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Mittsommerzauber

Mittsommerzauber

Titel: Mittsommerzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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Brechreiz an, und einen Moment lang musste er sich an der Hauswand abstützen, weil er sonst in die Knie gegangen wäre. Taumelnd setzte er sich in Bewegung, nur noch beseelt von dem Verlangen, sich endlich das zu holen, was er brauchte.
     
    *
     
    Anna wusste nicht, ob sie enttäuscht oder erleichtert sein sollte, als sie die Tür zur Apotheke verschlossen vorfand. Sie brannte darauf, es endlich hinter sich zu bringen.
    Davon überzeugt, dass Bertil nicht weit sein konnte, spähte sie über den Platz, und richtig, er saß mit Silke zusammen drüben vor dem Café und machte seine obligatorische Kaffeepause. Um diese Tageszeit war meist nicht viel los in der Apotheke.
    Sie schloss die Tür auf und ging ins Lager, um die restlichen Kisten auszupacken, und als sie wenige Minuten später das Geräusch der Türglocke hörte, straffte sie sich. Es war so weit.
    Doch es war nicht Bertil, der die Apotheke betreten hatte, sondern Harald.
    »Was willst du hier?«, fragte sie.
    Er kam ohne Umschweife hinter die Theke, suchte mit fiebrigen Blicken die Aufschriften auf den Schubladen ab und zog schließlich eine davon auf. Mit beiden Händen in den Medikamenten wühlend, sagte er gepresst über die Schulter: »Es ist ein Notfall. Sonst täte ich das nicht.«
    Er hatte gefunden, wonach er suchte, und steckte es ein. Anna hielt ihn am Arm fest, als er verschwinden wollte.
    »Das kannst du nicht tun! Es ist Diebstahl!«
    »Ach komm, hab dich nicht so. Es bleibt doch in der Familie.«
    »Harald, du bist tablettenabhängig, und du weißt es.«
    »Blödsinn. Ich brauche nur hin und wieder was gegen
    meine Kopfschmerzen. Oder wenn ich im Stress bin. Das habe ich bald wieder im Griff, glaub mir.«
    »Rede nicht solchen Unfug. Du machst dich kaputt!« Sie weigerte sich, seinen Arm loszulassen, obwohl er gegen ihren Widerstand in Richtung Tür strebte. »Harald, ich kenne ein paar Adressen in Stockholm. Niemand hier muss es erfahren. Nicht mal Mama, wenn du mitmachst und sauber bleibst. Es ist eine Krankheit, und man kann etwas dagegen tun.«
    »Ich schaff das allein«, wehrte er ab. »Mach dir keine Sorgen um mich.«
    »Ich will dir doch nur helfen!«
    Ihr letzter Satz fiel mit dem erneuten Läuten der Türglocke zusammen. Bertil kam herein und musterte sie erstaunt. »Alles in Ordnung mit euch beiden?«
    Notgedrungen ließ Anna ihren Bruder los. »Ja, alles bestens.«
    »Ich bin schon wieder weg. Auf Wiedersehen, Bertil. Anna.« Er wich ihren Blicken beharrlich aus und ging eilig zur Tür.
    Anna blendete alle Sorgen um Harald aus und wandte sich Bertil zu. »Zeit, endlich mit dir zu reden.« Sie holte tief Luft. »Bertil, ich habe etwas Wichtiges begriffen, und das musst du wissen, bevor du diese Bewerbung als Bordapotheker abschickst. Dass ich wegwollte, hat nichts mit der Stadt oder mit meiner Arbeit hier in der Apotheke zu tun.« Einschränkend setzte sie hinzu: »Die mir allerdings wirklich keinen Spaß macht. Ich... O Gott, das ist so schwierig... Bitte, Bertil, ich will dir nicht wehtun, aber...« Sie brach ab.
    »Du wolltest vor r«?r davon laufen«, sagte er.
    »Ja«, stimmte sie zu, nur um sofort den Kopf zu schütteln. »Nein, nicht direkt. Nicht vor dir. Ich mag dich wirklich sehr, das weißt du. Aber... Bertil, es war so selbstverständlich, dass wir ein Paar sind. Seit der Schule war es für uns alle klar, so klar, dass niemand auf die Idee gekommen ist, zu überlegen, ob das so in Ordnung ist. Ich meine...« Sie brach ab und suchte nach Worten. »Alle waren so davon überzeugt, dass wir zusammengehören. Vielleicht haben wir uns deshalb nie die Frage gestellt, ob das auch wirklich stimmt.«
    Zaghaft berührte sie seine Hand. »Ich habe es schon länger geahnt, da war so ein Gefühl der Unzufriedenheit... Aber ich habe einfach nicht den Mut aufgebracht, es mir einzugestehen. Und dir gegenüber konnte ich meine Bedenken erst recht nicht äußern. Du bist so ein lieber Freund... Wahrscheinlich der beste Freund, den ich je haben werde.« Sie hob den Kopf und schaute ihn an. »Aber Liebe ist es nicht.«
    Endlich hatte sie es ausgesprochen, und es war, als wäre ein Felsbrocken von ihrer Seele gerollt.
    »Ich weiß nicht mal, ob ich wirklich von hier wegwill«, hörte sie sich zu ihrer eigenen Überraschung als Nächstes sagen. Sie hielt inne, um diesen neuen Gedanken weiterzuspinnen. Zögernd fuhr sie fort: »Ich bin im Grunde gerne hier. Ich... Ich mag die Gegend und die Menschen.« Schon während sie das sagte, spürte sie,

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