MK Boeckelberg
auf der Welt für ihn gewesen. Aber er musste sich von diesen Dämonen befreien, die Gespenster aus seinen Träumen jagen. Mit ihr würde seine Vergangenheit verschwinden.
Alexander schreckte hoch. Er hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Er begann zu schwitzen. Er hatte das Gefühl, die Puppe auf seinem Bett hätte ein Feuer entfacht, dass ihn zu verbrennen drohte. Er stieß die Puppe von seiner Matratze. Sie musste weg. Sofort.
Der Fußballspieler schwang sich aus dem Bett, sorgsam darauf bedacht, die Puppe nicht zu berühren. Er schlüpfte in seine Jeans und seine Schuhe. Der Keller! Dort würde er finden, was er suchte. Er öffnete vorsichtig die Wohnungstür. Im Hausflur war niemand.
Vorsichtig stieg er die Treppen hinunter. Auf den Treppenabsätzen blieb er stehen und sah durch die Flurfenster. Er hatte keine Lust, einem Fotografen vor die Linse zu laufen.
Keine fünf Minuten später stand er wieder in seinem Schlafzimmer. Vor ihm lag die Puppe auf dem Boden. Alexander zog sich die Arbeitshandschuhe über und bückte sich. Er trug die Puppe mit weit von sich gestreckten Armen vor sich her. Er lugte wieder vorsichtig in den Hausflur. Immer noch war niemand zu sehen.
In seinem Kellerraum legte er die Puppe auf den Boden und schloss die Tür sorgfältig. Dann hockte er sich vor die Puppe und betrachtete ihr Gesicht. Sie streckte ihm die Arme entgegen und lachte ihn an. So wie sie es immer getan hatte. Es war ein teuflisches Grinsen.
Alexander wusste nun, was zu tun war. Er nahm den Hammer aus seinem Werkzeugkoffer und einen langen Nagel. Mit zwei kräftigen Schlägen trieb er den Nagel durch den weichen Kunststoff.
Es war nicht schwer gewesen, aber er keuchte trotzdem. Er hatte es geschafft. Die Puppe würde ihn nie mehr beherrschen. Sorgfältig legte er sein Werkzeug in den Koffer zurück. Dann nahm er die Puppe und warf sie achtlos in den Abfalleimer, der an der Tür stand. Bevor er das Licht löschte und den Raum verließ, zog er seine Handschuhe aus und legte sie sorgfältig gefaltet zurück ins Regal.
* * *
»Hast du etwas von Frank gehört?«
Ecki schüttelte den Kopf.
Heinz-Jürgen Schrievers zog Franks Schreibtischstuhl zu sich und setzte sich vorsichtig. Trotzdem quietschten die Rollen verdächtig.
»Ich mache mir Sorgen um ihn. Er braucht bestimmt Hilfe.« Eine steile Sorgenfalte stand in Schrievers ansonsten rundem rosigen Gesicht.
»Ich weiß nicht. Lass ihn besser.« Ecki legte nachdenklich den Kopf zur Seite.
»Ich habe mit Gertrud gesprochen. Sie meint auch, das wir jetzt ran müssen. Es wird Zeit.«
»Ich weiß nicht. Ich kann ja nachher mal bei ihm vorbeifahren. Kann ja nicht schaden. Aber ich möchte nicht den Eindruck bei ihm erwecken, dass ich ihn unter Druck setzen will. Druck kann Frank jetzt überhaupt nicht gebrauchen.«
»Ob seine Bandkollegen mit ihm sprechen sollten?«
»STIXS? Ich weiß nicht, ich denke, ich versuche erst mal selbst, mit ihm zu reden.«
»Gut. Ich bin aber aus einem anderen Grund hier. Wie gesagt, ich habe mich gestern mit Gertrud unterhalten. Sie war mit einer Freundin in Sachen Trödel unterwegs. Und da hat sie bei einer alten Frau auf dem Dachboden ein paar Puppen entdeckt. Die hat sie zwar nicht mitnehmen können, aber dafür hat sie einen Artikel in der Zeitung gelesen.«
»Sei mir nicht böse, aber ich kann dir nicht folgen.«
»Habe ich mir gedacht. Deshalb habe ich ihn mitgebracht.« Schrievers faltete eine Zeitungsseite auf, die er in der Hand gehalten hatte. »Da, lies selbst.«
Ecki seufzte und griff nach dem Stück Papier.
Mädchen foltern Barbies
Blonde Kultpuppe wird verschmort, zerstückelt und enthauptet
(dpa). Das Phänomen macht zunächst ratlos: Es gibt z.B. in Großbritannien viele Mädchen, die hassen ihre Barbies so sehr, dass sie sie geradezu foltern. Und das, obwohl sie sie zuvor über viele Jahre innig geliebt haben. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der renommierten Universität von Bath in Westengland. Gerade Mädchen im Alter zwischen sieben und elf Jahren würden ihre Barbies oft verstümmeln, manchmal sogar enthaupten und in Extremfällen sogar in der Mikrowelle schmoren lassen.
Nach Angaben einer Forscherin kam bei einer Befragung von Gruppen jüngerer Schulkinder zutage, dass die Puppe „Barbie" Hass und Gewalt hervorrief. Es sei sogar schadenfroh über physische Gewalt und die Folterung der Puppe berichtet worden.
Viele Mädchen würden die „Barbie-Folter" als ganz normal und als „cool"
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