MK Boeckelberg
an.
»Stimmt. Gertrud will ihn und Lisa besuchen.« Schrievers nahm seine Brille wieder ab. Die junge Kollegin war wirklich hübsch anzusehen, dachte er.
»Ich weiß nicht, ob es mit einem Besuch getan ist.« Viola zog die Stirn in Falten. »Ich glaube eher, Frank braucht professionelle Hilfe. Ein Psychologe müsste sich um ihn kümmern. Ich war bei ihm. Wir haben fast die ganze Nacht geredet. Dann ist er eingeschlafen, in meinen Armen. Wie ein kleines Kind.« Sie sah den fragenden und erstaunten Blick in Eckis Augen. Sie hatten sich nur für den winzigen Bruchteil einer Sekunde verändert. Aber das genügte ihr. »Eckers, du solltest nicht einmal denken, was du jetzt denkst.«
Ecki hob entschuldigend die Hände. »Um Gottes willen.«
»Frank ist am Ende. Und das hat nicht nur etwas mit seinem toten Kind zu tun. Wir haben doch unsere Polizeiseelsorgerin, die könnte sich um Frank kümmern. Was meint ihr?«
Schrievers und Ecki sahen sie stumm an.
»Okay, war nur so eine Idee. Ich habe gedacht, dass sie als Pastorin Trost spenden könnte.«
»Ich weiß nicht, Viola. Frank hat es nicht so mit der Kirche. Ich habe mit Lisas Eltern gesprochen. Auch die lässt er nicht an sich ran. Aber das ist auch kein Wunder. Sie sehen sich so selten, dass sie sich erst richtig kennenlernen müssten, um so was wie eine Beziehung aufbauen zu können. Außerdem sind sie selbst völlig fertig.«
»War auch nur so eine Idee. Ich werde auf jeden Fall mal mit van der Heyden sprechen, ob sie überhaupt helfen könnte. Ansonsten haben Frank und ich über den Fall, das heißt, über die Fälle gesprochen. Ich fürchte nur, dass ich euch nicht wirklich helfen kann.«
»Brauchst du mehr Informationen?«
»Einerseits, gewiss. Andererseits, ich bin doch noch keine Profilerin. Mehr als Vermutungen könnte ich im Moment nicht einbringen.«
»Wir können jede Idee gebrauchen.« Ecki seufzte.
In der nächsten Stunde ließ sich Viola Kaumanns die einzelnen Tatortbefunde und die bisherigen Schritte und Erkenntnisse der Mordkommission Bökelberg erklären. Sie unterbrach Eckis und Schrievers Schilderung nur an wenigen Stellen. Bei der Schilderung des Telefongesprächs mit dem britischen Offizier musste Viola Kaumanns laut lachen. Schließlich war Ecki am Ende seiner Bestandsaufnahme angekommen.
»Das klingt doch insgesamt schon mal nicht schlecht.« Viola Kaumanns blickte aufmunternd von Ecki zu Schrievers.
»Das sagst du.« Eckis Blick war voller Skepsis.
»Wirklich. Ihr habt Hinweise auf die Identität der Kinder. Ihr habt Hinweise auf den möglichen Mörder von Sabrina Genenger. Hünner scheint aus dem Rennen zu sein. Das ist doch schon mal was.«
»Nur, dass wir die Identität der Kinder noch nicht genau kennen. Und der Fotograf tot ist. Und wir immer noch davon überzeugt sind, dass Hünner nicht ganz astrein ist.«
»OB-Kandidat Hünner als Kindermörder? Als Mörder seiner Freundin? Im Affekt? Warum soll er sie umgebracht haben? Es gibt dazu keinen Grund. Die Tatortspuren geben auch keinen Hinweis auf Hünner. Und auch nicht bei den Kindern. Das ist doch auch ein Ergebnis, dass ihr einen ursprünglich Hauptverdächtigen abhaken könnt! Und dass dieser Fotograf von den Klippen gefallen ist: Die Natur hat euch unter Umständen viel Arbeit abgenommen. Wer weiß, vielleicht hat Rankin seine gerechte Strafe schon bekommen.«
»Das alles lernst du beim LKA? Das ist dann das Ergebnis? Die Arbeit einer Profilerin habe ich mir anders vorgestellt, um ehrlich zu sein.« Ecki konnte seine Enttäuschung kaum verbergen.
»Mal langsam.« Viola wollte sich rechtfertigen, hielt aber inne.
»Sei nicht böse, Viola. Ist nicht so gemeint. Es ist nur so«, Schrievers versuchte zu vermitteln, »es ist nur so, dass Ecki, dass die ganze MK ziemlich unter Druck steht. Ganz zu schweigen vom PP, dem Staatsanwalt und den Medien.«
»Jaja, schon klar. Wie immer.«
»Du sagst es.« Ecki nickte. »Niemand macht dir einen Vorwurf.«
»Warum auch?« Viola Kaumanns hüpfte vom Schreibtisch. »Ich würde vorschlagen, dass ihr als nächstes noch einmal versucht, die Identität des Mädchens zu klären. Und wartet. Wartet auf den entscheidenden Hinweis.«
»Tolle Aussicht.« Ecki beugte sich vor und legte seine Unterarme auf den Schreibtisch. »Ich bin müde.«
»Machen wir Feierabend.« Schrievers setzte seine Brille wieder ab.
»Jetzt schon?« Ecki sah auf.
»Das bringt doch heute nichts mehr.«
Viola Kaumanns nickte. »Wir sollten unsere Köpfe nicht
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