Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
Vom Netzwerk:
und sich mit dem Gesicht zur Arena gewandt hinstellten. Neben Carter saß ein Mann mit einem eckigen braunen Gesicht; er stieß einen leisen Pfiff aus.
    «Das sind die Zwillinge?» fragte er im abgehackten, näselnden Tonfall eines Afrikaanders.
    «Du wirst es nicht für möglich halten.» Carter wandte sich seinem Nachbarn zu. «Hast du eine Zigarette für mich?»
    «Nein», kam die glatte, aber keineswegs bösartige Ablehnung. «Du bist also schon lange hier?»
    «Lange genug. Und du?»
    «Ich kam vergangene Woche. Die beiden sah ich allerdings bis jetzt noch nicht.»
    «Konntest du auch nicht. Sie waren mit uns bei einer wöchentlichen Übung draußen. Ich bin in ihrer Abteilung.»
    «Wie heißen sie?»
    «Der dort links ist Lok, der andere Chu.»
    «Ich hörte schon eine Menge über sie. Man erzählte mir drei verschiedene Geschichten, weshalb sie so aneinandergebunden herumlaufen. Stimmt das, daß sie homosexuell sind?»
    Carter zog die Oberlippe hoch. «Etwas ungünstige Stellung für zwei Schwule, nicht wahr? Du hast bloß gehört, was die Neuen herumreden.»
    Der Afrikaander griff in seine Hemdtasche und brachte langsam eine flache Zigarettendose zum Vorschein. Er entnahm ihr eine Zigarette, reichte sie Carter, und dieser nickte.
    «Sie waren siamesische Zwillinge», erklärte Carter.
    «An der Schulter zusammengewachsen. Wuchsen so auf, verstehst du? Aber dann, ich weiß nicht genau wann, kam irgendso ein Quacksalber daher, der das Schneiden nicht lassen konnte.»
    «Und er trennte sie?»
    «Ja. Große Sache, geht alles wunderbar … bis auf eines: wenn alles vorüber ist, gehen sie kreischend die Wände hoch, verstehst du? Rennen herum wie Hühner, denen man den Kopf abschlug.» Ungeduldig, weil der andere ihn so verständnislos ansah, zog Carter pfeifend den Atem ein. «Sie müssen einfach miteinander verbunden sein, sonst schnappen sie über.»
    «Du lieber Gott», sagte der Afrikaander.
    Carter zuckte die Achseln. «Das ist psychologisch bedingt, verstehst du?»
    «Arme Hunde», sagte der Afrikaander ohne jedes Gefühl.
    «Aber du kennst den Clou der Sache noch nicht.»
    Carter blickte zu den Zwillingen hinüber und entblößte seine fleckigen Zähne in einem humorlosen, trockenen Grinsen. «Sie hassen einander wie die Pest, taten es immer und werden es immer tun. Sie hören überhaupt nur dann auf, sich gegenseitig zu befetzen und zu beschimpfen, wenn, sie eine Aufgabe haben – so wie die Übung, vergangene Woche.» Er deutete mit dem Kopf gegen die Felsenarena. «Oder wie dieses hier.»
    Karz stand noch immer bewegungslos da. Auf der einen Seite, etwas hinter ihm, warteten die Zwillinge, die Augen auf einen kleinen, gedeckten Lastwagen geheftet, der das Tal herunterkam. Langsam zog Chu aus seiner Uniformjacke ein Päckchen Zigaretten heraus und zündete sich eine an. Lok drehte den Kopf herüber und warf ihm einen haßerfüllten Blick zu. Sein Gesicht verzerrte sich wie im Krampf. Er hob eine Hand und schlug Chu die Zigarette von den Lippen.
    «Nicht jetzt, du Hund!» Sein Englisch war überaus komisch, aber das Gift, das in seinen Worten lag, wirkte derart schockierend, daß nur ein Geisteskranker darüber hätte lachen können.
    Ein tierischer Laut drang aus Chus Kehle. Er hob die klauenartigen Hände, schüttelte sie in einer tollen Raserei und ließ sie dann wieder herabhängen. Sekundenlang standen sie Kopf an Kopf und starrten einander an.
    Dann wich die Spannung aus ihrem Gesicht, und ihre Blicke suchten wieder den herankommenden Lastwagen.
    Interessant, dachte Liebmann, daß Karz derartige Ausbrüche überhaupt nicht zur Kenntnis nahm. Für ihn waren die Zwillinge ein einziges Wesen.
    Sarrat kicherte leise vor sich hin. «Faßt euch in Geduld, meine Freunde. Die Medizin, die ihr braucht, ist bereits im Anrollen.»
    Der Lastkraftwagen blieb am Fuß des Abhangs stehen. Zwei Männer kletterten an der Rückseite herunter, ein dritter, der die Hände auf dem Rücken gefesselt hatte, folgte ihnen unbeholfen. Er war ein großer Mann, ein Spanier aus Marokko. Er hatte einen mächtigen Körper und flinke Augen in einem dunkelhäutigen Gesicht. In seiner Haltung lag eine Spur von Trotz, während er zwischen seinen beiden Wächtern den Hang hinaufstieg.
    Als er in der Mitte der Arena anlangte, nahm ihm einer der beiden die Handschellen ab, dann gingen sie weg und ließen ihn allein stehen.
    Er rieb sich die Gelenke.
    «Hört zu», sagte Karz, und obwohl er seine Stimme nicht hob, war sie doch jedermann

Weitere Kostenlose Bücher