MK Boeckelberg
verneigt hätte. Zu lächerlich, dieser Mösges, dachte er.
»Was kann ich für Sie tun, meine Herren? Möchten Sie mir nicht die Ehre erweisen, mit mir zu Mittag zu speisen?« Pietzek deutete auf die freien Plätze an seinem Tisch.
»Danke, sehr freundlich. Nein, wir haben schon zu Mittag gegessen. Außerdem sind Sie mit Herrn Mösges verabredet.«
Ecki wollte seinem Kollegen schon ins Wort fallen, überlegte es sich aber anders.
»Mösges kann warten.« Pietzek machte eine wegwerfende Handbewegung. »Er ist jetzt nicht wichtig.«
»In welcher Form und wann ist er denn dann wichtig?« Eckis nur scheinbar harmlose Frage verfehlte ihre Wirkung nicht. Pietzek schien für einen winzigen Augenblick irritiert.
»Wie meinen Sie das, Herr …?«
»Eckers, Michael Eckers, Kriminalhauptkommissar.«
»Herr Eckers. Bitte.«
Abwechselnd konfrontierten Frank und Ecki den Manager der IEA mit den Vorwürfen, die Daniel C. Hünner gegen ihn erhoben hatte.
Georg-Friedhelm Pietzek hörte den Beamten der Mönchengladbacher Kriminalpolizei schweigend zu. Dabei hatte er sich ganz seinen Gesprächspartnern zugewandt, seine Hände lagen dabei leicht gefaltet auf der blütenweißen Tischdecke. Nur einige Male nahm Pietzek einen Schluck Mineralwasser zu sich oder blinzelte für einen Augenblick hinüber zu den ausgestellten Fanartikeln, die den Betreiber des Giorgio als Anhänger des italienischen Formel-1-Rennstalls auswiesen.
Nachdem die beiden Ermittler mit ihren Ausführungen fertig waren, blickte Pietzek kurz auf seine Hände und sah dann Frank an.
»Warum erzählen Sie mir das alles?«
Frank war für einen Moment sprachlos. »Also, ich denke, das müsste sich Ihnen aus unseren Schilderungen längst erschlossen haben.«
»Sie glauben diesen Schmarrn?« Pietzeks ansonsten warme und tiefe Stimme klang nun mit einem Mal hart.
Ecki kam seinem Freund zu Hilfe. »Es geht nicht um glauben oder nicht glauben. Es geht um Fakten, um Beweise, um Indizien. Schauen Sie, bevor Sie eine Entscheidung treffen, vertrauen Sie dann auf Ihren Glauben an den Erfolg Ihres Projekts? Oder ist es nicht eher so, dass Sie Fakten sammeln lassen, Berechnungen und Analysen anstellen lassen, bevor Sie eine Entscheidung treffen und an den Erfolg glauben?«
»Sie müssen mir nicht mein Handwerk erklären, Herr Eckers. Das verstehe ich schon recht gut. Aber ich habe auch verstanden, was Sie meinen. Nun, Sie haben also Beweise, absolut eindeutige Berechnungen, hieb- und stichfeste Tatsachen, die das untermauern, was dieser jämmerliche Versager, dieser Hünner, behauptet.«
Das zögerliche Schweigen der beiden Ermittler war Georg-Friedhelm Pietzek Antwort genug. »Sie sehen, was ich meine. Warum erzählen Sie mir also all diese ungeheuerlichen Dinge? Sind Sie der Überzeugung, dass vor Ihnen ein Mörder sitzt?«
Frank wollte etwas sagen, aber der Münchener hob gebieterisch die Hand. »Sie sollten sich schämen. Meinen Sie, dass ich in meinem Leben so weit gekommen wäre, wenn ich meine Zeit mit dem verbracht hätte, was Sie mir als schmutzige Fantasien eines kranken Mannes präsentieren? Wissen Sie was, rufen Sie meine Tochter an. Sie ist 15 Jahre alt.« Pietzek zog ein Mobiltelefon aus seiner Jackentasche. »Sie ist alt genug, um zu verstehen, was Sie sagen. Los, rufen Sie an, wenn Sie Beweise gegen mich haben.«
Frank hatte Mühe, sich nicht von Pietzeks Verhalten einschüchtern zu lassen. »Bitte, Herr Pietzek, wir haben die Pflicht, Ihnen diese Fragen zu stellen. Es geht um viel. Es geht zum Beispiel um das Leben vieler unschuldiger Kinder. Wir haben Morde aufzuklären, da dürfen die Befindlichkeiten unserer Gesprächspartner keine Rolle spielen.«
Der Manager aus München schien sich besonnen zu haben. »Natürlich. Bitte verzeihen Sie meinen Zorn. Für einen Augenblick haben mich Ihre ungeheuerlichen Schilderungen überwältigt.«
»Ihre Reaktion ist ganz normal.« Ecki schlug sein Notizbuch auf. »Wenn ich Sie dann noch einmal bitten dürfte.«
Pietzeks Befragung ergab wenig Konkretes. Der IEA-Manager konnte auf sämtliche Fragen eine plausible Antwort geben. Er erweckte auch zu keinem Moment des Gesprächs den Eindruck, dass er den Beamten ausweichen wollte. Je länger das Gespräch dauerte, umso gelassener wurde Pietzek.
»Sie können jederzeit mein Haus durchsuchen, meine Konten überprüfen oder mich beschatten lassen. Ich habe nichts zu verbergen. Wenn Sie wollen, stehen Ihnen meine Anwälte jederzeit für die Überprüfung jeder neuen
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