Mobbing
Leider werden die beiden oft unterbrochen und davon abgehalten, sich auszusprechen. In der Abteilung herrscht gerade viel Zeitdruck. Auch der Vorgesetzte der beiden interveniert nicht. Er findet, dass sie ihren Streit selbstständig untereinander regeln sollten. Er sei ja kein „Kindergärtner“.
Der Konflikt ist nun personifiziert. Ein Teil der Arbeitszeit wird ab sofort darauf verwandt, den vermeintlichen Gegner zu provozieren, und erste Stresssymptome werden sichtbar. Die systematischen Angriffe beginnen.
Beispiel
Inzwischen macht sich der Konflikt zwischen den beiden Mitarbeitern immer öfter in Teamsitzungen bemerkbar. Frau G. eröffnet die Mobbinghandlungen, indem sie Frau M. systematisch unterbricht und sie häufig vor versammelter Mannschaft kritisiert. Frau M. kontert daraufhin mit Angriffen auf das soziale Ansehen von Frau G. Sie streut hinter ihrem Rücken Gerüchte über ihre Belastbarkeit, über eine vermeintliche psychische Störung und über ihr angebliches Übergewicht. Der zunehmende Stress macht sich bemerkbar. Frau G. leidet inzwischen unter Schlafstörungen.
2. Mittlere Phase: Die Eskalation
Die gemobbte Person ist nun mehr und mehr isoliert. Sie ist verunsichert und macht Fehler. Diese Fehler liefern wiederum die Begründung für weitere Ausgrenzung. Nun sind auch Arbeitsabläufe gestört und Vorgesetzte werden eingeschaltet. Der Konflikt hat sich inzwischen herumgesprochen. Der Betroffene gilt als problematischer Mitarbeiter. Es wird über Versetzungen nachgedacht. Womöglich greift der Arbeitgeber zu arbeitsrechtlichen Maßnahmen.
Beispiel
Frau M. ist mit ihrer Strategie erfolgreicher. Mehr und mehr Teammitglieder wenden sich von Frau G. ab. Während Frau G. vorher noch einige Verbündete hatte, leidet inzwischen die Arbeitsleistung des gesamten Teams. Das Klima in der Abteilung ist belastet. Frau G. scheint schuld zu sein. Der Abteilungsleiter Herr Z. kann nun nicht mehr abwarten und versucht ein klärendes Gespräch mit den Betroffenen zu führen. Scheinbar herrscht danach vorübergehend Ruhe. In Wirklichkeit verlagern sich dieMobbinghandlungen aber nur unter die Oberfläche. Schließlich verschwinden wichtige Daten von der Festplatte von Frau G. Sie kann dadurch einen wichtigen Auftrag nicht rechtzeitig fertigstellen. Nach heftiger Kritik durch Herrn Z. lässt sie sich krankschreiben.
3. Die letzte Phase: Der Ausschluss
Entweder ist der Betroffene jetzt im Betrieb kaltgestellt, krankgeschrieben, gekündigt, abgefunden oder früh verrentet. Vielleicht führt er auch eine gerichtliche Auseinandersetzung mit dem Arbeitgeber, die die Fronten weiter verhärtet. Eine Umkehr des Prozesses ist nicht mehr möglich.
Beispiel
Es folgt eine Reihe von Abmahnungen gegen Frau G. Zunächst kann sie diese mithilfe eines Anwaltes und durch Einschalten des Betriebsrates noch abwenden. Frau G. wird in eine andere Abteilung versetzt. Der monatelange Prozess hat inzwischen Spuren hinterlassen. Häufige Krankschreibungen führen zu immer mehr Missmut im Kollegenkreis. Niemand will Frau G. mehr „mit durchziehen“. Der Widerstand wächst. Im Rahmen einer Kur beschließt Frau G. ihre Stelle aufzugeben und einen Auflösungsvertrag zu akzeptieren.
Beispielhafter Verlauf von Mobbing
Nicht immer alle Phasen
Laut Mobbing-Report werden nicht immer alle beschriebenen Phasen durchlaufen. Trotzdem hat man es mit Mobbing zu tun. Das Phasenmodell bietet also nur eine ungefähre Orientierung. Gut ein Viertel der Befragten gab an, die erste Phase, die von einem ungelösten Konflikt gekennzeichnet ist, gar nicht erlebt zu haben. Das kann einerseits bedeuten, dass aus heiterem Himmel heraus mit den Mobbinghandlungen begonnen wurde, ohne dass ein ungelöster Konflikt vorgelegen hätte. Andererseits könnten die Betroffenen die Frühphase einfach nicht bemerkt haben. Mobbinghandlungen sind oft versteckt und indirekt, werden also zunächst nicht wahrgenommen.
Beunruhigend ist auch, dass ca. sechs von zehn Befragten sämtliche Phasen durchlaufen mussten, bevor der Mobbing-prozess ein Ende fand. Mehr als die Hälfte war also allen Eskalationsstufen ausgesetzt und erlebte somit auch die gravierenden Folgen, wie etwa arbeitsrechtliche Schritte (z. B. Kündigung) und längerfristige Krankschreibungen.
Wie wirkt sich Mobbing aus?
Nicht nur das Mobbingopfer leidet. Der Kollateralschaden ist groß: Die Kollegen, die Abteilung, der Betrieb und die Familie sind direkt und indirekt mitbetroffen. Im Krankheitsfall werden
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