven sich schuldig fühlte an dem Skandal, den er ausgelöst hatte, ärgerte er sich darüber, dass Marita und auch seine Mutter so abschätzig über Katarina redeten.
»Dir vielleicht. Aber mir nicht. Was findest du an ihr? Oder geht die Liebe durch den Magen?« Ihr Lachen klang höhnisch. »Da kann ich natürlich nur verlieren. So schlecht, wie ich koche.« Tatsächlich hatte Marita noch nie Spaß am Kochen gehabt. Genauso wenig
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