MK Boeckelberg
ich es nicht besser wüsste, würde ich Sie auslachen und auffordern, mein Büro zu verlassen. So kann ich nur hoffen, dass Sie den Anschuldigungen von Herrn Hünner gegen mich keinerlei Bedeutung zumessen. Die Vorwürfe sind absolut haltlos. Aber das brauche ich wohl nicht extra zu betonen. Sie werden soviel Erfahrung haben, dass Sie Hünners Angriffe auf mich als das werten, was sie sind, nämlich der stümperhafte Versuch, mich aus dem Gefängnis heraus zu diskreditieren, mich auf dem Weg ins Amt des Oberbürgermeisters so kurz vor dem Ziel noch zu Fall bringen zu wollen.« Karsten Mösges saß gelassen hinter seinem Schreibtisch und bewegte seinen Drehstuhl leicht hin und her.
»Wir müssen auf jeden Fall seine Angaben überprüfen.« Frank beugte sich vor, um nach der Kaffeetasse zu greifen, die Mösges Sekretärin zu Beginn des Gespräches serviert hatte.
»Aber meine Herren, selbstverständlich. Natürlich. Sie tun Ihre Pflicht. Bitte«, Mösges machte eine ausladende Handbewegung, »sehen Sie sich ruhig um. Sie dürfen hier im Büro alles überprüfen. Fragen Sie meine Sekretärin und meine Mitarbeiter. Wenn Sie wollen, können wir auch gemeinsam durch mein Haus gehen. Sie werden sehen, ich habe eine blütenweiße Weste.«
»Davon gehen wir aus.« Ecki trank ebenfalls einen Schluck Kaffee.
»Es ist gut, dass die Polizei in Mönchengladbach so fähige Ermittler hat. Ich habe mich über Sie erkundigt. Sie machen einen hervorragenden Job, wie Ihr Präsident mir versichert hat.«
»Danke für die Blumen.« Ecki wirkte geschmeichelt.
»Keine Ursache. Ehre, wem Ehre gebührt, sage ich immer.«
»Und Sie haben wirklich keine Ahnung, wie Hünner das gemacht haben könnte? Fotos machen in den Umkleidekabinen?«
»Ich bin zwar der Technische Beigeordnete dieser Stadt, aber alle technischen Finessen und Neuerungen kenne ich natürlich nicht.« Mösges beugte sich vertraulich vor. »Wenn ich meine Sekretärin nicht hätte, könnte ich heute noch nicht einmal meinen Computer bedienen.«
Frank und Ecki lächelten höflich.
»Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, meine Herren? Wir haben noch jede Menge Zeit. Mein nächster Termin ist erst am Mittag.«
»Wir werden uns um die Einzelheiten noch kümmern. Sie werden in den kommenden Wochen sicher noch eine Menge Fragen zu beantworten haben. So leid uns das tut, aber es muss sein. Wir müssen die Ermittlungen auch in dieser Hinsicht abschließen. Sie verstehen?«
Mösges nickte gönnerhaft.
»Sie sind sicher ein vielbeschäftigter Mann, jetzt, wo Sie nicht nur dieses Dezernat führen, sondern auch noch Wahlkampf machen müssen.«
»Ach, wissen Sie, dass ist alles nur eine Frage der Organisation. Ich habe meine Mannschaft gut aufgestellt, um das mal mit den Worten eines Trainers zu sagen. Wenn die Truppe gut eingestellt ist, dann läuft der Laden von ganz allein. Als Trainer muss ich die richtigen Spieler kaufen und aufstellen. Auf dem Fußballplatz wie auch im normalen Leben.«
»Na, das kann man vom Verein im Moment ja nicht gerade behaupten, dass es rund läuft. Wenn ich mir die Tabelle so ansehe.« Frank schmunzelte.
»Das wird wieder. Das wird wieder. Die Mannschaft und auch der Verein haben genug Potenzial. Sie werden sehen. Und, wer weiß? Wenn endlich die richtigen Spieler gekauft werden, dann sind wir nicht länger die Deppen der Liga.«
Frank musste daran denken, was Hünner über die IEA und die Begehrlichkeiten im internationalen Fußballgeschäft gesagt hatte. Vor diesem Hintergrund erschien ihm Mösges Smalltalk plötzlich in einem ganz anderen Licht.
»Geschäftsführung und Verein machen doch einen guten Job. Das hat dem Verein doch lange gefehlt.«
»Natürlich, natürlich, das habe ich den Verantwortlichen bei unserem letzten Treffen auch ausdrücklich versichert. Nur, sehen Sie sich doch einmal die anderen Vereine der Liga an. Die, die ganz oben stehen, haben auch das Geld, mithalten zu können. Und da müssen wir auch wieder hin. Wir brauchen noch viel Geld für unsere Kriegskasse, um wieder international mithalten zu können.«
»Aber, wo soll das Geld herkommen? Diese Stadt ist nicht reich. Denken Sie daran, wir haben in Mönchengladbach die höchste Kinderarmut, und die Zahl der Bedürftigen, die von den Spenden der Tafel leben müssen oder auf das Essen im Arbeitslosenzentrum angewiesen sind, nimmt rapide zu. Das kann doch nicht gutgehen.«
»Gerade deshalb brauchen wir frisches Geld. Und das muss von außen kommen. Die Menschen
Weitere Kostenlose Bücher