MK Boeckelberg
Bewegung. Instinktiv drehte er seinen Kopf zur Seite.
»Was ist?«
»Die Polizei. Draußen stehen die beiden Beamten, mit denen ich gesprochen habe. Oh, Gott, sie kommen, um mich zu holen.«
»Sind Sie wahnsinnig?«, zischte sein Gegenüber. »Hören Sie auf, Panik zu machen. Sie machen ja das ganze Lokal rebellisch. Mann, beruhigen Sie sich. Es wird schon nichts passieren. Wenn die Polizei Sie abholen wollte, wären die beiden mit Sicherheit nicht alleine gekommen. Behalten Sie die Nerven. Hünner! Sie sind hier mit mir zum Essen verabredet. Nicht mehr und nicht weniger. Das wird sicher auch ein durchschnittlich begabter Kriminalbeamter verstehen. Außerdem sehen die nicht so aus, als würden sie jemanden suchen.«
»Eigentlich könnten wir auch ins Giorgio gehen, auf einen Salat.«
»Nee, Ecki, ich habe jetzt echt keinen Bock auf irgendwelche Möchtegernpromis.« Frank wollte seinen Freund weiterziehen.
»Nun hab dich nicht so. Ein bisschen Glanz könnte deinem Leben auch gut tun.« Ecki trat einen Schritt zur Seite.
»Witzbold. Nun komm schon, ich habe Kaffeedurst.«
Nun war es Ecki, der seinen Freund festhielt und mit seinem Kopf Richtung Restaurant nickte. »Guck an, da, am Fenster, Hünner.«
Frank sah verdutzt in die angegebene Richtung »Tatsächlich. Siehste, genau auf solche Tischnachbarn kann ich verzichten.«
»Wer ist das, der bei ihm sitzt? Kennst du den Typen?«
»Nee, keine Ahnung. Nie gesehen. Geschäftspartner? Parteifreund? Scheint ja wichtig zu sein, so eng wie die zusammensitzen.«
»Würde gern mal Mäuschen spielen.«
Frank winkte ab. »Ach, lass sie in Ruhe, Ecki. Vermutlich lesen wir in den nächsten Tagen sowieso in der Zeitung, was denn der Herr Oberbürgermeisterkandidat wieder so wichtiges für unsere Stadt erreicht hat. Hünner wird in den kommenden Wochen und Monaten mit Sicherheit keine Gelegenheit auslassen, um uns mit seinem Parteiprogramm und Zielen zu nerven. Da hat der alte OB dreimal mehr drauf.«
»Du hast wirklich keine hohe Meinung von der Politik.«
»Du doch auch nicht.«
* * *
Melanie Contzen sah Ralf von der Seite an. »Wir haben heute doch schon zwei Routen gemacht. Muss das jetzt wirklich sein?«
Ihr Freund hörte nur mit halbem Ohr hin und hielt stattdessen den Ausdruck aus dem Internet hoch. »Jaja, gleich. Ein bisschen noch. Hör, was hier steht: Beginne deine Suche bei 51 Grad und 10,9 Minuten nördlicher Breite und 6 Grad und 28,8 Minuten östlicher Breite. Dann findest du einige Informationen über Mönchengladbach.«
»Ich bin begeistert.«
»Nun sei doch nicht so.« Ralf sah vom Blatt hoch und zeigte auf sein GPS-Gerät. »Ist doch wirklich spannend. Wir haben doch noch den ganzen Tag Zeit. Macht dir das Suchen denn keinen Spaß?«
»Nein, heute nicht. Ich hatte mir den Tag anders vorgestellt.« Sie gab seinem Druck nach und ließ dabei ihre Hand wie unabsichtlich über seinen Oberschenkel gleiten. »Hm?«
Ralf schob sanft ihre Hand beiseite und rückte ein Stückchen von ihr ab. »Komm, bitte, nur diese eine Route noch. Nur noch ein Cache.«
Melanie verzog ihr Gesicht und verschränkte ihre Arme unter ihrer Brust. »Wir sind schon mehr als eine Stunde hier in der Altstadt herumgeturnt. So prickelnd finde ich die Citykirche und das Münster nun auch wieder nicht. Wenn ich das geahnt hätte, wäre ich Shoppen gegangen. Dann hätte ich bestimmt mehr gefunden als du. Du und dein Geocaching. Das ist doch Kinderkram. Verstecke suchen!«
Ralf versuchte sein strahlendstes Lächeln. »Eben nicht. Kinder haben noch kein GPS-Gerät. Komm schon, Melanie, in den Caches waren doch immer nette Sachen.«
»In Ü-Eiern ist mehr drin.«
»Es geht doch um den Spaß. Komm, sei nicht sauer.«
»Ich bin nicht sauer, aber ich will auch nicht den ganzen Tag vertrödeln. Dafür ist mir meine Zeit zu schade.«
»Sieh es doch so: So lernt man seine eigene Stadt besser kennen. Ist auch eine Form von Sightseeing.«
»Hahaha, danke. So schön ist Gladbach nun auch wieder nicht.«
»Sag das nicht.«
»Komm, hör auf. Ich hab mit dem Kram nix am Hut. Aber wenn du unbedingt willst, dann tipp die dämlichen Daten endlich ein. Umso schneller sind wir fertig. Du gibst ja sonst sowieso keine Ruhe.«
»Du bist ein Schatz. Komm, lass dich küssen.« Ralf zog Melanie zu sich, die erst widerstrebend, dann aber doch lachend in seinen Armen lag.
»Du bist und bleibst ein Kindskopf, Ralf Bernardy.«
Kurz darauf fuhren die beiden mit ihrem Corsa stadtauswärts.
»Wo mag
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