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Mittsommerzauber

Mittsommerzauber

Titel: Mittsommerzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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Oder eine Einladung zum Essen. Kino? Sie hätte sich auch einen Spaziergang am Strand vorstellen können. Alles, nur das nicht.
    Hoch über dem Wasser zu sein. Nah an den Wolken. Im siebten Himmel.
    Sie saß neben Sven in dem kleinen Wasserflugzeug und sah auf die Erde. Wie schön das alles war. Und wie weit weg.
    Wie war sie hierher gekommen? Hatte sie nicht gerade eben noch mit beiden Beinen auf der Erde gestanden?
    »Und? Alles in Ordnung?« Sven, der am Steuerknüppel saß, betrachtete sie neugierig.
    »Keine Ahnung. Ich muss erst mal wieder zu mir kommen.« Katarina sah in seine blauen Augen, die jetzt die Farbe des Abendhimmels angenommen hatten. Er sah sie an wie ein kleiner Junge, der seiner Mutter eine Überraschung zum Muttertag bereitet hatte und nicht sicher wusste, ob sie begeistert sein oder mit ihm schimpfen würde.
    »Wo fliegen wir eigentlich hin?«
    »Ich will dir was zeigen. Etwas, das mir sehr wichtig ist.«
    Er steuerte das kleine Flugzeug in einem weiten Bogen nach Norden. Sie verließen die mit Schären übersäte Ostseeküste und flogen ins Landesinnere.
    Katarina beschloss, einfach abzuwarten. Etwas anderes konnte sie sowieso nicht tun.
     
    *
     
    Das Sommernachtslicht wurde kühler, je weiter sie nach Norden kamen. Unter ihnen wurde die Erde allmählich grüner. Dichter Wald bedeckte sie wie ein Tuch. Nur getupft mit dem tiefen Blau der vielen Seen, die in das Land versprenkelt dalagen.
    »Wir sind gleich da.«
    Sven ging langsam in Sinkflug. Die Erde kam näher. Katarina überlegte, wo er hier, in dieser Wildnis, wohl landen würde. Seltsamerweise hatte sie kein bisschen Angst. Sie vertraute diesem Mann, den sie erst seit ein paar Tagen kannte, anscheinend mehr, als sie je einem Menschen in ihrem Leben getraut hatte.
    Sven steuerte einen der idyllischen Seen mitten im Wald an und setzte das Flugzeug auf dem dunklen Wasser auf.
    »Da sind wir. Willkommen, Katarina.«
    »Wo?«
    »Wenn es nicht so kitschig klingen würde, würde ich sagen, im Land meiner schönsten Kindheitserinnerungen.«
     
    *
     
    Es war ein Bild wie aus einem Traum. Sie waren eine Viertelstunde durch den Wald gelaufen, und nun lag vor ihnen ein kleiner, fast kreisrunder See. Und auf diesem schwammen, Katarina konnte es fast nicht glauben, hunderte von Schwänen. Ruhig glitten sie über das dunkel schimmernde Wasser und zogen symmetrische Linien durch die glatte Oberfläche.
    Katarina, die hinter Sven aus dem Wald getreten war, verschlug es den Atem. So etwas hatte sie noch nie gesehen. Sicher, sie kannte Schwäne aus Stockholm. Einige Paare, die in der Nähe der Fähr-Anlegestellen lebten und sich von den Touristen füttern ließen. Oder am Ufer der Schäreninseln nisteten. Aber nie zuvor hatte sie Schwäne in dieser großen Anzahl gesehen. Und zu diesem überwältigenden Anblick kam auch noch ein pfeifendes Geräusch, das auf einmal die Luft erfüllte. Es schwoll zu einem rhythmisch schwingenden Rauschen an, sodass Katarina unwillkürlich den Kopf einzog. Dann sah sie die fünf Schwanenpaare, die im weiten Kreis über den See flogen und schließlich mit vorgestreckten Füßen auf dem Wasser landeten.
    Sven lachte.
    »Als kleiner Junge habe ich immer versucht, dieses Geräusch nachzuahmen. Mit Tüchern, die ich durch die Luft geschwungen habe. Mit einer Peitsche, die ich von meinem Reitlehrer hatte. Es ist mir einfach nicht gelungen.«
    »Wenn sie über dich fliegen, hat man das Gefühl, als würden sie dich gleich mit in die Luft ziehen.« Katarina konnte die Faszination, die die Schwäne auf den kleinen Sven ausgeübt hatten und wohl immer noch ausübten, sehr gut nachvollziehen.
    »Mein Urgroßvater hat diesen See vor vielen Jahren entdeckt. Mein Vater hat mich immer wieder mit hierher genommen, seit ich ein kleiner Junge war.«
    »Svanblom... kein Wunder, dass dein Großvater diese Schwäne gefunden hat - sie sind das Zeichen eurer Familie und sogar im Namen enthalten.« Katarina sah ihn von der Seite an. Sein schönes Profil stand wie gemeißelt vor dem See mit den Schwänen.
    »Sie verlassen diesen See jeden Winter. Und fliegen nach Süden. Mein Großvater hat einmal einen Biologen gebeten, nachzuforschen, wohin sie fliegen.«
    Katarina sah ihn neugierig an.
    »Seltsamerweise konnte er es nicht herausfinden. Irgendwann über Frankreich hat er ihre Spur verloren.«
    »Waren sie nicht mit einem Sender ausgestattet?«
    »Doch, das ist ja das Seltsame. Und trotzdem waren sie wie vom Erdboden verschluckt. Um dann im

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