Mobbing
dass man die Betroffenen loswerden möchte.
Gesellschaftliche Ursachen
Mobbing lässt sich aber nicht nur auf persönliche Faktoren und die Arbeitssituation zurückführen. Auch gesellschaftliche Rahmenbedingungen ermöglichen Mobbing.
Vereinzelung und Entwurzelung
Soziologen sprechen vom Zerfall familiärer und gemeinschaftlicher Bindungen. Ein anderes Stichwort ist die „Versingelung“ der Gesellschaft. In den letzten Jahren hat sich ein selbstbezogener Lebensstil entwickelt, der mit zunehmender Angst vor persönlichen Bindungen einhergeht. Es kam zu einem Wertewandel, wobei Arbeit zur höchsten Befriedigungsquelle aufstieg. Wenn sich die Wirtschaftslageverschlechtert und sich Angst vor Arbeitslosigkeit breitmacht, werden schlechte Arbeitsbedingungen immer mehr akzeptiert. Eine sichere Lebensplanung scheint für die Jüngeren kaum noch möglich, weshalb es wieder weniger Familien gibt. Die Mehrfachbelastung und Rollenkonflikte von Frauen, die Beruf und Familie vereinbaren wollen, kommen hinzu. Weiterhin beobachten wir die wachsende Komplexität des modernen Lebens mit zunehmender Abhängigkeit von Maschinen und Spezialisten und immer neuen Technologien. Scheinbar kann man nur noch Teilbereiche des Lebens bewältigen und bestimmen. Die Zahl der bürokratischen Vorschriften steigt. Zusätzlich wird eine erhöhte Mobilität erwartet (Entlokalisierung), also die Bereitschaft, für einen Arbeitsplatz ggf. an einen Ort zu ziehen, der weit vom eigenen sozialen Netz entfernt liegt.
Zusammenhang zum Mobbing
Nun sind aber gerade traditionelle Unterstützungssysteme wie Familie, Partner, Freundeskreis, Verein oder Gemeinde das beste Mittel zur Bekämpfung von Mobbing, weil sie eine natürliche Schutzzone bilden. Wenn diese Schutzzone entfällt, ist der Betroffene unter Umständen angreifbarer, sensibler und verunsicherter. Umgekehrt können potenzielle Täter angesichts fehlender sozialer Kontrolle tendenziell aggressiver vorgehen. Wer grundlegende gesellschaftliche Werte wie Solidarität, Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfe nicht kennengelernt hat, sondern meint, dass nur durchsetzungsfähige Menschen ihre Ziele erreichen, wird wenig Rücksicht auf andere nehmen.
Beispiel
Frau O. befindet sich in einer schwierigen Lebenssituation. Sie hat wenig finanzielle Möglichkeiten und lebt allein. Aus beruflichen Gründen musste sie ihre Heimatstadt verlassen und hat dadurch ihr vertrautes soziales Umfeld verloren. Auf der Arbeit gerät sie immer mehr unter Druck. Sie muss sich aber vieles gefallen lassen, weil sie auf den Job angewiesen ist. Gerne würde sie sich Unterstützung suchen oder sich einfach einmal aussprechen, aber sie kennt kaum jemanden in der fremden Stadt und sie möchte andere Leute auch nicht mit ihren Problemen belästigen.
Die Charakterstruktur und Motive der Mobber
Was sind die Persönlichkeitseigenschaften eines Mobbers? Gibt es so etwas wie eine typische Persönlichkeitskonstante? Und warum handelt er so?
Mobbing zur eigenen Aufwertung (Narzissmus)
Eine Theorie lautet, dass Mobber ein labiles Selbstwertgefühl haben und leicht kränkbar sind. Man nennt diese Charaktereigenschaft Narzissmus. Einerseits müssen diese Menschen ihr instabiles Selbstwertgefühl dadurch stabilisieren, dass sie andere Menschen erniedrigen, andererseits teilen sie gerne aus, ohne die entsprechende Empathie und das notwendige Feingefühl aufzubringen.
Mobbing zur eigenen Entlastung
Ein Phänomen, das Soziologen schon lange beschäftigt, ist das des Sündenbocks: Bei Spannungen in einer Gruppe dient ein Gruppenmitglied als Projektionsfläche für eigene Schwächen und Fehler. Es wird jemand gesucht, der als Schuldiger gelten kann und bestraft wird. Dies lenkt von der eigenen Unfähigkeit ab und richtet die Aufmerksamkeit auf jemand anderen, der für die begangenen Fehler angeblich verantwortlich ist. Ähnlich gelagert ist eine andere Verhaltensweise, die darin besteht, sich jemanden als Blitzableiter zu suchen, um z. B. Wut und Frustration abzulassen. Naturgemäß ist das Ziel solcher Ausbrüche ein schwächeres Mitglied innerhalb der Hierarchie.
Mobbing, um Macht auszuüben
Warum haben manche Menschen ein Machtproblem? Neben dem bereits erwähnten Streben des Narzissten nach Selbstaufwertung ist auch die Bestrafung ein mögliches Mobbing-motiv – wenn man z. B sein Gesicht verloren hat und diese Kränkung jemandem „heimzahlen“ will oder wenn ein Kollege Arbeit liegen gelassen hat und man sich dafür rächen
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