MK Boeckelberg
ewig mit diesen Fotos beliefern können. Das ist auch für Sie viel zu gefährlich.«
Schweigen und stechende Blicke.
Er wollte nur noch weg von diesem Ort und von diesem Mann. »Wie gesagt, Sie haben jetzt Ihre Fotos. Ich gehe jetzt. Wir werden nie mehr über diese Angelegenheit sprechen.« Er spürte, wie sein Hemd an seinem nassen Rücken klebte. Langsam schob er seinen Stuhl zurück.
Krachend schlug Pietzek mit der flachen Hand auf den Tisch.
»Sie bleiben da. Ich bestimme, wann Schluss ist.« Pietzek hatte Hünner nicht aus den Augen gelassen.
Hünner blieb sitzen. Er wollte sich von Pietzek nichts befehlen lassen, andererseits hing von diesem Gespräch eine Menge ab.
»Sie machen so weiter wie abgesprochen. Ich denke, wir haben uns verstanden. Und lassen Sie uns jetzt endlich zum Geschäftlichen kommen. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.«
Der Mönchengladbacher fühlte sich elend. Wäre doch nur Mösges mitgekommen! Zu zweit hätten sie Pietzek vielleicht umstimmen können. Aber so fühlte er sich hilflos ausgeliefert.
»Wie Sie meinen. Aber die Gefahr ist groß, dass die Sache schiefgeht.«
»Hören Sie endlich auf mit der Jammerei. Nichts geht schief. Sie werden die Nerven nicht verlieren, in Ihrem eigenen Interesse. Haben Sie mich verstanden?«
Daniel C. Hünner hatte verloren.
»Na, sehen Sie, alles wird gut.«
Pietzek lachte nun schallend und winkte dabei der Kellnerin, um eine zweite Flasche Wein zu bestellen.
Hünner wollte protestieren, hielt aber in der Bewegung inne.
»Sagen Sie mir, wie die Geschäfte in Mönchengladbach gehen. Sind die Ausschreibungen schon raus?« Pietzek trank einen Schluck Weißwein.
»Soweit ich weiß, sind die Unterlagen noch nicht vollständig. Die Verwaltung braucht sicher noch eine Woche, bis alles fertig ist.«
Pietzek zuckte mit den Schultern. »Solange die Absprachen eingehalten werden, ist mir das egal. Mir fällt ein, da hat schon ein paar Mal ein Redakteur der Westdeutschen Zeitung in meinem Büro angerufen. Er stellt merkwürdige Fragen nach unseren Beteiligungen und Projekten. Offenbar hat man ihm ein paar Informationen gesteckt. Haben Sie eine Ahnung, wer dahintersteckt? Der Typ fängt an, mir auf die Nerven zu gehen.«
Hünner wurde blass. Baumann! Dem langjährigen Lokalredakteur der WZ wurden intensive Kontakte zur Stadtverwaltung nachgesagt.
»Jetzt schauen Sie nicht so blöd. Er weiß nichts. Ich ärgere mich nur über seine ständigen Anrufe.«
»Ich kann mir das nicht erklären. Ich werde Mösges fragen.«
»Und sorgen Sie dafür, dass dieser Baumann nicht mehr anruft.«
Hünner nickte.
»Gut. Und, wie steht das mit den Grundstücken im Nordpark? Sind die schon überschrieben? Kaiser hat mir noch nichts berichtet.«
Hünner kannte Robert Kaiser aus mehreren Verhandlungsrunden. Ein ebenso undurchsichtiger wie harter Geschäftsmann. Das gleiche Kaliber wie Pietzek.
»Soweit mir bekannt ist, hat die GMG die einzelnen Verträge bereits unterschrieben.«
Der OB-Kandidat Hünner wusste, dass das nur bedingt stimmte. Die halbstädtische Grundstücksmanagementgesellschaft hatte in den vergangenen Monaten ihre liebe Not gehabt, die Verkäufe so zu verschleiern, dass selbst ein ausgefuchster Journalist wie Herbert Baumann oder die Opposition nicht hinter die Zusammenhänge kommen würde. Die großen Flächen auf dem alten Militärgelände waren in handliche Parzellen geteilt und an die unterschiedlichsten Firmen verkauft worden, die als potente Investoren aufgetreten waren. Ihnen gemein war ihr Anspruch, für ihre Bauvorhaben öffentliche Gelder beanspruchen zu können.
Nur Hünner und Mösges wussten, dass die Firmen zu einem bundesweiten Geflecht gehörten, von Kaiser und einigen wenigen sorgsam geknüpft, einzig um die genehmigten Fördermittel verschieben und so in private Taschen verschwinden lassen zu können.
Hünner hatte durchaus Hochachtung vor den Münchener Managern. Bisher hatte das Ganze nämlich bundesweit gut funktioniert. Soweit er das beurteilen konnte. Die Rechnungsprüfer oder jeweiligen Staatsanwaltschaften hatten bisher keinen Verdacht geschöpft. Selbst dann nicht, wenn Rechnungen und Löhne fällig wurden und diese Firmen regelmäßig kurz vorher in Konkurs gingen. Bislang hatte er sich nur noch nicht getraut, ähnlich zu arbeiten. Dazu hatte er doch zu wenig Vertrauen zu Mösges. Er würde die Münchener Aktivitäten erst noch einmal eine Weile beobachten, um dann zu entscheiden, ob er mit einem eigenen System auf
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