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Mittsommerzauber

Mittsommerzauber

Titel: Mittsommerzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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allen Ernstes, alle Brücken hinter sich abzubrechen und mit ihr auf dieses Schiff zu gehen! Und das, obwohl sie im Augenblick selbst nicht wusste, ob sie diesen Job überhaupt noch wollte!
    Bertil verließ die Apotheke, und Harald beugte sich mit verschwörerischer Miene über die Theke. Anna befürchtete, er wolle sie abermals um verschreibungspflichtige Schmerzmittel bitten, doch er hatte ein anderes Anliegen.
    »Wusstest du eigentlich, dass Robert Dahlström verheiratet ist?«
    Es war, als würde jemand seine Hände um ihren Hals legen und sie erdrosseln. Sie musste sich an der Theke festhalten, weil ihre Füße sie nicht mehr trugen.
    »Seit zwölf Jahren«, fügte Harald hinzu. »Seine Frau heißt Jane und ist Journalistin beim kanadischen Fernsehen. Sie haben ein großes Haus in Toronto. Und einen Hund, der Zeke heißt.«
    »Blödsinn«, brachte sie mechanisch heraus. »Das hätte er mir doch gesagt.«
    »Vielleicht. Wenn er ehrliche Absichten gehabt hätte.« Und dann erzählte er ihr Dinge von führenden internationalen Holzbaufirmen und feindlichen Übernahmen, die ihre ohnehin schon wirren Gedanken völlig konfus werden ließen.
    »Wieso redest du so einen Mist?«, stieß sie hervor. »Was nimmst du eigentlich sonst noch für Zeug?«
    Harald ließ sich nicht beirren. »Ich verstehe ja, dass man auf ihn reinfallen kann. Er sieht gut aus, ist charmant, gebildet, kultiviert... Und er versteht eine Menge von seinem Job. Er ist, wie man so schön sagt, mit allen Wassern gewaschen. Es ist also keine Schande, sich von ihm über den Tisch ziehen zu lassen. Du bist dabei in allerbester Gesellschaft. Nicht mal Mama hat ihn durchschaut.«
    »Mama glaubt dir?«
    »Selbstverständlich«, sagte Harald gelassen. »Es hat eine Menge gekostet, diese Informationen zu beschaffen. Ich habe zwei erstklassige, international operierende Detekteien dafür eingespannt.«
    Anna drehte sich der Kopf. Sie wusste nicht mehr, was sie denken sollte. Er lügt, schrie es in ihr, doch ein anderer, vernünftiger Teil von ihr wusste, dass ihr Bruder die Wahrheit sagte.
    Ohne weiter zu überlegen, stürzte sie an ihrem Bruder vorbei zur Tür.
     
    *
     
    Der rote Anstrich des Gästehauses leuchtete in der Sonne, und die Geranienkästen vor den Fenstern vermittelten den Eindruck einladender ländlicher Gemütlichkeit, ebenso wie die Katze, die träge im Schatten eines Busches lag und ihre Jungen säugte.
    Bitter überlegte Anna, dass rein äußerlich nichts darauf hindeutete, was für ein abgefeimter Schwindler der Mann war, den sie hier beherbergt hatten. Und den sie, Gott helfe ihr, ihren Körper und ihre Seele hatte vereinnahmen lassen.
    Er war dabei, seine Koffer zu packen, als sie ohne anzuklopfen in sein Zimmer stürmte.
    Sie erfasste mit einem Blick die Situation, und obwohl sie geglaubt hatte, es könne nicht schlimmer werden, kam sie sich mit einem Mal vor wie ein leckgeschlagenes Schiff, das dem Boden des Ozeans entgegensank.
    »Du haust tatsächlich ab«, sagte sie tonlos.
    Er blickte erstaunt auf. »Natürlich nicht. Ich fand es nur nicht angebracht, weiter hier im Gästehaus deiner Mutter zu wohnen.«
    »Nicht angebracht?« Sie ballte die Hände zu Fäusten, um das Zittern ihrer Finger unter Kontrolle zu bringen. »Also hast du uns tatsächlich belogen? Es ist alles wahr, was Harald gesagt hat?«
    »Ich verstehe, dass ihr verwirrt seid. Oder verärgert. Tatsächlich war mir bei meiner Ankunft nicht klar, dass...«
    »Verwirrt?«, fiel sie ihm zornig ins Wort. »Ich war gerade dabei, meine Pläne zu ändern! Deinetwegen! Ich habe allen Ernstes darüber nachgedacht, den Job auf dem Schiff sausen zu lassen und hier zu bleiben!«
    Er wirkte zuerst ungläubig, dann erfreut. »Aber Anna, das ist ja...«
    »Selten dämlich«, beendete sie den Satz für ihn. »Ich bleibe hier in meinem alten Leben, und du gehst zurück in deinen Job und zu deiner Frau, oder wie dachtest du dir das?« Anklagend baute sie sich vor ihm auf. »Wieso hast du das getan? Wieso hast du uns allen vorgemacht, dass du hier bleiben willst, wenn dein wirkliches Leben doch in Kanada stattfindet?«
    »Mein Leben? Das da drüben war schon lange kein Leben mehr.«
    Er wollte noch mehr sagen, doch Anna schnitt ihm das Wort ab. »Sag mir eines: Bist du verheiratet oder nicht?«
    »Ja, aber Jane und ich...«
    Mehr brauchte Anna nicht zu hören. Sie drehte sich abrupt um und verließ türenknallend das Zimmer.
     
    *
     
    Ihre Füße trugen sie wie von selbst zum Fluss. Ein

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