Mobbing
gerät, in irgendeiner Form dazu beiträgt, Mobbingangriffe zu provozieren. Wer immer wieder in Schwierigkeiten gerät, kann aber natürlich auch durch negative Erfahrungen in der Vergangenheit so verunsichert worden sein, dass er sich deshalb übertrieben misstrauisch verhält und dadurch immer wieder neu aneckt – während jemand, der jahrzehntelang einen guten Ruf in einer Firma genoss, wohl kaum von heute auf morgen eine „Mobbingpersönlichkeit“ entwickelt.
Risikofaktor Geschlechtszugehörigkeit und körperliche Eigenschaften
Es ist bekannt, dass Frauen in typischen Männerberufen Schwierigkeiten haben, sich Anerkennung zu verschaffen. Umgekehrt geht es Männern in typischen Frauenberufen nicht besser. Besonders oft werden auch Personen mit einer Behinderung oder einer auffälligen äußeren Erscheinung Opfer von Mobbing. Auch häufiges Kranksein oder Leistungsprobleme können die Gefahr von Mobbing erhöhen.
Beispiele: Öfter von Mobbing betroffen
Frau G. schielt sehr stark und hat eine Gehbehinderung. Sie ist deshalb zurückhaltend und unsicher. Als eine neue Kollegin ins Team kommt, entstehen Konflikte. Frau P. macht sich hinter Frau G.s Rücken lustig über sie und äfft sie vor den Kolleginnen nach.
Herr W. wollte immer schon Erzieher werden. Seine erste Stelle erhält er in einem Kindergarten, wo er der einzige Mann ist. Schon bald lassen ihn seine weiblichen Kolleginnen spüren, dasser dort unerwünscht ist. Nach einigen Wochen taucht das schlimme Gerücht auf, dass er pädophil sei. Herr W. lässt sich daraufhin krankschreiben.
Frau T. ist häufig krank. Die Zeiträume, in denen sie nicht zur Arbeit erscheint, werden immer länger. Die Kolleginnen müssen immer öfter ihre Arbeit mit übernehmen. Immer wenn man eine Vertretungskraft einstellen will, kommt Frau T. kurzfristig an ihren Arbeitsplatz zurück. Dann wiederholt sich die Situation. Zusätzlich beantragt Frau T. noch eine Kur. Nun kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen mit dem Kollegium. Frau T. lässt sich daraufhin wieder krankschreiben und beschwert sich beim Betriebsrat, sie werde gemobbt.
Übersicht: Erhöhte Mobbinggefahr
Persönlichkeitseigenschaften wie Ehrgeiz, Faulheit, Rücksichtslosigkeit, Konkurrenzstreben, Unsicherheit, Ängstlichkeit, Perfektionismus und Zwanghaftigkeit
Häufiges Äußern von unerwünschter Kritik
Eingeschränkte soziale Anpassungsfähigkeit (Teamfähigkeit)
Auffällige äußere Erscheinung
Außenseiterstatus in einer Gruppe (Hautfarbe, kulturelle oder nationale Identität, Geschlecht, Alter, Religion, sexuelle Identität)
Männer in typischen Frauenberufen (z. B. Erzieher), Frauen in typischen Männerberufen (z. B. Bundeswehr)
Krankheiten und Behinderungen
Leistungsprobleme
Ursachen im Arbeitsumfeld
Die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. In einem Klima der Unsicherheit sind Zukunftsängste an der Tagesordnung.
Veränderungen in der Arbeitswelt
Eine Karriere im Betrieb ist nicht mehr selbstverständlich, weil man keineswegs sicher sein kann, ob es die Firma in ein paar Jahren noch gibt. Betriebsaufspaltungen und Firmenfusionen führen zu immer schnelleren Veränderungen, eine Reorganisation oder Neustrukturierung löst Verteilungskämpfe aus. Befristete Arbeitsverhältnisse und der Einsatz von Leiharbeitern verändern die Beschäftigtenstruktur. Belegschaften wechseln ihre Zusammensetzung in immer kürzeren Abständen. Für den Prozess der betrieblichen Sozialisation bleibt damit immer weniger Zeit. Der erhöhte Druck, der auf der Arbeitswelt lastet, ist ein weiterer Nährboden für Mobbing.
Arbeitsbedingungen, die die Mobbinggefahr erhöhen
Ungünstige arbeitsorganisatorische Bedingungen führen zu einem schlechten Betriebsklima. Zusammen mit einer unsicheren wirtschaftlichen Situation bereitet dies wiederum den Boden für Mobbing. Umgekehrt kann ein schlechtes Betriebsklima natürlich auch die Folge von Mobbing sein, das in einem Betrieb mit ansonsten überwiegend guten Arbeitsbedingungen auftritt.
Welche spezifischen Arbeitsbedingungen erhöhen die Gefahr von Mobbing in einer Firma?
Betriebspsychologen rechnen bei einem Großbetrieb mit einem Sozialisationszeitraum von ungefähr fünf Jahren. In dieser Zeit kann man sich an Schwächen und Eigenheiten eines Kollegen gewöhnen und lernen, sie zu akzeptieren. Wenn diese Zeit nicht zur Verfügung steht, entladen sich mögliche Ängste und Aggressionen auf der persönlichen Ebene.
Viele Berufstätige sehen keine
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