Mobbing
medizinische und psychologische Behandlungen erforderlich. Im ungünstigsten Fall müssen Juristen eingeschaltet werden und es kann zum Arbeitsplatzverlust kommen.
Wie Mobbing krank macht
Je nachdem, wie lange und wie intensiv die Mobbinghandlungen auf den Betroffenen einwirken, und je nachdem, wie gut oder schlecht sich jemand zur Wehr setzen kann, entwickeln sich früher oder später seelische und körperliche Symptome. Wenn man Mobbingopfer danach befragt, von welchen gesundheitlichen Auswirkungen sie betroffen sind, geben mehr als zwei Drittel an, demotiviert worden zu sein und mit erhöhtem Misstrauen zu reagieren. Über 50% berichten über Konzentrationsmängel sowie Leistungs- und Denkblockaden. Hinzu kommen Angstzustände, Selbstzweifel und Rückzugsverhalten. In einem Viertel der Fälle treten Schuld- und Schamgefühle auf.
Die beschriebenen Einschränkungen führen unweigerlich zu Zuspitzungen: Bedingt durch die Ängste, Konzentrationsstörungen und Schuldgefühle werden vermehrt Fehler begangen. Diese Fehler werden einem wiederum zum Vorwurf gemacht und das führt zu weiterer Verunsicherung und erneuten Selbstzweifeln. Wer an sich selbst zweifelt, erwartet auch, mehr Fehler zu machen, usw. Ein Fachbegriff für diesen Prozess lautet „Negativspirale“.
Früher oder später kommt es zur Krankschreibung. Laut Mobbing-Report nutzen rund 44% aller Betroffenen diesen Ausweg, davon die Hälfte für mehr als sechs Wochen! Die Dunkelziffer ist hoch. Aus Angst um den Arbeitsplatz und vor weiteren Schikanen trauen sich viele Betroffene nicht, zum Arzt zu gehen. Viele Opfer schämen sich auch und wollen nicht als Versager gelten. Eine Krankschreibung ist aus Sichtder Betroffenen auch ein Zeichen der Niederlage und ein Signal an den Mobber, dass er gewonnen hat. Nicht krankgeschrieben zu sein, heißt also noch lange nicht, dass man gesund ist und das Mobbing gut bewältigt.
Welche Symptome treten auf?
Zu den Krankheitsbildern, die auf das Mobbing zurückgeführt werden, gehören:
Schlafstörungen
Kopfschmerzen
Migräne
Rückenschmerzen
Verdauungsprobleme
Herz-Kreislauf-Beschwerden
Depressionen
Ängste
Gereiztheit und erhöhte Aggressivität
Posttraumatisches Stresssyndrom
Verzweiflung und Selbstmordgedanken
Die Symptome können unspezifisch (z. B. Schlafstörungen und Kopfschmerzen) oder auch spezifisch ausfallen (z. B. Ängste und Depressionen). Die gesundheitlichen Folgen sind umso intensiver, je häufiger die Attacken auftreten. Bei täglichem Mobbing erkranken über 50%, bei Mobbing mehrmals im Monat ca. 30% der Opfer. Mit zunehmender Dauer steigterwartungsgemäß die Intensität der Auswirkungen. Der Eintritt gesundheitlicher Folgen ist durch die gängigen stresstheoretischen Modelle erklärbar. Mobbing geht allerdings über den alltäglichen Stress bei der Arbeit weit hinaus. Die Auswirkungen machen sich auf fünf Ebenen bemerkbar:
Kognitiv/mental: Auf der kognitiven Ebene kommt es zu Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen. Die Opfer beschäftigen sich ständig mit den belastenden Ereignissen. Es entsteht sogenanntes „Gedankenkreisen“.
Emotional: Hier kommt es zu depressiven Symptomen wie Hilflosigkeit, Misstrauen, Verlust des Selbstwertgefühls, Scham- und Schuldgefühlen oder Gereiztheit.
Vegetativ: Auf der hormonell-vegetativen Ebene kommt es zur vermehrten Ausschüttung von Stresshormonen über die Nebenniere. So erklärt man sich u. a. die Zunahme der psychosomatischen Beschwerden.
Muskulär: Hier kommt es zu vermehrter Anspannung, Schmerzen und schnellerer Ermüdung.
Verhalten: Am häufigsten kommt es zu Rückzug und Resignation. Im ungünstigsten Fall versucht man mit Medikamenten (Doping) oder Alkohol die Anspannung abzubauen.
Die verschiedenen Ebenen überlappen sich natürlich und sind schwer voneinander abzugrenzen. Die Beschwerden kumulieren irgendwann in einem für die Person individuellen Muster. Jeder Mensch hat sozusagen eine andere Schwachstelle, an der sich die gesundheitlichen Probleme bemerkbar machen.
Die Arbeitssituation der Betroffenen
Die gesamte Arbeitssituation ist mit der Zeit äußerst belastend. Der von Mobbing Betroffene muss einen Großteil seiner Energie dafür aufwenden, sich zu schützen und zu wehren. Diese Kraft steht dann nicht mehr für die Arbeit zur Verfügung. Häufige Folgen für die Betroffenen sind Versetzung oder sogar Kündigung. Zum Teil räumt das Mobbingopfer selbst das Feld, indem es einen Versetzungsantrag stellt oder kündigt, zum Teil
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