MK Boeckelberg
diesen Eckball aus dem Tor gehauen hast? Und dann hast du das beste Kopfballtor gemacht, dass ich je gesehen habe. Direkt links oben in den Winkel. Unhaltbar. Und aus der Position fast unmöglich. Aber du hast es gemacht. Das werde ich nie vergessen.«
Alexander Rauh schmunzelte. »Ja. Ich erinnere mich noch gut. Wir haben knapp mit 2:3 gewonnen. Knapp, aber gewonnen.«
»Ich habe alle Berichte darüber gesammelt. Wenn du willst?«
Nun wurde es ihm doch zuviel. Am Ende dachte Hefter womöglich noch, mit ihm befreundet zu sein. »Danke. Vielleicht ein anderes Mal.«
»Mach ich wirklich gern. Ist keine Arbeit. Nur ein Griff.«
»Nein, danke.«
»Wie du willst. Vielleicht ein anderes Mal.« Paul Hefter machte einen beleidigten Eindruck. »Musst du ja selbst wissen.«
»Meinetwegen, bring die Artikel morgen nach dem Training vorbei.« Alexander wollte Hefter jetzt nur loswerden.
»Gerne.« Paul Hefter sah zufrieden aus. »Ich muss jetzt aber los. Für den Chef ein paar Besorgungen machen. Außerdem will ich nachher noch die Kacheln in der Dusche schrubben. Die haben es dringend nötig.«
Alexander sah Hefter hinterher. Der Dicke sah aus wie ein fröhlicher kleiner Junge, der mit kindlichem Ernst ganz bei der Sache war.
* * *
»Bitte, Daniel, bitte lass das. Du tust mir weh.«
Daniel C. Hünner zog ungerührt die Fesseln fester um Sabrina Genengers Handgelenke. Dabei vermied er, sie anzusehen. Wortlos drehte er sich um und verließ den Raum.
»Daniel! Komm zurück. Bitte! Daniel!« Sie versuchte vergeblich mit ihren Füßen zu strampeln. »Es riecht eklig und ich habe Angst.«
Aber Daniel C. Hünner hörte ihre Schreie längst nicht mehr. Er sah zum Himmel. Es sah nach Regen aus. Gut.
Trotzdem machte er sich Sorgen. Er hatte sich mit Sabrina zwar nur selten in der Öffentlichkeit gezeigt, und die Leute wussten auch, dass er reichlich Gebrauch machte von seiner Anziehungskraft auf vorwiegend jüngere Frauen, aber man konnte nie sicher sein. Zudem wusste seine Sekretärin, dass sie ganze Wochenenden zusammen gewesen waren. Sie hatte mehrfach zwei Tickets für Flüge nach Nizza oder London gebucht.
Er musste sehr vorsichtig sein. Wenn er von der Polizei gefragt würde, hätte er ohne zu zögern eine ziemlich einleuchtende Erklärung für die Beamten parat. Die hatte er sich schon zurechtgelegt. Er würde ihnen erzählen, dass er natürlich Sabrina kannte und auch schon mal ein Wochenende mit ihr verbracht hatte. Und das er wusste, dass sie hin und wieder eine Auszeit brauchte, und dann ohne Bescheid zu sagen für ein paar Tage spurlos verschwand. Wohin, das hatte sie ihm nie erzählt, würde er angeben. Und dass er eine Vermutung hatte, obwohl er nie ausdrücklich nachgefragt hatte. Er würde dann mehr beiläufig eine »verflossene Liebe« ins Gespräch bringen, zu der sie scheinbar immer noch ein freundschaftliches Verhältnis hatte. Den Namen wisse er leider nicht. Ihn habe das »Verhältnis« nie gestört. Sabrina sei eine erwachsene Frau mit einer eigenen Geschichte. Er wisse nur, Sabrina habe einmal erwähnt, dass der Mann irgendwo in Frankreich lebe. Und er wisse von gelegentlichen Briefen. Nein, wirklich Sorgen habe er sich nie gemacht. Schließlich sei sie nach einiger Zeit immer wieder aufgetaucht. Und es bestehe zu ihr, wie gesagt, bisher nur eine lockere Verbindung.
Er habe sich also noch keine Sorgen gemacht, würde er sagen. Sie werde bestimmt wieder auftauchen. Schließlich, und das würde er nur im äußersten Notfall und unter dem Siegel der Verschwiegenheit erklären, hätten sie einen ersten längeren gemeinsamen Urlaub geplant, um sich noch besser kennenzulernen. Er trage sich nämlich mit dem Gedanken, Sabrina Genenger zu heiraten. Denn nach seiner Wahl würde er eine attraktive Frau an seiner Seite brauchen. Und Sabrina – an dieser Stelle würde er den Polizeibeamten, sozusagen von Mann zu Mann, zuzwinkern – sei immerhin eine sehr hübsche und begehrenswerte Frau, um die man ihn beneiden werde. Er würde dann lachen und die Beamten zu einem Kaffee in die Sportsbar »gleich um die Ecke« einladen.
Bei der Gelegenheit würde er ihnen klarmachen, dass er einen guten Draht zum Polizeipräsidenten habe. Und dass er nämlich von ihm quasi inoffiziell gebeten worden sei auszuloten, ob ein Umzug des Präsidiums von der Theodor-Heuss-Straße auf das ehemalige Bundeswehrgelände an der Kaldenkirchener Straße überhaupt Sinn mache. Spätestens diesen Wink würden die Kriminalbeamten mit
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