Mobbing
möchte. Auch die Angst um die eigene Position spielt eine Rolle im täglichen Konkurrenzkampf. Wenn im Zuge einer Umstrukturierung die eigene Position gefährdet ist, wird man sie unter Umständen auch mit unfairen Mitteln zu behaupten suchen. All diese Motive haben direkt und indirekt mit dem Willen zur Macht zu tun. Macht ist nicht immer nur der simple Ausdruck eines Wunsches nach Herrschaft.
Mobbing, um unliebsame Kollegen loszuwerden
Ein Mitarbeiter soll zwar möglichst leistungsstark sein. Wenn er aber außergewöhnlich gute Leistungen zeigt und als Überflieger erscheint, können sich die Kollegen bedroht sehen: Sie empfinden Neid und Eifersucht. Auch kann zwischen zwei Menschen einfach die Chemie nicht stimmen. Obwohl die Professionalität gebietet, keine persönlichen Differenzen in das Arbeitsleben hineinzutragen, können sich die wenigsten von derartigen Antipathien gänzlich frei machen. Das Mobbingmotiv „Ihre Nase gefällt mir nicht“ ist eines der simpelsten und ältesten. Ein weiteres Motiv aus dieser Kategorie ist der „Auftragsmord“: Egal warum ein Kollege sich unbeliebt gemacht hat, er soll einfach weg. Wenn es von oben angeordnet wurde, dann führt der Mobber einfach unreflektiert einen Befehl aus.
Vorgesetzte als Täter
Wir erinnern uns: In 38% der Fälle sind Vorgesetzte die Täter. Erinnern wir uns auch an die in der Mobbingdefinition genannten Kriterien. Eins davon besagt, dass der Gemobbte sich in einer unterlegenen Position befindet (sei es von Anfang an oder im Zeitverlauf). Dies bedeutet, dass der Gemobbte weniger Möglichkeiten als andere zur Verfügung hat, sich vor Angriffen zu schützen, und sich folglich schlechter wehren kann. Insofern muss es sich bei dem Mobber also nicht einmal um einen Vorgesetzten handeln, der in der Unternehmenshierarchie wesentlich höher steht. Es kann auch einKollege sein, der zwar formal auf derselben Hierarchieebene steht, aber aus anderen Gründen eine bevorzugte Position innehat und somit eine inoffizielle Führungsmacht für sich beansprucht. Folgende Ursachen für Mobbing aus der Führungsperspektive sind zu unterscheiden:
Führungskräfte können unsicher sein und Angst vor Autoritätsverlust haben. Sie glauben vielleicht, dass sie Faulheit bei ihren Mitarbeitern mit Strenge unterbinden oder ihre Mitarbeiter ganz allgemein mit Druck disziplinieren müssten.
Sie nutzen womöglich ihre hierarchische Position aus, um jemanden loszuwerden, dessen Nase ihnen nicht passt.
Sie können mitunter einfach Spaß daran haben, Mitarbeiter zu drangsalieren.
Führungskräfte geben bisweilen auch nur Befehle von weiter oben bzw. führen sie aus. Soll z. B. eine Abteilung geschlossen oder umstrukturiert werden, kommt die Anweisung, sich einiger Mitarbeiter zu entledigen, vielleicht unmittelbar von der Geschäftsführung.
Ist aber das Einfordern von Disziplin und das Ausüben von Druck nicht etwas, das zu den Aufgaben jeder Führungskraft gehört? Ist jede Art von Kritik schon als Mobbing zu betrachten und dürfen Vorgesetzte nun überhaupt nichts mehr? Wenn ein Unternehmen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckt, müssen die Führungskräfte dann nicht automatisch die Zügel anziehen? Das alles gilt es abzuwägen. Auch die obige Definition von lang anhaltendem Mobbing ist in diesenFällen nicht immer erfüllt. Wie immer muss der Betroffene seine Situation genau analysieren und versuchen zu erkennen, ob in den vermeintlichen Mobbinghandlungen tatsächlich Schikane und Systematik zu erkennen ist.
Mobbing von unten
Es kann aber auch umgekehrt laufen: Untergebene schließen sich zusammen und stellen sich gegen Vorgesetzte – ein Fall von innerbetrieblicher Meuterei. Was treibt sie an? Vielleicht ist man selbst erpicht auf einen Führungsposten und will den unliebsamen Konkurrenten ausschalten. Ein anderer Vorgesetzter wird wegen seiner scheinbar arroganten und ungerechten Wesensart angegriffen. Und schließlich soll ein Vorgesetzter gestürzt werden, der einer Belegschaft von oben vorgesetzt wurde, obwohl sie einen anderen Favoriten hatte. Ein Vorgesetzter kann auch ungeschickt und unsicher agieren. Er kommt vielleicht geradewegs von der Universität und hat wenig praktische Erfahrung.
Unter Kollegen
Wie sieht es unter gleichgestellten Mobbern auf derselben Dienstebene aus? Auch hier können wieder Spaß am Drangsalieren und am Missbrauch von Macht im Spiel sein. Jemand, der ohnehin schon schwach ist, sucht sich einen noch schwächeren Gegner, um sich
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