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MK Boeckelberg

MK Boeckelberg

Titel: MK Boeckelberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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es ziemlich stürmisch in Staiths. Der Brief wird Rankin vermutlich aus der Jackentasche gefallen und dann fortgeweht sein. Wenn er denn von ihm stammt. Aber der Name Sabrina scheint eindeutig zu sein. Sollten wir Hünner Unrecht getan haben?«
    »Abwarten, Ecki. Ich will erst das kriminaltechnische Gutachten sehen, bevor ich diesem OB-Kandidaten der KFM einen Freibrief ausstelle.«
    »Das wäre ein Hammer gewesen, wenn rausgekommen wäre, dass Hünner nicht ganz sauber ist.«
    Franks Mobiltelefon klingelte. Umständlich fingerte er es aus der Gesäßtasche seiner Jeans. »Borsch?« Sein Gesicht wurde kreideweiß.
    »Was ist los?« Ecki sah das Entsetzen in Franks Augen.
    »Lisa ist im Krankenhaus. Ich muss sofort zu ihr.«

    Frank hätte fast den Streifenwagen gerammt, der von der Theodor-Heuss-Straße auf das Präsidiumsgelände bog. Mit quietschenden Reifen bog Frank mit seinem MGB auf die Fahrspur Richtung Elisabeth-Krankenhaus. Er fädelte sich dabei knapp vor einem VW Passat ein, der einen Anhänger der Volksbank zog. Der kräftige Fahrer machte seinem Ärger über das waghalsige Fahrmanöver des Sportwagens durch mehrfaches Betätigen der Lichthupe Luft. Frank fluchte.
    Lisa! Was war passiert? Der Arzt hatte ernst geklungen. Frank hupte, als die Frau im Wagen vor ihm nicht schnell genug auf den Ampelwechsel reagierte. Nur keine Zeit verlieren. In seinem Kopf war kein Rankin mehr, hatten Hünner und die toten Kinder Platz gemacht für eine urmächtige Angst um Lisa. Was mochte passiert sein? Das Kind! War das Kind in Gefahr? Ein absurder Gedanke. Lisa war in Gefahr! Kein Zweifel, sonst hätte der Arzt nicht angerufen. Woher hatte er seine Nummer? Nein, es war ja ein Kollege von der Leitstelle gewesen, der ihn angerufen hatte. Nein, es war der Arzt selbst gewesen. »Nein!«, brüllte Frank. Und wieder: »Nein!« Aber das Schreien half nicht. Angst fraß sich tief in sein Denken.
    Frank wäre fast an der Zufahrt zum Krankenhaus vorbeigefahren. Ohne sich mit der Suche nach einem Parkplatz aufzuhalten, parkte er seinen MGB auf den Stellplatz für Taxen direkt vor dem Eingang. Er hatte kaum das Auto verlassen, als der vor ihm parkende Taxifahrer auf ihn zukam. Ohne auf den Mann zu achten, hielt Frank ihm kurz seinen Dienstausweis hin und ließ ihn einfach stehen. Die Frauenklinik. Wo, verdammt noch mal, war die Frauenklinik? Frank versuchte, die Hinweisschilder zu lesen, aber es gelang ihm nicht. Orientierungslos starrte er die geschlossenen Aufzugtüren an. Da zupfte ihn jemand am Ärmel.
    »Junger Mann? Sie möchten doch sicher zur Entbindungsstation?«
    Frank starrte sprachlos die ältere Krankenschwester an, die mit mehreren dünnen Akten im Arm vor ihm stand.
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Das ist normal. Dritte Etage. Und, herzlichen Glückwunsch.« Lächelnd ließ sie Frank stehen.
    Dritte Etage. Er drückte auf den Aufzugknopf. Ungeduldig trat er von einem Bein auf das andere. Hastig drehte er sich um und suchte das Treppenhaus. Er rannte mehr als dass er ging. In der dritten Etage folgte er dem Hinweis »Frauenklinik«. Ohne auf die beiden Frauen zu achten, die ihre Morgenmäntel nur noch notdürftig über ihre dicken Bäuche ziehen konnten, betrat er das erstbeste offene Zimmer.
    »Kann ich etwas für Sie tun?« Die Frau hinter ihrem Schreibtisch stand auf, so sehr hatte er sie durch sein plötzliches Erscheinen erschreckt.
    »Meine Frau, meine Freundin, Lisa, sie ist hier. Wo liegt sie?«
    »Beruhigen Sie sich. Sie sind ja ganz blass. Lisa, sagen Sie? Ein Notfall? Wie ist denn Ihr Name?« Die Chefsekretärin der Frauenklinik sah Frank freundlich an.
    »Borsch. Frank Borsch. Ich bin hier in der Stadt Kriminalhauptkommissar. Ich muss sie sehen. Ich muss zu Lisa.« Überflüssigerweise hielt er ihr seinen Dienstausweis hin.
    »Bitte, nehmen Sie doch einen Augenblick Platz.«
    »Nein, danke.« Frank schüttelte den Kopf und verließ das Vorzimmer.
    Ungeduldig blieb er vor dem breiten Flurfenster stehen. Er fühlte sich ausgebremst. Ihm war schlecht. Er schwitzte. Seine Hände zitterten wie nach zuviel von Schrievers Kaffee. Er musste an Heini denken. Seine Arbeit, er musste weiter ermitteln. Die Kollegen. Die Morde. Hoffentlich ging es schnell, und er konnte Lisa wieder mit nach Hause nehmen. Sie konnten sich keine Zeitverzögerung leisten. Er zog sein Handy aus der Jackentasche. Er wollte Ecki anrufen. Ecki sollte schon mal den Kollegen in England Druck machen. Sie mussten den angeblichen Abschiedsbrief

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