Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits
wieder von Angesicht zu Angesicht gegenüber.
Mit einem lässigen Schwung warf Chu nun das Bajonett über seine Schulter. Lok fing es auf, als es hinter seinem Rücken herunterkam. So führten sie eine Weile erstaunliche Kunststücke vor, während das Bajonett von Hand zu Hand ging und man den Eindruck hatte, ein einziger Sinn beherrsche jeden Nerv und jede Sehne in diesen beiden Körpern. Als Chu dann unvermittelt das Bajonett schleuderte, überrumpelte es Vallmanya völlig.
Der schwere Griff prallte auf sein Brustbein, während er versuchte, auszuweichen. Einen Augenblick lang strauchelte er und verlor das Gleichgewicht. Dann bückte er sich, hob das herabgefallene Bajonett auf und sprang damit auf Distanz zurück. Die Zwillinge grinsten.
«Sie holen einfach alles heraus», meinte Carter anerkennend. Er hatte die Hoffnung auf eine Wette aufgegeben.
Der andere zuckte die Achseln. «Das würde mir keinen Spaß machen, gegen einen Mann zu kämpfen, der nichts zu verlieren hat.»
«Für die beiden ist das Medizin», entgegnete Carter und beobachtete, wie Vallmanya sich abwehrend duckte und die Zwillinge zwang, zum Angriff überzugehen.
Sie bewegten sich auf ihn zu und setzten dabei die Beine so sicher und koordiniert, als wären es die vier Beine einer Katze. Die Stahlhände waren bereit, zuzuschlagen.
Vallmanya stieß nun tiefer nach Chus Lenden, und wieder war der Schlag der Klinge gegen Metall zu hören. Im selben Augenblick stützte Lok eine Hand auf die Schulter seines Bruders, sprang hoch und schlug mit beiden Füßen nach vorne. Mit dem einen Stiefel traf er Vallmanya an der Schläfe, mit dem andern in die Rippen. Vallmanya ging wie betäubt zu Boden und rollte sich schnell aus ihrer Nähe, nun wieder mit leeren Händen.
Chu hatte das Bajonett. Als Vallmanya sich erheben wollte, schlugen ihn drei gepanzerte Fäuste wieder zu Boden.
«Sie machen ihn nur weich», bemerkte Carter und drückte seine Zigarette aus. «Sie könnten ihm mit einem Schlag das Genick brechen, wenn sie es wollten.»
Vallmanya taumelte rückwärts durch die Arena wie ein angeschlagener Boxer und versuchte, sich durch unbesonnenes Ducken, durch Seitenschritte, den harten Schlägen zu entziehen, die seine Arme und Schultern methodisch lähmten, ihm den Atem aus den keuchenden Lungen sogen und die Kraft seines wuchtigen Körpers brachen.
Plötzlich war alles still geworden, und die drei Männer standen wie zu Salzsäulen erstarrt. Vallmanya schwankte ein wenig, als er sich den Zwillingen so nahe gegenüber sah. Er wäre gefallen, wäre er nicht gehalten worden. Jeder der beiden hatte mit der äußeren Hand eines von Vallmanyas Handgelenken ergriffen und drehte es fest herum, um so den Arm zu blockieren. Sie schoben jeder ein Bein nach vom und kreuzten die Unterschenkel. Durch eine Drehung des Fußes hatten sie Vallmanyas Knöchel eingeklemmt, so daß er nun völlig hilflos war. Mit den freien Händen ergriffen die Zwillinge das Bajonett.
Langsam hob sich die Klinge, bis sie direkt über Vallmanyas Herzen stand. Ein zitternder Schrei entrang sich seiner trockenen Kehle. Die Zwillinge wandten den Kopf, lächelten einander zu, blickten dann wieder auf Vallmanya und stießen gemeinsam zu.
Der Schrei wurde mit einemmal schrill, dann verstummte er jäh.
Vallmanya sank in die Knie. Blicklose Augen starrten auf das Bajonett hinab, das durch seinen Körper getrieben worden war. Hart schlug der Griff auf dem Felsen auf, als der Körper vornüber fiel.
Langsam, zufrieden, streiften die Zwillinge die Handschuhe ab. Einen Arm um die Schulter des andern, so gingen sie auf Karz und seine Kommandeure zu. Durch die Reihen der Zuschauer ging ein langer Seufzer, dann erhob sich wieder das Stimmengewirr.
Karz blickte auf Liebmann und sagte: «Normales Training heute nachmittag. Abteilungen zum Appell um 14 Uhr 30. Treffen der Kommandeure im Kontrollraum des Hauptquartiers um 15 Uhr.»
Er drehte sich um und ging den felsigen Hang zu seinem Jeep hinunter. Sein Fahrer folgte ihm.
Liebmann hatte als Stabschef außer Sarrat, Hamid und den Zwillingen noch zwei weitere Kommandeure unter sich. Der eine war ein dunkler, stoischer Georgier namens Thamar. Nach Liebmanns Ansicht war Thamar der einzige Mensch, der in Gegenwart von Karz keine Spur von Furcht empfand. Aber das war keine Frage des Mutes, sondern schien chemisch bedingt.
Offenbar funktionierten einige von Thamars Drüsen, Nerven oder Gehirnzellen nicht richtig und machten ihn auf diese Weise
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