Models usw.
glaubte ich ihm. Ich war so schnell verliebt, dass mir beinahe alle Sinne verloren gingen. Mein Leben bestand nur mehr aus Richard dem Arschloch, der damals – ohne jeden Zweifel – kein Arschloch gewesen war. Er war perfekt.
„Wie romantisch“ , fauchte Thorsten, der seinen Arm auf meine Schulter gelegt hatte und mit zugebissenem Mund komische Grimassen schnitt, die mich fast zum Lachen brachte.
„Oh ja, es war so romantisch, ja, das war es wirklich, verdammt!“, stotterte ich in die Runde und stopfte mir das Maul mit Schokolade. Es war so romantisch, bis ich in seine Wohnung eingezogen war.“
Die Männerrunde starrte mich an, denn nun hörte sich die Beziehung nicht wie ein One-Night-Stand an, sondern wie eine echte, dauerhafte Beziehung, die es in der Schwulenszene ja nicht soooo oft gab.
„Ich fahre fort. Die ersten Wochen waren wunderbar. Sex, Liebe und Rock’n’Roll. Eine neue Stadt, ein neues Land, viel zu sehen, viel zu erleben. Richard das Arschloch war so liebenswürdig. Dann lernte ich seine Eltern kennen, die mich auf Anhieb mochten, die meinten, dass ich perfekt zu ihm passen würde. Er und ich kochten an den Wochenenden immer gemeinsam und unter der Woche hatten wir meist viel zu arbeiten, Modelsachen und so.
Dann viel mir auf, das die gemeinsamen Kochstunden an den Wochenenden später wurden, dann wenig und zum Schluss blieben sie ganz aus. Kam er früher am Abend nachhause wirkte er nachdenklich oder guckte Fernsehen. An einem Abend, als ich vorsichtig anklingen ließ, dass ich mir Sorgen machte, um ihn und unsere Beziehung, und fragte, ob alles in Ordnung sei und ob ich ihn beleidigt hätte, rückte er mit der Wahrheit hinaus. Dabei verzog er sein Gesicht und wurde zu einem gealterten Mann, so hatte ich ihn noch nie erlebt.
‚Ich habe durch dich erkannt, dass ich nicht schwul bin .‘ Sagte mir Richard das Arschloch.“
„Das gibt es doch nicht!“, meinte Thorsten.
„Im Ernst?“, fragte Süße-19.
„Nix schwul?“, meinte der Inder.
„Nein“, sagte ich, „der Typ war nicht schwul. Ich meine, er wurde hetero … und ist jetzt Vater von Zwillingen. Oh mein Gott, ich hasse ihn manchmal so sehr.“
„Aber das liegt doch nicht an dir?“, sagte Thorsten fürsorglich.
„Doch, mein zweite Freund, den ich nur kurz kannte und der eher ein Notnagel war, ist auch hetero geworden!“
„Was?“, fragte Süße-19 erstaunt. „Du hast nach Richard dem Arschloch, einen zweiten Freund gehab t, der auch hetero geworden ist?“
„ Jep, so ist es!“
„Story unglaublich!“
Ich nickte und stopfte mir den Mund mit Alkohol und Schokolade zu. Nach diesem Problem nahm ich mir eine Auszeit und hurte durch die Gegend, ich half bei der Erdbeerernte und fickte mir die Seele aus dem Leib ohne an die Folgen zu denken und nun, nun bin ich ein gestrandeter Wal, der von alleine nicht wieder in das Meer zurückkommt, dort wo alle seine Freude leben. Ich blieb seither auf dem Trockenen, ohne Gefühle auszuleben, ohne Gefühle entstehen zu lassen.“
„Wird wird vieles klar, warum du so seien, wie du seien.“
Ich reagierte nicht auf das, was dieser Inder sagte und erinnerte mich nur daran, dass ich wieder so sein wollte, wie ich war: Ein Mann mit Träume, der die Liebe hochlebte, sie genoss, sie mit allen Mitteln als etwas Heiliges betrachtete … aber das war lange her und ich konnte mich kaum erinnern, aus welchem Grund ich irgendwann einmal so heilig von der Liebe dachte.
Ich zog Thorsten an mich heran und rotzte ihm das Poloshirt voll, Süße-19 stopfte mir Schokolade in den Mund und der Inder meinte, eine Pilgerreise täte mir gut.
„Du spinnst doch!“, sagte ich dem Inder, „niemals werde ich mich auf eine verschwitzte Reise durchs Nirgendwo begeben.“
„Hape Kerkeling tat’s gut“, meinte Süße-19.
„Und er schrieb einen Bestseller darüber“, wollte Thorsten gewusst haben.
„Wer?“, fragte der Inder.
Langsam wurde ich wütend, da das Gebräu vom Inder keine Wirkung zeigte. Meine 3 Männer tranken alle ein Glas voll und atmeten stoßweise aus. Dann stand der Inder auf und holte eine weitere Flasche Prosecco vom Kühlschrank und aus seinem Zimmer eine Packung Ferrero Küsschen. „Die gut gegen Kummer!“
„Ich kummere dir gleich etwas“, sagte ich dem Inder, wenn dein Gebräu nicht bald Wirkung zeigt.“
„In der Ruhe liegt die Kraft“, sagte er wie ein benommener Messias und trank ein
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