MK Boeckelberg
uns das Ding hinführen?« Sie zeigte auf das GPS-Gerät.
Ralf sah konzentriert auf die Fahrbahn. »Keine Ahnung. Sieht aus, als ob es Richtung Korschenbroich geht. Hm. Korschenbroich. Was könnte das bedeuten? Was gibt’s da? Das alte Hannen-Haus. Sonst wüsste ich nichts. Vielleicht ist ja was in Sachen Schützenfest versteckt. Unges Pengste. Was meinst du?«
»Nee, guck, es geht Richtung Schloss Rheydt.«
Wenig später bogen sie auf den sandigen Parkplatz von Schloss Rheydt ein. Bis auf ein paar leere Fahrzeuge waren sie allein. Die beiden stiegen aus und sahen sich suchend um.
Ralf deutete Richtung Haupteingang und war schon unterwegs.
»Exakt, hier ist es.« Melanie blieb vor einer Übersichtskarte für Radfahrer stehen.
»Von hieraus soll es losgehen? Also, schreib mit. Anzahl der Kilometer im Radwandernetz. Hast du? Dann Einwohnerzahl und Zahl der Übernachtungsmöglichkeiten. Hm. Lass uns mal rechnen.« Ralf nahm das GPS-Gerät an sich und begann die gesammelten Daten umzurechnen.
Melanie stand neben ihm und hatte sich in seinen Arm eingehängt. Sie konnte nicht leugnen, dass auch sie kribbelig wurde.
»Ich hab alles, dann los. Diese Richtung.« Ralf nahm seine Freundin bei der Hand und zog sie förmlich hinter sich her.
»Langsam, Ralf. Ich komme schon mit, keine Angst.«
Gut eine Dreiviertelstunde lang wurden sie über die breiten Radund Wanderwege um Schloss Rheydt gelotst. An den von ihnen identifizierten Stationen mussten sie Fragen beantworten, um weiterzukommen oder sie durften versteckte Filmdöschen öffnen, in denen weitere Koordinaten steckten. Immer waren sie dabei auf der Hut vor Entdeckung. Denn die Döschen waren nur für wirkliche Geocacher bestimmt und durften nicht in falsche Hände geraten.
»So langsam verliere ich doch wieder die Lust. Ich bin jetzt lange genug durch die Gegend geschickt worden. Wann finden wir endlich das Cache?« Melanies Stimme hatte einen nörgeligen Ton.
»Wenn die Angaben stimmen, dann haben wir das Versteck gleich gefunden. Wir müssen jetzt da lang.«
»Aber da waren wir doch schon mal. Hinten ist doch der Hundeplatz dieses Boxerclubs.« Missmutig stapfte sie ihrem Freund hinterher.
Die Koordinaten führten Ralf und Melanie von der fast schnurgerade verlaufenden Niers weg und nicht weit vom Parkplatz am Freibad Volksgarten wieder zurück Richtung Schloss Rheydt. Nach einer Wegbiegung ging es direkt ins Unterholz.
»Nee, oder? Ich habe jetzt echt keine Lust auf Brennnesseln.« Melanie blieb stehen.
»Nun komm, ist doch halb so schlimm. Es ist nicht mehr weit.«
An dieser Stelle war der Wald nicht ganz so dicht. Vorsichtig tasteten sie sich durch das Unterholz, traten die schon deutlich gewachsenen Brennnesseln nieder, bogen trockene Äste zur Seite, die mit knackendem Geräusch brachen, und zwängten sich an wild wuchernden Himbeersträuchern vorbei. Je tiefer sie kamen, um so enger standen die Büsche.
Melanie blieb stehen. »Da hinten ist was Graues. Sieht aus wie eine Wand.«
»Quatsch. Das kann nicht sein. Hier steht kein Haus.« Unbeeindruckt ging er weiter.
»Guck doch. Echt.«
Ralf Bernardy machte kehrt und kam zu seiner Freundin zurück. »Du siehst Dinge, die es nicht gibt, Schatz.«
Seine Freundin deutete in die Richtung vor ihr.
»Du hast Recht. Das sehen wir uns an.« Er zog Melanie mit sich.
»Das passt aber nicht zu den Koordinaten.«
»Ist doch egal, das hat Zeit, da machen wir gleich weiter.«
Beim Näherkommen verdichtete sich das undefinierbare Graugrün zu der bemoosten Seitenwand eines alten Bunkers, die sich erst im letzten Augenblick zu erkennen gab. Wie das vergessene Bauklötzchen eines kindlichen Riesen lag das Weltkriegsrelikt mitten im Weg. Die geraden Linien standen im scharfen Gegensatz zu dem üppig wuchernden Grün.
»Ich glaub’s nicht. Ein Nazi-Bunker. Völlig versteckt im Wald.« Ralf Bernardy ging einen Schritt auf die raue Betonwand zu.
»Lass uns lieber weitermachen. Mir ist das Ding nicht geheuer.« Melanie Contzen zog nun ihrerseits an ihrem Freund.
»Quatsch, lass doch mal gucken. Mal sehen, ob es einen Eingang gibt.« Ralf Bernardy war nicht mehr zu halten. Ohne weiter auf seine Freundin zu warten, ging er auf Erkundungstour.
»Ralf, bitte.«
»Melanie, komm, hier ist eine Tür. Und die ist sogar offen.« Ralfs Stimme klang dumpf.
»Ralf!« Obwohl Melanie Contzen lieber auf den Weg zurückgekehrt wäre, folgte sie ihrem Freund.
»Hier drin ist es verdammt dunkel.«
»Komm zurück, Ralf,
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