MK Boeckelberg
Frauenarzt. Warum bist du hier, wenn du doch nur nachplapperst, was die Ärzte sagen? Ich will zu Lisa. Ich habe ein Recht darauf, sie zu sehen.«
»Frank, du hast unrecht. Und du weißt das. Du hast kein Recht auf irgendwas. Es geht jetzt um Lisa und darum, dass sie gesund wird. Und hör endlich auf mit deinem Selbstmitleid.«
Frank schnaubte verächtlich.
»Und geh jetzt duschen, alter Mann.« Viola sah sich um. »Ich werde derweil ein bisschen Ordnung schaffen. Und dann reden wir.«
* * *
»Ich habe Karin Kornmann angerufen.« Sebastian Schalke Dembrowski hielt einen Schreibblock in der Hand.
»Ja, und? Wer ist diese Karin Kornmann?« Ecki sah von seinem Computerbildschirm auf.
»Karin Kornmann aus Jever. Sie hatte angerufen, wegen Carina Cloerkes.« Schalke setzte sich.
»Sag das doch gleich.« Ecki setzte sich so, dass er Dembrowski direkt ansehen konnte. »Und?«
»Viel weiß sie nicht mehr. Nur, dass Carina mit ihrer Mutter vor gut zehn Jahren in ihre Straße gezogen ist. Sie kann sich deshalb so gut an das Mädchen erinnern, weil sie die direkte Nachbarin war. Die Mutter und Carina seien allein schon wegen ihres Dialektes in dem kleinen Städtchen aufgefallen. Einen Mann hat Karin Kornmann nicht in der Wohnung gesehen. Viel Kontakt hätte sie ohnehin nicht zu den beiden gehabt. Sie seien sehr zurückhaltend gewesen. Schon bald nach dem Einzug sei Carina verschwunden. Das war damals in ganz Friesland Thema. Niemand konnte sich das erklären. Die Kollegen haben damals alles abgesucht. Aber das Mädchen ist nicht mehr aufgetaucht. Blieb wie vom Erdboden verschluckt. Die Mutter hat das nicht verkraftet, sie ist buchstäblich wahnsinnig geworden über das Verschwinden ihrer Tochter. Soweit Frau Kornmann sich erinnert, lebt die Frau heute in der Psychiatrie.«
»Hm. Und nun?«
»Wir müssen mit den Kollegen aus Jever sprechen. Ich habe schon versucht, Kontakt aufzunehmen. Aber der zuständige Mann ist im Augenblick unterwegs. Die Dienststelle will sich aber auf jeden Fall so schnell wie möglich melden.«
»Gut. Was können wir noch tun?«
»Ich habe schon Heini gebeten, in seinem Archiv zu kramen. Möglicherweise kann er uns schneller helfen als die Friesen.«
»Nicht auszuschließen, Schalke. Gute Arbeit. Wirklich gute Arbeit. Danke.« Ecki sah Dembrowski aufmunternd an.
»Keine Ursache. Ich bin froh, wenn wir endlich vorankommen. Mir geht das Schicksal der Kinder nicht aus dem Kopf. Und auch die Sache mit der Frau. Sie muss furchtbar gelitten haben vor ihrem Tod.«
Ecki nickte. Sie musste furchtbar gelitten haben.
* * *
»Feusters, Sie müssen jetzt ran. Ich brauche ein Konzept von Ihnen. Und zwar dalli. Morgen Mittag bei mir im Büro.« Daniel C. Hünner war alleine im Büro. Deshalb hatte er den Lautsprecher seines Telefons eingeschaltet. Er stand neben seinem Schreibtisch und hielt ein Glas Whisky in der Hand. Es war zwar erst Nachmittag, aber Hünner hatte schließlich doch seinem Verlangen nach Alkohol nachgegeben.
»Bei aller Liebe, Herr Hünner, aber das geht nicht.« Dirk Feusters klang wenig erfreut über Hünners Anruf. Was bildete sich dieser aufgeblasene Fatzke eigentlich ein? So einfach anzurufen und Forderungen zu stellen. Er war doch nicht der Knecht dieses Möchtegern-Bürgermeisters. So viel »Schmerzensgeld« konnte ihm die KFM für seinen Beraterjob gar nicht zahlen. Und außerdem: Er hätte den Vertrag längst lösen sollen. Schließlich stand Hünner im Fadenkreuz von Mordermittlern. Feusters hatte wenig Lust, in die Sache hineingezogen zu werden. Der Unternehmer stand unter mächtigem Druck, der mittlerweile von allen Seiten kam. Feusters Quellen im Präsidium hatten leider nicht schnell genug gearbeitet. Er hätte auf Pietzek hören sollen. Der IEA-Manager hatte ihn schon früh gewarnt. Aber damals war Feusters nur scharf auf die Kohle der KFM gewesen.
»Hören Sie, Feusters, dafür werden Sie bezahlt. Dass Sie Konzepte liefern, und das zu jeder Tageszeit, wenn es sein muss. Sie müssen sich Gedanken machen, wie ich die Einzelhändler in Rheydt ruhigstellen kann. Morgen Abend sitze ich mit den Vertretern der Rheydter Geschäfte zusammen. Dann muss das Konzept stehen.« Hünner trank sein Glas leer und nahm seine Wanderung durch sein Arbeitszimmer wieder auf.
»Soweit ich gelesen habe, hat doch ein Gutachter bestätigt, dass Millionen aus der Innenstadt von Rheydt abgezogen werden. Was erwarten Sie da, Herr Hünner? Es ist doch klar, dass die Geschäftsleute nicht
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