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MK Boeckelberg

MK Boeckelberg

Titel: MK Boeckelberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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weiterzumachen. Er habe schon zuviel gesehen, hatte er bei einem ihrer langen Sauna-Gespräche gesagt. Das erste Foto war schon mehr als genug gewesen. Das erste Foto hatte sie schon zu ihrem gemeinsamen Schicksal zusammengeführt. Da machte es nichts mehr aus, noch ein Stück weiterzumachen. Es änderte nichts. Wie immer hatte Mösges schließlich nachgegeben. Mösges war keine starke Persönlichkeit. Das war Hünner schnell klar geworden.
    Vom Erfolg des IEA-Projektes hing viel ab. Auch für Mösges. Der wollte gut leben, auch nach einer Abwahl als Dezernent. Noch war seine Position sicher. Dank Hünner. Aber das konnte sich schnell ändern. Hünner hatte das nie erwähnt. Das brauchte er auch nicht. Denn Mösges war ein kluger Mann. Nur schwach.
    Er setzte sich im Wohnzimmer an den Couchtisch. Er hatte Sabrina Genenger längst vergessen. Stattdessen wählte er Mösges Handy-Nummer. Aber Mösges meldete sich nicht. Nun gut, er konnte die zwei Stunden bis zum vereinbarten Termin warten.
    Er blätterte durch die aktuelle Fernsehzeitung, ohne wirklich hinzusehen. Schließlich stand er auf und ging zurück ins Schlafzimmer. Er wollte den Umschlag mit den letzten Fotos herausnehmen und vernichten. Das hätte er schon längst tun sollen, aber die vergangenen Tage waren zu hektisch gewesen. Aber sie lagen zwischen seinen Hemden auch gut versteckt. Der Stoff fühlte sich angenehm weich und kühl an. Aber Hünner fühlte keinen Umschlag. Zunächst fühlte er langsam Hemd für Hemd ab, aber mit jedem Hemd wurden seine Bewegungen hektischer, bis er die Hemden einzeln ausschüttelte und zu Boden warf. Aber der Umschlag blieb verschwunden.
    Hünners Puls raste, sein Kopf drohte zu platzen. Er rannte in die Küche, riss dort sämtliche Schränke auf, auch im Wohnzimmer. Aber der Umschlag tauchte nirgendwo auf.
    Erschöpft blieb er in der Küche stehen und zog die angebrochene Flasche Rotwein aus dem Korb neben der Spüle. Er goss ein Wasserglas voll und trank hastig. Hustend schüttete er den Rest in den Ausguss. Schwer atmend stützte er sich mit beiden Händen auf die Spüle.
    Sabrina musste die Fotos haben. Sabrina! Diese miese kleine Nutte hatte ihm die Fotos geklaut. Anders konnte es nicht sein. Sabrina hatte eine Waffe gegen ihn in der Hand, die tödlich sein konnte. Er musste diese Fotos zurückhaben. So schnell wie möglich.
    Er wählte ihre Nummer.
    »Sabrina, Schatz, ich muss mich bei dir entschuldigen.« Er gab seiner Stimme einen zärtlichen Ton. »Ich habe in den letzten Tagen viel gearbeitet. Da sind eben die Pferde mit mir durchgegangen.«
    Bislang hatte er quasi ins Nichts gesprochen, denn Sabrina Genenger hatte kein Wort gesagt.
    »Sabrina?«
    Keine Antwort.
    »Sabrina, Maus, bist du noch da?«
    Hünner konnte ein leichtes Schluchzen hören.
    »Sabrina, mein Engel, du musst nicht weinen. Ich bin gleich bei dir. Und dann reden wir.«
    Das Schluchzen wurde lauter.
    Daniel C. Hünner wusste jetzt, dass er die Fotos bekommen würde.
    »Bis gleich, mein Schatz.«
    * * *
    Bald sollte er wieder neues Fleisch bekommen! Er war ja so aufgeregt. Er konnte den ganzen Tag schon an nichts anderes mehr denken.
    Er konnte sich kaum noch erinnern an das andere Kind. Er wusste nur noch, es hatte nicht so viel Spaß gemacht. Er hatte sich sehr geärgert. Aber er hatte ihnen keinen Vorwurf gemacht. Er wollte sie nicht durch ungehorsames Verhalten ärgern.
    Er musste sein Werkzeug schärfen lassen. Die Schnitte sollten leicht und mühelos wirken, wie zufällig so ausgeführt. Das mochten sie besonders gerne. Deshalb hatten sie sich ihn ja ausgesucht. Weil er die Kinder immer so nett zurecht gemacht hatte, bevor er sie untersucht hatte, um ihre Seelen zu finden. Er war ein Künstler. Er hatte einen Auftrag.
    Sie hatten ihn dafür gelobt. Damals und auch jetzt wieder. Er hatte sich gewundert, dass er so lange nichts von ihnen gehört hatte. Aber er hatte sich nie beschwert, immer auf den Tag gewartet, der ihm den neuen Auftrag bringen würde.
    Und jetzt stand wieder eine Lieferung unmittelbar bevor. Er musste konzentriert vorgehen. Er hatte das ja nicht gelernt, alles hatte er sich mühevoll selbst beigebracht. Ja, er war schon kein Dummer. Er ahnte nun, wo er die Seele der Kinder suchen musste. Und doch war jeder Schnitt ein neues Abenteuer. Eine neue Herausforderung.
    Er konnte jetzt nur noch warten. Noch ein Weilchen, dann kam für ihn der große Moment, auf den er immer hoffte. Jeden Tag aufs neue. Nicht, dass er ungeduldig war,

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